TR-Update international: England verliert auch Vunipola, Boks in weltmeisterlicher Form
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 21. August 2023

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Das Tackle, das Billy Vunipola wohl eine Sperre bescheren dürfte.

Keine drei Wochen mehr bis zum WM-Start. Das vorletzte Testspiel-Wochenende hat einige Erkenntnisse geliefert. Für den Vizeweltmeister England waren dies keine erfreulichen, da man gegen Irland chancenlos war und nun wohl potenziell zwei Schlüsselspieler aufgrund einer Rotsperre verlieren könnte. Titelverteidiger Südafrika dagegen wusste beim ersten Auftritt auf europäischen Boden klar zu überzeugen.

England in Dublin chancenlos

Man könnte meinen, dass Englands Spieler sich nach der Sage um Owen Farrell der Problematik bewusst seien. Dem war aber wohl nicht so, wie der (bisher) einzige gelernte Achter im englischen WM-Kader unter Beweis stellte. Billy Vunipola hatte bereits drei Straftritte verursacht, als er in der 53. Minute wegen einem Tackle an der Mittelinie gegen den Kopf von Andrew Porter vom Feld flog. Warum der erfahrene 30-jährige mit 70 Einsätzen für England in einer völlig harmlosen Szene ein derart unnötiges Tackle auspackte, wird wohl nur er selbst wissen.

Dabei war Vunipolas Platzverweis, durch den der erfahrene Dritte-Reihe-Stürmer wohl eine Sperre kassieren dürfte, gar nicht einmal das größte Problem aus englischer Sicht. Die größeren Sorgen dürfte England-Fans die Tatsache bereiten, dass der Vizeweltmeister in nunmehr drei Warmup-Spielen nur zwei Versuche gelegt hat - einmal per Paket und einmal per Pick and Go als das Spiel in Dublin schon verloren war.

Der amtierende Vizeweltmeister ist derzeit offensiv unterirdisch unterwegs und schafft es nicht mehrere Angriffsphasen aneinanderzureihen und den Gegner so unter Druck zu setzen. Irland wiederum hatte zwischenzeitlich Probleme mit Englands destruktiver Defensiv-Taktik, kam schlussendlich aber dennoch zu fünf Versuchen durch Bundee Aki, Garry Ringrose, James Lowe, Mack Hansen und Keith Earls. Letzterer feierte seinen 100. Einsatz in Grün mit Versuch Nummer 34.

Sobald die Iren ihr schnelles Phasenspiel mit Offloads und cleveren Cross-Kicks kombinierten, kam Englands Defensive ins Schwimmen. Insgesamt ein sehr überzeugender Auftritt der Iren und England hat nun nur noch das Testspiel kommende Woche gegen Fidschi, bevor es gegen Argentinien am 9. September im Marseille bereits um alles geht.

Ex-England-Hakler Brian Moore warnt bereits: „England-Fans müssen sich darauf einstellen, dass ihr Team in der Gruppenphase ausscheidet“. Sein ehemaliger Mitspieler Austin Healy hofft derweil auf ein Szenario wie 2007 - damals steigerte sich ein formschwaches England-Team im Turnierverlauf und schaffte es bis ins Endspiel.

Irland wiederum kann sich sicher sein, dass es auch ohne Verbinder Johnny Sexton geht, der erst beim ersten Gruppenspiel gegen Rumänien wieder auflaufen darf. Nachdem die Boys in Green bei sage und schreibe neun Weltmeisterschaften in Serie genau im Viertelfinale scheiterten, soll es nun endlich weiter gehen für das Team von Coach Andy Farrell. Spielmacher und Kapitän Sexton kann gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner Rumänien wieder in den Rhytmus kommen.

Irland top, England flop - so das fast einhellige Fazit nach dem Duell in Dublin

 

Tonga verliert Folau, Georgien gewinnt zweites Testspiel

Tonga war das Nationalteam, das am stärksten von der Regeländerung durch World Rugby in Sachen Spielberechtigung profitiert hat. Doch nachdem Ex-All-Black George Moala wegen eines Platzverweises (die Sperre wurde auf fünf Spiele reduziert) den Anfang der Gruppenphase verpasst, fehlt nun auch Ex-Wallabies-Superstar Israel Folau.

Der Rekordhalter in Sachen erzielte Versuche im Super Rugby hatte sich am Knie verletzt und ist nun nicht rechtzeitig fit geworden. Folau fehlt im WM-Kader, dafür sind mit Charles Piutau, Vaea Fifita, Malakai Fekitoa drei ehemalige All Blacks und mit Adam Coleman ein weiterer Ex-Wallaby. Tonga dürfte die Hammergruppe A mit Irland, Titelverteidiger Südafrika, Schottland und Rumänien noch einmal spannender gestalten - ein Sieg gegen eines oder gar mehrere der Top-drei-Teams wäre für die Seeadler durchaus drin.

Georgien wiederum spielt in Gruppe C mit Wales, Australien, Fidschi und Portugal. Sollten es die Lelos wie 2015 auf Rang drei der Gruppe schaffen, wären sie automatisch für die kommende WM qualifiziert. Das wiederum würde die Quali aus Europa ein wenig einfacher gestalten. Die Frühform der Lelos lässt jedenfalls auf einiges hoffen. Am Wochenende spielte das Team nach einem Kantersieg über Rumänien gegen die USA.

Mit den Hintermannschaftsstars um Gloucester-Innen Giorgi Kveseladze sowie Lyon-Star Davit Niniashvili konnten die harten Männer aus dem Kaukasus mit 22-3 gewinnen. Kommendes Wochenende folgt dann der letzte Härtetest im Murrayfield, wo man es mit den Schotten aufnimmt.

Georgien gewinnt auch das zweite Warm-Up-Spiel - dieses mal daheim gegen die USA

 

Springboks in WM-Frühform

Das erste Spiel von Boks-Kapitän Siya Kolisi seit etlichen Monaten in Cardiff wurde zur Machtdemonstration. Bis zum Ehrenversuch der Waliser stand es knapp zehn Minuten vor Schluss 52-9 für die Gäste vom Kap der guten Hoffnung, die in 70 Minuten acht Versuche erzielt hatten. Es war eine regelrechte Demonstration. Neben der gewohnten Sturmstärke waren die Südafrikaner in Cardiff auch mit der schnellen Hintermannschaft zum Zaubern aufgelegt.

Kapitän Kolisi selbst gelang eine sehenswerte Vorlage per Offload. Verbinder Manie Libbok zeigte den einen oder anderen Wackler vom Kick-Hütchen, war aber insgesamt der Strippenzieher, den der Titelverteidiger in der Abwesenheit vom verletzten Handré Pollard benötigt.

Der letzte Härtetest für Südafrika vor der WM folgt kommendes Wochenende in Twickenham, wenn man es mit dem alten Rivalen Neuseeland auf ungewohntem Platz aufnimmt. Die Mission Titelverteidigung beginnt dann gleich gegen Schottland in einem Spiel, das über den Ausgang der Gruppe entscheiden könnte.

Wales erlebte derweil einen rabenschwarzen Tag und kam weder mit der Härte noch mit dem Tempo der Südafrikaner klar. Glücklicherweise haben die Waliser die wohl einfachste Gruppe erwischt und trotz schlechter Form gute Chancen auf das Viertelfinale.

Weltmeisterliche Form: Südafrika demontiert Wales in Cardiff

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