TR-Review Rugby-Bundesliga: SCN, BRC und 1880 mit Derbysiegen
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 27. März 2023

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In der Berliner Jungfernheide ging es beim Hauptstadtderby hart zur Sache. Foto (c) Gerrit Berlin

Die Rugby-Bundesliga ist endlich zurück aus der langen Winterpause und zwar wie. Der Derby-Spieltag lieferte packende Duelle in der ganzen Republik. Unerwartet deutlich ging das HD-Derby zwischen den alten Rivalen aus Handschuhsheim und Neuenheim aus. Völlig überraschend gelang Aufsteiger und Schlusslicht Sankt Pauli der erste Sieg der Saison ausgerechnet gegen ein Nord-Spitzenteam.

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SÜD/WEST

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1 SC Frankfurt 1880 9 43 +277
2 Sportclub Neuenheim 9 39 +277
3 TSV Handschuhsheim 9 30 +398
4 RG Heidelberg 9 17 -151
5 RK Heusenstamm 9 16 -212
6 München RFC 9 16 -260
7 Offenbacher SCR 9 15 -80
8 Heidelberger RK 9 2 -249

SC Frankfurt 1880 52-3 RK Heusenstamm

Vor dem Rhein-Main-Derby hatte Frankfurts Trainer Byron Schmidt noch bemängelt, dass man gegen die Füchse noch nie das volle spielerische Potenzial habe abrufen können und den Lokalrivalen über die gesamte Spieldauer dominiert hätte. Das sollte sich an diesem ersten Spieltag der Rugby-Bundesliga im Jahr 2023 ändern.

Frankfurt erarbeitete sich nicht nur den erwarteten Sieg gegen die Gäste aus Heusenstamm, sondern siegten so souverän, wie schon seit Jahren nicht im Rhein-Main-Derby. Nur die ersten 20 Minuten dieser Partie waren relativ offen, auch weil Frankfurt anfangs einige Fehler aneinanderreihte.

Jack Byszio erzielte an der Eckfahne den ersten Versuch für 1880, nachdem die Hausherren einen Heusenstammer Befreiungskick unwiderstehlich retournierten. Die Erhöhung ging jedoch daneben und wenig später gelang dem RKH per Straftritt der 3-5 Anschluss.

Anders, als in vielen vorherigen Derbys, konnten die Heusenstammer die Frankfurter Offensivabteilung aber nicht in Schach halten. Verbinder Liae Tuliagi, Christian Bottomley und Tim Biniak schraubten das Punktekonto der 80er innerhalb weniger Minuten in die Höhe und Frankfurt hatten Offensiv-Bonus bereits in der Tasche. Mit dem Pausenpfiff sorgte Adrian Mazare dann für das 31:3 - eine komfortable Führung beim Intervall.

Das Rhein-Main-Derby ging klar an Meister 1880

Zum Auftakt des zweiten Durchgangs bäumten sich die Füchse noch einmal auf und bissen sich in der 22 der Gastgeber fest. Jedoch verteidigten die mit allen Mitteln, teils auch im Graubereich, so dass Anton Rupf zehn Minuten auf der Sünderbank landete. Auch in Unterzahl hielt Frankfurt das Malfeld sauber und kam aus dem Nichts durch einen langen Konter durch Tim Biniak zum 38-3.

Trotz einer weiteren Gelben für Hakler Marcel Becker konnte 1880 die Führung noch einmal spät ausbauen. Deichmann und Mazare sorgten in den letzten Minuten für den Endstand. Nach einer trotz Anfangsschwierigkeiten überzeugenden Leistung baut 1880 damit die Position an der Spitze der Tabelle aus.

 

TSV Handschuhsheim 7-24 SC Neuenheim

Für die beiden Nord-Heidelberger Traditionsklubs startete das Bundesliga-Jahr direkt mit dem Highlight-Spiel schlechthin. Die Löwen empfingen den königsblauen Erzrivalen zur „Mutter aller Derbys“ und hofften darauf, mit dem ungeliebten Nachbarn in der Tabelle gleichzuziehen. Es sollte anders kommen.

Schon vor dem Anpfiff werden sich die Heim-Anhänger gewundert haben, als die Aufstellung ihres Teams verlesen wurde. Nur 18 TSV-Spieler waren im Kader, was dem Mangel an Ersatzspielern für die ersten Sturmreihe geschuldet ist. Für ein Heimspiel zu Anfang des neuen Jahres in der Bundesliga, zumal für einen ambitionierten Verein, wie den TSV mit einer zweiten Herrenmannschaft, mindestens ein wenig ungewöhnlich.

