Rendez-vous mit der Geschichte: Wer holt den vierten Titel im „größten Spiel aller Zeiten“?
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 27. Oktober 2023

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Auf dem Weg zur Titelverteidigung? Südafrika-Kapitän Kolisi möchte sein Land zum Rekordweltmeister machen. Foto (c) World Rugby

Die Rugby-WM in Frankreich steuert nach gut anderthalb Monaten auf ihren Höhepunkt zu. Samstag-Abend um 21 Uhr (live auf ProSieben Maxx und ran.de) stehen sich Titelverteidiger Südafrika und Neuseeland im Endspiel des Rugby World Cups gegenüber. Die beiden besten Teams der Rugby-Geschichte kämpfen um den jeweils vierten WM-Titel in einem Spiel, das von manchen Beobachtern als „größtes Rugby-Spiel aller Zeiten“ bezeichnet wird.


Paris, Stade de France, Spiel Nummer 48 bei dieser WM, es ist das Endspiel um den Titel. In Frankreichs größtem Stadion stehen sich am Samstag-Abend (ab 20:15 auf ProSieben Maxx und ran.de) die beiden besten Rugby-Nationalteams der Geschichte gegenüber. Der Gewinner sichert sich WM-Titel Nummer vier und ist damit gleichzeitig Rekordweltmeister. Die Rugby-Welt, von Buenos Aires über London bis Auckland blickt gespannt auf das, was sich unter Flutlicht im Pariser Norden abspielen wird.

Südafrikas Coach vor dem „größtem Rugby-Spiel aller Zeiten“ sichtlich nervös

Südafrikas Trainer Jacques Nienaber versuchte auch gar nicht erst, die Erwartungen vor diesem Spiel herunterzuschrauben, ganz im Gegenteil. „Es wird das größte Spiel, bei dem wir jemals dabei sein durften, vielleicht ist es sogar das größte Rugby-Spiel aller Zeiten“, so der Trainer des Titelverteidigers. Dabei wirkte Nienaber, immerhin schon 2019 Co-Trainer der Boks, durchaus sichtlich nervös.

Das letzte Aufeinandertreffen beider Teams ging klar an Südafrika - seitdem haben die All Blacks aber eine deutlich bessere Form gefunden

Selbst Kapitän Siya Kolisi zeigte sich auf der Pressekonferenz vor dem Finale selten angespannt. Er ist sich sicher - man wird noch über Jahre und Jahrzehnte über dieses WM-Finale sprechen, schließlich ist es erst das zweite Endspiel eines World Cups zwischen den All Blacks und Springboks. Die Diskussionen unter der Woche über die vermeintliche Beleidigung von Hakler Bongi Mbonambi gegenüber England-Flanker Tom Curry im Halbfinale werden da längst vergessen sein.

Doch im Kontext der Vorbereitung der Südafrikaner auf das Endspiel war der vermeintliche Rassismus-Skandal - England-Spieler Curry wollte eine rassistische Beleidigung vom Südafrika-Spieler vernommen haben, jedoch gibt es ein harmloses Afrikaans-Wort, das genauso klingt - durchaus eine Ablenkung. Immerhin musste man sich bei Südafrika auf eine eventuelle Sperre vorbereiten, die den einzigen verbliebenen Hakler im Kader getroffen hätte.

Springboks auf Schlüsselpositionen ohne Ersatz

Generell hat man bei den Boks in Sachen Personal ein wenig auf Kante genäht. Zwar hat man für das Finale das erfahrenste Bok-Team aller Zeiten nominiert, jedoch fehlt es an zwei Schlüsselstellen an Alternativen. Für Hakler Mbonambi steht seit dem Aus von Malcolm Marx kein adäquater Ersatz bereit und gleiches gilt nun für Neuner Faf de Klerk - beide werden über 80 Minuten spielen müssen.

Denn das Trainerteam der Boks hat sich im Finale für eine Bank-Besetzung mit sieben Stürmern und nur einem Hintermannschaftsspieler entschieden. Doch dieser, Veteran Willie le Roux, kann so ziemlich jede Position in der Hintermannschaft bekleiden, bis auf die des Gedrängehalbs. Dazu startet mit Handré Pollard derselbe Verbinder, der 2019 im Finale Südafrikas erste Wahl war - Manie Libbok, im Viertel- und Halbfinale noch der Start-Verbinder, fliegt ganz aus dem Kader.

Südafrikas Kader für das Endspiel - noch nie hat Südafrika ein Team mit mehr absolvierten Länderspielen aufgeboten

Mit der sturmlastigen Bank, die manche schon als Bomb Squad XXL tituliert haben, wählt Südafrika dieselbe Variante, wie beim 35-7 Kantersieg in der Vorbereitung gegen die All Blacks. Doch seitdem haben sich die Neuseeländer sportlich gesteigert und Südafrika musste sowohl im Viertelfinale gegen Frankreich, als auch letzten Samstag gegen England bis zur allerletzten Sekunde zittern.

Neuseeland könnte einen Fitness-Vorteil haben

Die All Blacks dagegen hatten seit ihrer Auftaktniederlage gegen Frankreich einen einfacheren Weg bis ins Endspiel und zudem einen Tag mehr, um sich von den Strapazen des Halbfinales zu erholen. Doch die Aura der Unbesiegbarkeit ist den All Blacks längst abhanden gekommen und im Viertelfinale waren die Neuseeländer noch Underdogs.

Besonders die dritte Sturmreihe um Ardie Savea und Sam Cane, der sich in der wohl besten Form seines Lebens befindet, war für Neuseeland die Lebensversicherung. Dazu macht wohl kein Team dermaßen wenig Fehler und nutzt die Ballverluste des Gegner gnadenlos aus. Das muss auch gegen Südafrika funktionieren, wenn es zum Titel für die All Blacks reichen soll.

Tempo der Schlüssel zum Sieg für Neuseeland

Neuseeland-Coach Ian Foster, der bis auf eine Position auf genau dasselbe Team wie im Halbfinale vertraut wird derweil nicht müde zu betonen, dass sein Team das attraktivere Rugby spiele und verwies im Turnierverlauf bereits mehrmals auf die geringere Nettospielzeit der Südafrika-Spiele. Dass die Neuseeländer das Spiel möglichst schnell machen werden, auch um den starken Südafrika-Sturm müde zu laufen, gilt als Konsens.

Keine Überraschungen bei Neuseeland: Bis auf Brodie Retallick bietet Trainer Foster dieselbe Start-XV wie gegen Argentinien auf

Ex-All-Blacks-Verbinder Nick Evans jedenfalls erhofft sich einen physisch harten Auftritt wie England im Halbfinale, um Südafrikas Stärken zu neutralisieren, aber dabei deutlich mehr Tempo, um zu Versuchen zu kommen. „Wir haben keine Royals, aber diese All Blacks können sich in Paris unsterblich machen“, so die Prognose des einstigen All Black.

Gleiches gilt auch für Südafrikas Rugby-Helden, die seit Wochen am Kap der guten Hoffnung gefeiert werden. Wer auch immer dieses Endspiel gewinnt, wird in der Heimat für Jubelstürme sorgen.

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