Die Springboks müssen versuchen das südafrikanische Rugby aus dem Super 14 Mittelmaß zu befreien
Geschrieben von Manuel Wilhelm   
Samstag, 10. Mai 2008

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Foto: Miriam May

Die Verteidigung ihres World Cup Teams beginnt für Südafrika bereits im nächsten Monat, genauso wie ihre Regierungszeit als Nummer 1 in der Welt. Wie werden Sie reagieren, wenn der Rest der Welt den Versuch unternimmt sie von ihrem Thron zu stoßen?

Der neue Trainer der Springboks Peter de Villiers hat eine Menge Erfahrung als Trainer von südafrikanischen Auswahlmannschaften, schließlich war er bereits für die U19, die U21 und das B-Team der Springboks verantwortlich.

Er ist der erste schwarze Trainer der Nationalmannschaft und hat erst kürzlich den Weltmeister John Smit als Kapitän benannt, ein logische Entscheidung, da Smit ja bereits die Weltmeisterschaftsmannschaft angeführt hat.

Allerdings ist die offizielle Aussage des Südafrikanischen Rugbyverbands, dass nicht mehr als drei Spieler für die Springboks nominiert werden können, die ihr Rugby ausserhalb von Südafrika spielen – und mit Smit (der beim französischen Spitzenteam Clermont Auvernge aktiv ist) als Kapitän, hat De Villiers sich selbst darauf limitiert nur zwei weitere “Auswärtige” nominieren zu können.

Der Kader der Springboks verfügt über beachtliche Tiefe, obgleich einige Experten der Meinung sind, dass die Innenpositionen für de Villiers zum Knackpunkt werden könnten.
Die Super 14 Tabelle bietet dem südafrikanischen Fan zur Zeit jedoch eher ein trauriges Bild, finden sich doch drei südafrikanische Teams am Ende der Tabelle wieder. Besonders deutlich wird dieser Missstand am Beispiel der Lions und der Cheethas. Und die höchstens durchschnittlichen Leistungen des Titelverteidigers, den Bulls aus Pretoria, sind hoffentlich auch kein Maßstab dafür, wie eine afrikanische Mannschaft agiert, nachdem sie eine Meisterschaft errungen hat.
Die Sharks sind in der Verteidigung ebenso beeindruckend wie sie im Angriff zahnlos sind, obwohl ein gutes Drittel des Teams aus aktuellen Weltmeistern besteht.
Die von Rassie Erasmus betreuten und von ihrem bärenstarken Kapitän, dem Springbok Jean de Villiers, angeführten Stormers sind der einzige Lichtblick und zugleich das Maß aller Dinge im südafrikanischen Rugby und in der derzeitigen Form, sind sie mit Sicherheit auch einer der heißen Kandidaten für den Titelgewinn 2008. Das Team aus Kapstadt hat 11 Nationalspieler in seinen Reihen und 4 weitere Spieler, die sich diese Saison gute Chancen auf ein Debüt im Nationalteam ausrechnen können. Vor Allem ihrem Selbstvertrauen im Angriff, ihrer Härte im offenen Spiel und ihren Fertigkeiten in den Standardsituationen haben sie den Status als Titelanwärter zu verdanken.

Weise Trainer aus der Südhemisphäre neigen dazu, ihre Nationalteams um ihre stärkste Provinz zu bilden und der neue Coach de Villiers wäre in diesem Fall gut damit beraten, das gleiche zu tun.

Der Sturm der Springboks wird wie immer bedrohlich daher kommen und es sieht so aus, als verfüge er diese Saison auch über die nötige Tiefe. Die erste Reihe Stürmer Brian Mujati, Beast Mtawarira and Gurtho Steenkamp sind alle in guter Form und abgerundet wird die erste Reihe, wie gesagt, vom Kapitän John Smit.

Es ist zu erwarten, dass Bakkies Botha in der zweiten Reihe seine erfolgreiche Partnerschaft mit Victor Matfield wieder aufnehmen wird (dieser verdient sein Geld momentan in der zweiten französischen Liga bei Toulon), beide gehören unbestritten zu den besten Spielern auf ihrer Position und sind vor allem im Gassespiel unerreicht.

In der dritten Sturmreihe könnte de Villiers sogar 2-3 Weltklasse Trios aufbieten, mit den herausragenden Ryan Kankowski, Luke Watson und Juan Smith, sowie dem derzeit verletzten Starflanker Schalk Burger.

Auch auf der Gedrängehalb Position hat de Villiers die Qual der Wahl, bieten sich mit Ricky Januarie, Ruan Pieenar und Fourie du Preez, der zur Zeit das Nummer 9 Shirt sein eigen nennt, gleich drei Spieler von höchster internationaler Güte zur Auswahl an.

Anders sieht es auf der Verbinderposition aus, ist hier die Auswahl doch sehr begrenzt, Peter Grant ist eigentlich die einzige ernsthafte Option. Es gibt zwar zahlreiche südafrikanische Verbinder, aber die Leistungen aller waren diese Saison äusserst schwankend. So könnte es gut sein, dass Butch James aus Bath (England) für die Länderspiele zurückgeholt werden wird, damit wäre allerdings das Kontingent der auswärtigen Spieler bereits erschöpft. Gerechtfertigt wäre eine Nominierung von James allemal, da er zur Zeit in Topform ist und nicht außerdem ist er ja auch der Weltmeisterschaftsverbinder.