Dazu erwischten die Königsblauen den deutlich besseren Start. Nach wenigen Minuten konterte sich der SCN bis ins Löwen-Malfeld: Der flinke Leonard Becker hatte auch nach monatelanger Verletzungspause nichts von seiner Geschwindigkeit verloren und bescherte den Gästen die Führung. Nach dem holprigen Start schafften es auch die Hausherren ihre Angriffsoptionen besser in Szene zu setzen.

Doch die vielversprechendste Chance des ersten Durchgang endete ohne Punkte, obwohl sich der Löwen-Sturm den Weg ins Malfeld des SCN bahnte, dort aber hochgehalten wurde. Bis zur Pause waren jedoch wieder die Gäste am Drücker - ohne dabei weitere Punkte zu sammeln.

Direkt zum Auftakt in den zweiten Durchgang wuchtete sich TSV-Spielertrainer Jaco Otto mit viel Wucht unter die Stangen. Mit der Erhöhung seines Spielertrainer-Kollegen Max Stelling war der Ausgleich hergestellt. Doch wenige Zeigerumdrehungen später holte sich der SCN durch den vom Tee nicht immer treffsicheren Mondli Nkosi die Führung zurück.

Danach schenkten sich beide Teams über mehr als 25 Minuten nichts, ohne dass dabei weitere Punkte fielen. Doch in der Schlussphase machte sich der Mangel an Verstärkungen bei den Löwen bemerkbar: Der bei den Neuenheimern eingewechselte Nikolai Klewinghaus bediente Felix Lammers zehn Minuten vor dem Ende per Offload zur Vorentscheidung beim Stand von 17-7.

Mit dem Schlusspunkt erhöhte der Argentinier Aversa noch am Ende eines SCN-Pakets, mit dem die Gäste das Ergebnis noch einmal in die Höhe schrauben konnten. Das 24-7 war am Ende vielleicht etwas zu deutlich, jedoch war der Sieg der Gäste in jedem Fall ein verdienter.

Team-Manager Axel Moser zeigte sich im Nachgang dementsprechend „sehr zufrieden“ und dennoch sieht er Verbesserungspotenzial bei der Chancenverwertung. Die Mannschaft habe „unter Druck abgeliefert“ und mit Blick auf die kommenden Wochen unterstreicht Moser: „Wir wissen, dass für das Erreichen unserer Ziele noch viel Arbeit notwendig ist, haben aber immerhin bestätigt, dass im Meisterrennen mit uns zu rechnen ist.“

 

Heidelberger RK 18-23 Offenbach

Mehr Drama hätte es im Duell des Letzten und Vorletzten der Bundesliga-Südstaffel kaum geben können. Während und nach den 80. Minuten auf dem künstlichen Grün des Ruderklubs. Bei den Gästen aus der Lederstadt war Schluss Cheslin Arendse der entscheidende Mann - im Positiven, wie im Negativen.

Der Südafrikaner erzielte zwei Versuche selbst, hatte aber einige Wackler vom Kicking-Tee - zugegebenermaßen bei böigen Bedingungen. Sein erster Versuch am Ende von Durchgang eins kam, als der Klub bereits durch Barthel und Magda auf 12:0 davongezogen war.

Nach der Pause punktete der Klub zunächst dreifach durch Kapitän Liebig. Die Offenbacher kamen dann aber selbst per Straftritt und einen Versuch von Innen Sam Phiri zum 15:15. Als Klub-Kapitän Liebig aus 45 Metern per Straftritt für die Führung sorgte, war man unter den Zuschauern am Harbigweg sicher, dass dies der erste Sieg der Saison werden würde. Doch Offenbachs Schluss Arendse sorgte mit seinem zweiten Versuch und der darauffolgenden Erhöhung für die ganz späte Entscheidung.

Doch ob das Ergebnis Bestand haben wird, steht noch nicht fest. Der HRK hat eigenen Angaben zufolge Protest eingelegt, da Offenbach nur auf dem Papier die nötige Anzahl an für Deutschland spielberechtigten Spielern hatte. Spielertrainer Cameron-Dow, derzeit am Knie verletzt und nicht spielfähig, war auf dem Bogen vermerkt - jedoch augenscheinlich nicht spielfähig und nicht mit Rugbykleidung an der Seitenlinie. Ob dies Konsequenzen haben wird, werden wir nachreichen.

