Die finale Schlacht
Geschrieben von Jamie Deuce   
Freitag, 25. April 2008

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Englands Richard Hill

Die vergangenen 15 Jahre waren eine lange, harte und mitunter auch sehr schmerzhafte Reise für Richard Hill. Er will nicht, dass sie am Sonntag in Coventry endet, und er wird alles tun, was ein Mann mit einem kaputten linken Bein tun kann, um es mit Saracens gegen Munster zu ihrem – und auch seinem – ersten Heineken Cup Finale zu schaffen.

Hill verdient den großen Auftritt. Nicht nur wegen der 71 Länderspiele, den drei Lions Tours, oder der gewonnenen Weltmeisterschaft. Sondern für seine Partnerin Claire, seine Familie, die ihn seit seinen Kindertagen in Salisburys mini-rugby-section vor 30 Jahren so treu begleitet hat, für die Ärzte – insbesondere seinen Chirurgen Fares Haddad – die ihn das ein oder andere Mal zusammenflicken mussten, und nicht zuletzt für die vielen Tausend, die seine Hingabe und sein Können bewundert haben, und die ihn für einen von Englands besten Spielern der Profiära halten.

Hill sieht das nicht so. Das hat und wird er auch nie. Der Grund, warum er nicht vor drei Jahren zurückgetreten ist, als er sich zum zweiten Mal innerhalb von neun Monaten am selben Knie einen Bänderriss zuzog, war, dass er noch nichts gefunden hatte, was den Kick, den er beim Spielen bekommt, hätte ersetzen können.

Das hat er immer noch nicht, aber das permanente Humpeln, mit dem er gestraft ist und das Management, dass nötig war, damit er in den letzten 18 Monaten ein paar Spiele für Saracens spielen konnte, lassen erahnen, dass seine Zeit begrenzt ist und langsam abläuft.

„Er war einer der größten Stars des internationalen Rugbys,“ sagte Alan Gaffney, Saracens’ Headcoach, der heute die Startaufstellung für das Spiel gegen Munster bestätigen wird. „ich kann mir kaum vorstellen welchen anderen Dritte-Reihe-Stürmer ich da mit ihm aufstellen könnte, denn keiner den ich kenne hat Hilly’s Grips.

Er ist jetzt nicht so agil, aber es ist oft nicht so sehr das was er macht, sondern das was er verhindert. Sein Lauf ist so, dass er vielleicht nicht auf Kontakt geht, aber seine Stärke liegt in seiner Spielweise, er ist so präzise.“

Hills Präsenz scheint außerdem das Beste aus seinen Kollegen rauszuholen, weil er die Messlatte hoch hält. „Ich bin wie eine Saga, eine Story, die immer weiter geht, jede Woche“, sagt Hill, der nächste Woche seinen 35. Geburtstag feiert, „aber es war nie der Fall, dass ich einfach entschieden habe zu gehen, viel mehr wollte ich immer noch spielen, ich habe mich noch nicht bereit gefühlt mich zur Ruhe zu setzen.“

All das, um noch die eine oder andere Saison bei seinem Club herauszuspielen. „Als er zu uns kam sagte er, er möchte auf der 7 spielen, das sei die einzige Position auf der England ihn auswählen würde,“ sagte Mark Evans, der Vorsitzende der Harlequins, der die Sacarens 1993 trainierte, als Hill auftauchte. „ich fand das eine ziemlich freche Aussage von jemandem, der gerade frisch vom College kommt.

Im selben Jahr fuhr er auf die England A tour nach Australien und kam nicht ins Team. Daraufhin wurde er viel härter, viel fokussierter. Bei uns in Sacarens hatten wir nicht viele Mittel oder die besten Spieler. Wir mussten ein bisschen pfiffig sein und Richard konnte sehr vielfältig in seinem Stil variieren. Jedes Mal war er entweder gut, oder hervorragend, ich kann mich an kein durchschnittliches Spiel von ihm erinnern. Er hatte seine feste Meinung vom Spiel und den Leuten, aber er hat nie die Grenzen überschritten, er hat alles für sich behalten – ich bewundere ihn sehr dafür.“

Hills erstes Spiel machte er als rechter Flügelstürmer, einen Namen machte er sich aber mit der Nummer 6, weil so die Balance mit Lawrence Dallaglio und Neil Back auf der Seite besser stimmte. Wie der Zufall es wollte, verpasste er das einzige Finale an dem Sacarens je teilnahm, das Teltley’s Bitter Cup Finale im Jahre 1998, wegen eines Bandscheibenvorfalls.

Es gibt keine sicheren Pläne für die Zukunft. „Ich verhandle mit Sacarens, aber ich bin offen für Anregungen, ob sie mit Rugby zu tun haben, oder nicht.“

Martin Johnson, seinem ehemaligen Kameraden in der Nationalmannschaft, schickte er eine Nachricht mit der Frage, ob er seinen Ruhestand noch herauszögern sollte und Johnson, der zukünftige Manager Englands, forderte ihn auf, ein Mentor für die kommenden Generationen zu sein. Doch vorher gibt es da noch ein gewaltiges Spiel zu spielen, und Hill war immer einer, der einen Fuß vor den anderen setzt.

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