Drei TR-Thesen zu den Munich 7s
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 20. Mai 2024

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Das Wolfpack hat nach dem geglückten Umbruch mit Amekuedi und Dipper zwei starke Finisher im Team. Foto (c) Perlich

Die München 7s waren sowohl sportlich, als auch organisatorisch ein Erfolg. Das deutsche Team konnte sportlich überzeugen und im altehrwürdigen Dantestadion entwickelte sich über die beiden Spieltage hinweg ein echtes Rugby-Fest, bei dem Fans aller Teams friedlich zusammen feierten. Wir blicken auf das Turnier in München zurück und nehmen dabei die sportliche Entwicklung des deutschen Teams und die Bedeutung des Turnier genauer unter die Lupe.

Der Generationenwechsel ist geglückt

Lange lebte das Wolfpack von einer goldenen Generationen an Spielern, die das Team aus der Versenkung in der europäischen Zweitklassigkeit zurück in die Rugby Europe Grand Prix Series, zum EM-Titel 2018 und 2022 schließlich zur Siebener-WM nach Kapstadt brachte. Allein aus dem WM-Kader von 2022 waren nun in München, nur rund 1,5 Jahre später, mit Ex-Kapitän Soteras Merz, Heimpel, Calitz, Buckman, van der Bosch, Rainger sowie Hunt sieben damalige Leistungsträger nicht dabei - entweder, weil sie ihre Karriere beendet haben, oder weil sie verletzungsbedingt nicht dabei sein konnten.

Doch das deutsche Team wurde in den letzten Jahren konstant verjüngt und so stellte dieser personelle Aderlass kein Problem dar. Lange hat das Management daran gearbeitet, nicht nur die Tiefe im Kader zu verbessern und Talente an das Top-Niveau heranzuführen, sondern auch neue Leistungsträger zu etablieren. Die Liste der Spieler, die mit Anfang zwanzig bereits zu Unterschiedsspielern geworden sind, wird im Wolfpack länger und länger. So sehr, dass Niklas Koch (26) und Tim Lichtenberg (27), die noch viele Jahre Siebener auf Top-Niveau vor sich haben, bereits zu den Älteren in diesem stark verjüngten Team zählen.

Man braucht sich also um die Zukunft des Wolfpacks keine Sorgen machen. Auch wenn die Konstanz dieser Mannschaft natürlich noch nicht auf dem Niveau sein kann, wie nach vielen gemeinsamen Jahren auf dem Rasen. Mit dem Auftritt in Madrid wartet auf diese Mannschaft die nächste große Aufgabe, an der sie wachsen kann. Jedoch wäre es verfrüht, zu hohe Ansprüche zu stellen und das Team bereits jetzt zu überfordern. Neben Kenia, das man im Verlauf der Challenger Series zwei Mal schlagen konnte, sowie Chile und Uruguay, warten nun in Madrid vier auf der World Series etablierte Teams: Spanien, Samoa, die USA und Kanada - da ist die junge deutsche Mannschaft zwangsläufig Außenseiter im Kampf um den Aufstieg.

 

Das Wolfpack hat wieder zwei waschechte Finisher

Eines der Probleme des Wolfpacks in den letzten Jahren war, dass man den Weg über die Mallinie zwar immer wieder auch gegen qualitativ hochwertige Gegner fand, dafür aber einen unglaublich hohen Aufwand betreiben musste. Das deutsche Team zeigte immer wieder Ballsicherheit, starke Standards und gute Runs und konnte so den Gegner konstant unter Druck setzen. Was aber fehlte, waren überragende Finisher, die aus dem Nichts einen Versuch kreieren konnte.

Nun hat das deutsche Team mit Makonnen Amekuedi und Jakob Dipper gleich zwei, die dazu noch blutjung sind und viel Potenzial haben. Dass das deutsche Team hochdramatisch gegen Kenia und Hongkong gewinnen konnte, lag nicht nur an der überragenden Moral und Fitness des deutschen Teams - auch Amekuedi und Dipper waren am Ende ausschlaggebend.

Jakob Dipper wurde in der letzten Spielminute des packenden Viertelfinals von Felix Hufnagel bedient und war von Kenia-Kapitän Onyala, der lange auf der World Series unterwegs war und bei Olympia 2020 spielte, nicht mehr zu stoppen. Amekuedi wiederum entschied das Halbfinale gegen Hongkong in Nachspielzeit mit einem unnachahmlichen Antritt.

Beide Außen sind noch blutjung und haben noch unglaublich viel Potenzial. Doch schon jetzt können beide im entscheidenden Moment den Unterschied machen, womit das Wolfpack noch einmal schlagkräftiger geworden ist.

Im Eins-zu-Eins kaum zu halten: Wolfpack-Youngster Jakob Dipper

Die Munich 7s sind ein Gewinn für das deutsche Rugby

Rund 4.000 Zuschauer fanden am gestrigen Sonntag den Weg in das fast 100 Jahre alte Münchner Dantestadion. Die Stimmung bei den Wolfpack-Spielen, aber besonders auch wenn Kenia mit rund 400 mitgereisten Fans im Rücken spielte, war großartig. Zuschauer aus ganz Deutschland und teils weit darüber hinaus sorgten für einen angemessenen Rahmen, auch wenn dieser natürlich nicht mit den Oktoberfest 7s 2019 zu vergleichen ist, bei denen fast vier Mal so viele Zuschauer zugegen waren.

Doch das Feedback der Fans und Teams war fast ausnahmslos positiv. Abgesehen von einigen Beschwerden über die Preise in den Kommentarspalten - erwachsene Vollzahler mussten 20€ für eine Tageskarte zahlen und der Bierpreis war mit 5€ für den halben Liter Augustiner am unteren Rand der derzeitigen Preisspanne bei Großevents - gab es viel Lob für die Organisation und das Drumherum.

Das Medienecho jedoch ließ, parallel zum letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga, leider etwas zu wünschen übrig. Sport 1 und die Süddeutsche berichteten, jedoch sah man beim nur rund fünf Kilometer entfernt beheimateten Bayerischen Rundfunk keinerlei Anlass, über ein Turnier internationaler Güte in einer olympischen Sportart vor der eigenen Haustür zu berichten. Dafür schickte World Rugby gleich ein ganzes Produzenten-Team und so sammelte allein der Clip von Wolfpack-Außen Makonnen Amekuedi zum Versuch gegen Hongkong eine Viertelmillion Wiedergaben in den sozialen Medien.

Rugby-Fans hierzulande haben nicht viele Events, um gemeinsam zu feiern und die Nationalteams anzufeuern. Doch die knapp 6.000 Zuschauer beim Adler-Heimspiel in Dessau und das Zuschauerinteresse in München unterstreichen, dass der ovale Ballsport hierzulande durchaus Potenzial hat. Am 28. bis 30.6. in Hamburg (Tickets gibt es hier) haben Fans des ovalen Leders erneut die Chance, eine gemeinsame Rugby-Party zu feiern und dann sind gleich beide Siebener-Nationalteams vertreten, da auch Deutschlands Frauen in Hamburg am Start sind. Um unseren Sport in Deutschland weiter zu etablieren braucht es mehr Events dieser Art.

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