Bitterer hätte es kaum enden können: Starkes Wolfpack unterliegt knapp dem Team GB
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 26. Juni 2023

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Der Traum von Olympia muss weitere vier Jahre verschoben werden. Foto (c) Perlich

Tag zwei bei den European Games endete für das deutsche Team mit dem enttäuschenden Aus im Viertelfinale. Trotz guter Leistung reichte es gegen Topfavorit Irland nicht - die Iren setzten sich mit 19-7 durch. So wartete mit dem Team GB ein weiterer Topfavorit im Viertelfinale und trotz der Underdog-Rolle zeigte sich das deutsche Wolfpack gegen das Mutterland mindestens ebenbürtig. Am Ende fehlten bei der 10-14 Niederlage nur wenige Meter zum gewinnbringenden Versuch.


Als Robin Plümpe in der letzten Spielminute beim Stand von 10-14 an der Außenlinie freigespielt wurde und der RGH-Stürmer auf die Linie zustürmte, war die Sensation zum Greifen nah. Der Wolfpack-Prop sprintete Richtung Mallinie und dem siegbringenden Versuch entgegen, wurde aber drei Meter vor dem Versuch ins Aus getacklet.

Es sollte trotz der fortgeschrittenen Spielzeit nicht die allerletzte Gelegenheit werden: Die fällige Gasse des Team GB an der Fünf-Meter-Linie führte zu Chaos, aus dessen sich das Mutterland mit einem weggeklatschten Ball befreite. Schiedsrichter Duarte wollte das Spiel schon beenden, da intervenierte der Video-Schiri.

Denn bekanntermaßen kann man das ovale Leder ins Aus kicken, aber nicht im Stile eines Volleyballers wegklatschen, insbesondere um dem anderen Team den Zugriff zu gewähren. Ein Straftritt, oder gar ein Strafversuch wären die logische Folge gewesen.

Hauptschiedsrichter Duarte überstimmt den Video-Ref zu Ungunsten des Wolfpacks

Während der Video-Schiedsrichter dies dem Hauptschiedsrichter Duarte vortrug, einigten sich die Wolfpack-Spieler schon darauf, dass man das Fünf-Meter-Gedränge nehmen werde. Doch zur Überraschung auch der Spieler des Team GB teilte Duarte die Ansicht des TMO nicht und pfiff das Spiel ab. Damit kosteten die beiden verpassten Erhöhung dem deutschen Team die Chance auf das Ticket für Paris.

Dabei hatte das deutsche Team in den 14 Minuten zuvor mit zwei Versuchen und weiteren Großchancen gegen ein World-Series-Team, dass die Ressourcen des englischen, schottischen und walisischen Verbands zur Verfügung hat, eine unfassbar starke Leistung abgeliefert. Man war nur wenige Meter davon, einem der besten Teams im Siebener die Olympia-Quali zu verbauen und hätte gegen Spanien gute Chance gehabt, selbst im Rennen um Paris 2024 zu bleiben.

Lebenszeichen nach sportlichem Durchhänger

Nach enttäuschenden Monaten mit den beiden Turnieren von Stellenbosch und an der Algarve beim EM-Auftakt mit einem sportlichen Durchhänger, den man aus den letzten Jahren vom Wolfpack nicht gewohnt war, sendete das Team ein wichtiges Lebenszeichen. Viel mehr war es aber auch nicht, da der Traum von Olympia vier weitere Jahre verschoben werden muss.

Wie das Team dann aussehen wird, lässt sich heute noch nicht abschätzen. Mit Fabian Heimpel hatte vor wenigen Tagen erst einer der erfahrensten Wolfpack-Spieler sein Karriereaus verkündet. Es dürften weitere bekannte Gesichter folgen. Diese Generation von Spielern wird dann hoffentlich zusammen mit Spielern wie Tim Lichtenberg, Ben Ellermann und den Gleitze-Brüdern, bis dahin allesamt Spieler im besten Rugby-Alter, den nächsten Schritt gehen können.

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Kommentare (1)add comment

Alex L said:

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Bei einer seit 2021 stattfinden Stagnation bzw. fehlenden Weiterentwicklung kein Wunder.
Letztlich muss man sagen, dass es keineswegs überraschend kommt, dass es für Deutschland mittlerweile nicht einmal mehr für die Top5 reicht.
Das hört man übrigens auch aus dem Umfeld und hat mehrere Gründe.

1. Zu viel Trainerwechsel: Jeder Trainer, der in den letzten fünf Jahren am Werk war, hat einen ganz eigenen und anderen Spielstil. Snyman wollte was ganz anderes und neues, Aguilar setzt jetzt wieder in völlig anderen Bereichen Schwerpunkte. So ist es natürlich sehr schwer für ein Team konstant ein System zu verinnerlichen und zu verstehen. Zumal, wenn der Trainer nicht bei jedem Training anwesend ist.