 

RG Heidelberg 39-34 München RFC

Die RGH wollte unbedingt Revanche für die überraschende Hinspielpleite bei den Münchnern und das ist gelungen. Dennoch dürften auch die himmelblauen Gäste unter dem Strich zufrieden gewesen sein, denn die Bayern fuhren immerhin mit zwei Bonuspunkten im Gepäck nach Hause.

Im ersten Durchgang entwickelte sich ein ansehnliches Duell, bei dem beide Konkurrenten mit offenem Visier spielten und mit jeweils drei Versuchen bereits vor dem Pausenpfiff nah am Offensiv-Bonus dran waren. Für die Gastgeber punkteten Louis Biniak, Alex Axin, sowie der zuletzt für die schwarzen Adler aufgelaufene Wolfram Hacker - was zu einer knappen 22-19 Führung beim Pausentee.

Den besseren Start in Durchgang zwei hatten die Gastgeber, die per Straftritt, sowie mit einem Stürmerversuch unter den Stangen auf 32:19 davon zogen. Ein weiterer Versuch auf beiden Seiten und es ging mit 37:26 in die Schlussphase. In dieser konnten die Münchner noch per Straftritt und Versuch Punkte sammeln, durch die die zwei Bonuspunkte erzielt wurden.

Letzte Angriffsbemühungen brachten den Gästen dann aber nichts mehr ein. Kommende Woche geht es für sie erneut nach Heidelberg, dann wartet mit dem TSV Handschuhsheim ein härterer Gegner, während die RGH im Heimspiel gegen Heusenstamm Rang vier verteidigen muss.

NORD/OST

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1 Berliner RC 9 39 +249
2 Hannover 78 8 32 +137
3 RC Leipzig 9 31 +77
4 SC Germania List 9 22 +6
5 Hamburger RC 9 21 -12
6 TSV Victoria Linden 8 14 -65
7 RK 03 Berlin 9 11 -206
8 FC Sankt Pauli 9 7 -186

FC Sankt Pauli 17-10 RC Leipzig

Die wohl größte Überraschung an diesem Spieltag gab es aus der Hansestadt Hamburg zu vermelden. Der bisher sieglose Tabellenletzte Sankt Pauli schaffte gegen den vor dem Spieltag auf Rang zwei der Tabelle befindlichen RC Leipzig zu schlagen und sich damit ganz wichtige vier Zähler im Abstiegskampf zu sichern.

Dabei war der Start für die Hanseaten alles andere als optimal. Die Gäste wurden zumindest anfangs ihrer Favoritenrolle gerecht und gingen nach einem Intercept mit 7:0 in Front. Die Gastgeber fanden den Weg über den Kampf ins Spiel und dominierten in der Folge. Mit einem sehenswerten Versuch per Kombination konnte Braun-Weiß durch Innen Luca Nelles ausgleichen, bevor es mit einem weiteren Straftritt auf beiden Seiten beim Stand von 10:10 in die Pause ging.

Wer nach der Pause mit einem Sturmlauf der Sachsen gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Die Gäste vom RCL wurden einige Male gefährlich, doch insgesamt bestimmten die Paulianer das Geschehen. Diese befanden sich bei schwierigen Bedingungen und auf tiefem Platz in ihrem Element. Der siegbringende Versuch der Gastgeber kam dann nach unzähligen Sturm-Phasen tief in der 22 durch Hakler Benny Bekic und wurde standesgemäß bejubelt.

Sankt Pauli bleibt zwar auch nach dem Sieg Letzter, hat nun aber nur noch vier Zähler Rückstand auf den RK 03 Berlin, der derzeit auf dem Relegationsrang steht. Für die Leipziger wiederum ist die unerwartete Pleite ein Rückschlag im Rennen um Platz zwei, jedoch ist der Puffer auf die Germania auf Playoff-Platz vier noch komfortabel.

 

Berliner RC 31-0 RK 03 Berlin

Das Derby der Gegensätze war nicht nur eines des Tabellenführers gegen den Vorletzten, sondern auch eines das von Wetter-Gegensätzen bestimmt wurde. Sonnenschein und monsunartiger Regen wechselten sich ab und verwandelten den Platz in der Berliner Jungfernheide in eine bessere Schlammgrube.

Die Gastgeber wurden ihrer Favoritenrolle früh gerecht und verzeichneten einen veritablen Blitzstart. Nach nur fünf Zeigerumdrehungen nutzten die Hausherren bei einer Seitenverlagerung die schlecht aufgestellte Defensive des Stadtrivalen, bei dem es in den letzten Tagen unruhig zuging und dessen Trainerteam in der Spielwoche getauscht wurde, gnadenlos aus.