Jean de Villiers war überragend auf Innendreiviertel und das über das gesamte Super 14. Aber wer spielt neben ihm? Waylon Murray und Jaque Fourie sind in ihrer Form äusserst unbeständig und fanden sich deshalb diese Saison immer wieder auf der Reservebank wieder, ähnliches kann man von Jean’s Partner bei den Stormers, Gcobani Bobo behaupten. Allerdings zeigte seine Formkurve zuletzt deutlich nach oben und die erprobte Paarung mit de Villiers könnte vielleicht auch international funktionieren.

Die “Back Three” sollten kein Thema sein. Alle südafrikanischen Aussendreiviertel erinnern auf Grund ihrer Geschwindigkeit eher an Düsenjäger als an gewöhnliche Spieler und auch auf der Schlussposition stehen mit Conrad Jantjes und Percy Montgomery zwei Spieler mit guter Form zur Auswahl.

Das erste Länderspiel werden die Südafrikaner gegen die Grand Slam Sieger aus Wales bestreiten, die allerdings momentan so vom Verletzungspech gebeutelt sind, dass sie für die Springboks keine wirkliche Bedrohung mehr darstellen sollten. Sicher wird Warren Gatland dafür sorgen, dass sein Team taktisch perfekt vorbereitet in die Begegnung geht, aber die “Red Dragons” haben es bei ihrem 6 Nationen Triumph mit keinem Team mit der Power und Klasse der Springboks zutun gehabt.

Die tapferen Italiener werden sicher ein ernstzunehmender Test, aber ihnen fehlt das Besondere, der so genannte X-Faktor, und sie sind einfach noch nicht auf dem Level um Auswärts mit den Topteams mithalten zu können. Der neue Coach der Italiener und ex-Springbok Coach Nick Mallet wird seine Mannen schon darauf vorbereiten, was da auf sie zukommt.

Das Tri Nations wird, wie immer, die ultimative Nagelprobe. Die All Blacks waren in den vergangenen Jahren die eine Rugby Großmacht, der es immer wieder gelang die Springboks in ihre Schranken zu weisen. Und auch wenn die Boks gegen die All Blacks in den vergangenen 4 Jahren mehr Erfolge vorzuweisen haben, als jedes andere Land in der Welt, werden die Neuseeländer nur allzu große Lust verspüren, dem Weltmeister einen Strich durch die Rechnung zu machen, indem sie ihren Tri Nations Titel verteidigen.
Zumal zwei der drei Begegnungen auf neuseeländischem Boden stattfinden werden, auf welchem die Boks schon seit 9 Jahren sieglos sind.

Die Wallabies, betreut von ihrem neuen Trainer Robbie Deans, werden eine weitere sehr harte Probe. In den vergangenen Jahren wurden die Lorbeeren hier immer relativ gleichmäßig verteilt, mal abgesehen vom dem 49-0 Debakel welches die Boks 2006 über sich ergehen lassen mussten. Ansonsten wurden mehr als die Hälfte der 20 Begegnungen in diesem Jahrtausend mit weniger als 6 Punkten Unterschied entschieden.

Bei ihrer Tour am Ende dieses Jahres treffen die Springboks auf England, Schottland und wiederum Wales – dies werden mit Sicherheit sehr offene Begegnungen. Zwar sind die Südafrikaner zu diesem Zeitpunkt schon Schlachterprobt aber auch abgekämpft und ihre Gegner hatten bereits eine gesamte Saison Zeit den Weltmeister zu beobachten.

2009 kommen dann die Lions nach Südafrika und hier gilt es dann Fahrt aufzunehmen im Hinblick auf die Weltmeisterschaft.

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Kommentare (5)add comment

king carlos said:

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Guter Artikel, aber das 49:0 Debakel 2006 mussten die Bokke über sich ergehen lassen, nicht die Wallabies.
Mai 10, 2008

mulu said:

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@king carlos - tja..da hat mir wohl die müdigkeit einen strich durch die rechnung gemacht, habs schon korrigiert..
Mai 10, 2008

king carlos said:

217
...
^^
Mai 10, 2008

four007 said:

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Guter Bericht. Man darf natürlich nicht vergessen, das um diese Zeit im S14 2007 (nach Woche 14) die Tabelle nicht viel besser aussah für die SA Teams. Stormers, Cheetahs und Lions endeten 10. 11.12 - lediglich gefolgt von den Reds und wer hätte es vermutet, den Waratahs auf Rang 14. In SA gibt es immer! genug Spielermaterial um ganz oben mit dabei zu sein, es geht nur jeweils darum was der Coach damit anfängt&da wird es spannend,da die Nominierung dort bekanntlich auch immer ein Politikum ist
Mai 10, 2008

four007 said:

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..ist..

kurzer Nachtrag noch. Jaque Fourie spielt heute sein erstes S14 Spiel 2008, nach langer Leistenverletzung.. Er hätte sich wahrscheinlich gewünscht auf der Bank sein zu dürfen smilies/smiley.gif
Bei der Innenliste mit Jean de Villiers sollte man Francois Stein nicht vergessen, der nach der Verletzung von de Villiers in Frankreich eine Riesen WM gespielt hatte.
Mai 10, 2008

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Letzte Aktualisierung ( Samstag, 10. Mai 2008 )