2. Zu wenig junge Spieler kommen nach bzw. zu geringe Verbindung
Es ist natürlich ein knallharter Kampf um die wenigen Förderplätze bzw. natürlich möchte jeder Spieler seinen Förderplatz erhalten. Das ist auch selbstverständlich und die erfahrenen Hasen müssen jetzt nicht alle Tipps und Tricks weitergeben. Aber lange Jahre war da nicht wirklich ein zufriedenstellender Austausch da, was gerade jüngere Spieler beklagt haben. Mit Dipper kommt ja jetzt ein sehr vielversprechendes Talent nach, aber insgesamt betrachtet kommt vom Unterbau zu wenig und die Leistungsschere zwischen Perspektivkader und Leistungskader ist einfach zu groß.

3. In den "do or die"-Spielen liefert man nicht ab:
Der Peak war sicherlich im Zeitraum von 2017 bis 2021. Hier hat man sich kontinuierlich gesteigert. Doch bereits dort belohnte man sich letztlich viel zu selten und nur aufgrund der eigenen Leistung/Fehler. 2017 das verlorene Finale in Hongkong gegen Spanien, 2018 gegen Japan, 2019 Irland im Halbfinale, 2020 Challenger Series Viertelfinale gegen Chile, 2022 dann Uruguay im Halbfinale, WM 2022 gegen Chile, 2023 dann Tonga (und gegen die gabs ja sogar drei Niederlagen). Die Liste ist lang und das kann dann auch niemand schön reden, da sind andere Nationen einfach besser. Letztlich hat man nur 2021 beim EM-Titel und zur WM-Qualifikation für die WM 2022 geliefert als es darauf ankam. Das ist einfach zu wenig.

4. Andere Nationen haben einfach aufgeholt oder sogar überholt
War man bis 2021, vielleicht sogar noch 2022 hinter Frankreich, Irland, Spanien und UK das fünftbeste Team in Europa, sogar mit Chancen Spanien, Irland oder Teile von UK auch ab und an mal zu schlagen (oder sogar andere bessere Nationen wie beispielsweise das Unentschieden gegen Australien), dann hat man es in den letzten beiden Jahren verpasst zuzulegen, während das andere Nationen getan haben. In Europa sind Nationen wie Belgien, Italien oder Georgien mittlerweile klar auf Augenhöhe und genauso gut wie Deutschland.
Weltweit wären da sogar definitiv Uruguay, Chile, Uganda und Tonga zu nennen. Also insgesamt sieben Nationen, vor denen man mal gestanden hat. Dies ist definitiv nicht mehr der Fall.

Man hat es doch eigentlich jetzt wieder sehr schön gesehen. Mit mehr als nur Glück hat man gegen Italien nur Unentschieden gespielt und die hatten sogar die Chance auf den Sieg, wenn der Erhöhungskick gepasst hätte. Auch wie beide Mannschaften gespielt haben, zeigt eigentlich sehr gut die aktuelle Lage. Italien legt nach 30 Sekunden mit Tempo den ersten Versuch, Deutschland braucht mehrere Minuten mit mühevoller Arbeit, um den Ausgleich zu erreichen.

5. Etablierte Leistungsträger fehlen
Hunt und Dawe waren jahrelang die Stützen, van der Bosch und Heimpe sowieso bzw. haben der Mannschaft einen weiteren Input gebracht. Dipper könnte so ein Spieler werden, aber man muss sagen ansonsten sieht man da keinen Spieler, der das Besondere mitbringt. Und wenn einer der Leistungsträger fehlt, dann merkt man eine deutlich schwächere Mannschaftsleistung. Klar, sowas braucht Zeit und natürlich wird daran gearbeitet. Aber es ist eben ein weiterer Grund, was andere Nationen vielleicht und warum auch immer besser kompensieren können.

Also alles in allem ist die Erwartungshaltung damit auch eine ganz andere. Man ist weit weg von Europas Spitze und war mal deutlich näher dran. Die Ergebnisse in Portugal, Krakau, Uruguay usw. zeigen es eigentlich deutlich und lassen sich auch nicht mit "Glück oder Schiedsrichterentscheidungen, nassem Rasen oder rutschigen Bällen" erklären oder wegdiskutieren.
Das ist jetzt auch überhaupt nicht angreifend oder negativ gemeint, und soll bitte auch nicht so verstanden werden, sondern einfach nur eine Auflistung der meisten Fakten. Denen gilt es ins Auge zu schauen und daran zu arbeiten, was in einigen Punkten auch sicherlich klar getan wird. Aber man muss eben auch die Realitäten beachten. Da reicht es seit zwei Jahren halt leider einfach nicht für den nächsten Schritt.

Und das sind jetzt gar nicht mal alle Punkte
Juni 27, 2023

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