Als dann nur wenige Minuten später die nächsten fünf Punkte über den BRC-Sturm fielen und der Gastgeber noch vor der zehnten Minute mit 12:0 vorne lag, hätten viele an den gut besuchten Seitenlinien mit einem Kantersieg gerechnet. Jedoch fanden die Gäste aus dem Ostteil der Hauptstadt nun besser ins Spiel in erarbeiteten sich gleich mehrmals den Weg in die 22 des BRC.

Doch die Gäste hatten größere Probleme mit dem schlammig-glitschigen Spielgerät und nutzten in ihrer starken Phase trotz mehrere Ausflüge bis kurz vor die Linie des BRC die Chancen nicht. So ging es nach über 30 Minuten ohne erzielte Punkte beim Stand von 12:0 in die Pause.

Nach der Pause dann aber erneut Punkte für die Gastgeber, als Außen Anatoly Sidak nach einer schnellen Verlagerung außen einlaufen konnte. Nun drückte der BRC auf den Offensiv-Bonus, der im Kampf um die Playoff-Plätze noch wichtig werden könnte. Mit frischen Kräften von der Bank zeigten sich die Hausherren nach der Pause wieder dominanter und erarbeiten sich den so wichtigen Bonus beim Stand von 26:0.

Auch der Schlusspunkt gehörte den Gastgebern, obwohl sich die Gäste noch einmal bis ins Malfeld vorarbeiteten. Wenige Zeigerumdrehungen vor dem Schlusspfiff schien sich der RK für einen harten Kampf zumindest mit dem Ehrenversuch belohnt zu haben. Jedoch sah Schiedsrichter Läufert das anders - der Ball sei erst nach einer zweiten Bewegung im Malfeld des BRC abgelegt worden.

So muss der RK nun nach dem Pauli-Sieg mehr denn je um den Klassenerhalt zittern, während der BRC mit neun Zählern Vorsprung an der Spitze liegt und zu Sankt Pauli reist.

TSV Victoria Linden 10-52 SC Germania List

Victoria Linden unterliegt auch im zweiten Heimspiel des neuen Jahres. Im Hannover-Derby gegen Germania List konnten die Zebras nur im ersten Durchgang mithalten, in dem die Germanen aber schon ihre Vorteile in den weiten Kanälen zeigen konnten. Vor 350 Zuschauern an der Fösse stand es zur Pause bereits 10-21 aus Sicht der Gastgeber.

In Durchgang zwei schnürten die Gäste den Aufsteiger dann regelrecht in dessen Hälfte ein und erzielten noch fünf weitere Versuche. Aus Sicht der Lindener, die in der Hinrunde noch völlig überraschend bei Germania gewonnen hatten, ein enttäuschender Nachmittag.

Kommende Woche steht das erste Auswärtsspiel des Jahres beim RK 03 an, der derzeit nur drei Zähler hinter den Zebras steht. Germania wiederum kann mit einem Heimsieg gegen den HRC Rang vier festigen und Richtung Playoffs blicken.

Hannover 78 28-3 Hamburger RC

Noch in der Hinrunde waren die 78er über den HRC gestolpert, doch an diesem nasskalten März-Tag gab es im Spielverlauf keinen Zweifel darüber, wer am Ende den Rasen am schnellen Graben als Sieger verlassen würde. Vier Versuche und der Bonuspunkt waren das Resultat einer konzentrierten Leistung der Hausherren, die damit am BRC dran bleiben.

Auch HRC-Flanker und Kapitän Josh Harvey zollte den 78ern nach der Partie Respekt und betonte: „78 hat sich noch einmal deutlich gesteigert im Vergleich zur Hinrunde und war das deutlich bessere Team - sie haben uns daran gehindert unseren Gameplan durchzuziehen und wir waren im Ballbesitz nicht abgebrüht genug!“

Für die 78er geht es nun in Leipzig weiter, wo man gegen die heimstarken Sachsen Rang zwei verteidigen möchte. Der HRC wiederum wird sich ein direktes Duell mit der Germania um Playoff-Rang vier liefern, wenn es für die Hanseaten am dritten Wochenende in Folge in die niedersächsische Landeshauptstadt geht.

Die Hannoveraner hatten mehr vom Ball, verlagerten das Spiel clever in die Hamburger Hälfte und gewannen am Ende verdient

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