Medienberichte: Katar will Rugby-Events ausrichten
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 21. Dezember 2022

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Die Lions sind ein absoluter Zuschauermagnet - nun könnte ein Auftritt in Katar folgen.

Kurz nach dem Ende der Fußball-Weltmeisterschaft richtet Katar sein Interesse auf neue sportliche Ziele. Das Land soll Berichten zufolge unter anderem an der Ausrichtung der olympischen Spiele interessiert sein. Nun scheint auch Interesse an Rugby-Großevents vorhanden zu sein, wenn man einem Bericht aus der englischen Presse traut. Und das obwohl es in Katar nur eine Handvoll Rugby-Klubs gibt.

Da dürfte der eine oder andere Rugby-Fan aufhorchen. Nur drei Tage nach dem Ende der kontroversen Fußball-Weltmeisterschaft im Golf-Emirat Katar schickt sich der schwerreiche Zwergstaat nun scheinbar an, auch im Rugby eine Destination zu werden. Die in Sachen Rugby üblicherweise gut informierte Daily Mail beruft sich dabei auf Insider aus Katar, die bereits laufende Gespräche bestätigen.

Für eine Weltmeisterschaft sähe man sich laut dem von der Londoner Zeitung zitierten Insider nicht bereit, jedoch wolle man auch im Rugby auf der Landkarte erscheinen. Die Möglichkeiten wären die Sevens World Series, die Siebener-WM, oder ein Länderspiel der British and Irish Lions im Jahr 2025. Man wolle das Momentum der Fußball-WM mitnehmen, so der Tenor bei den Kataris.

Lions-Spiele außerhalb der traditionellen Rugby-Länder wären kein Novum

Tatsächlich wäre ein Lions-Länderspiel außerhalb der traditionellen Rugby-Destinationen nichts ungewöhnliches. Bereits 2013 spielte das Auswahlteam der besten Spieler aus den Home Nations auf neutralem Boden in Hongkong gegen die Barbarians und letztes Jahr spielten die Lions erstmals seit über zehn Jahren wieder ein „Heimspiel“ aus - in Schottland - ebenso gegen die Barbarians.

Dazu haben sich die Dubai 7s nur rund 300 Kilometer Luftlinie entfernt zu einem der größten Events auf der Sevens World Series entwickelt, das Jahr für Jahr über 100.000 Zuschauer durch die Drehkreuze des Sevens Stadium lockt. Jedoch hat das Turnier im Nachbaremirat eine über 50-jährige Tradition. Dazu gilt Dubai als weitaus weniger konservativ, als der Gastgeber der letzten Fußball-WM.

Rein von der Praktikabilität her wäre Katar als Gastgeber natürlich keine schlechte Wahl - sowohl für ein Lions-Spiel, als auch für ein Siebener-Event. Durch die WM sind mehr als genügend Hotels gebaut worden, die Anbindung des internationalen Flughafens Doha ist hervorragend und in Sachen Stadien dürfte Katar bei nicht einmal drei Millionen Einwohnern wohl die größte Dichte weltweit haben - auch wenn einige der WM-Arenen nun zurückgebaut werden.

Dazu sind die Taschen der Kataris durch die größten Gas-Vorkommen der Welt prall gefüllt. Die klammen Verbände der Home Nations, die noch immer mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben, dürften sich eine satte Antrittsprämie ebensowenig entgehen lassen wollen, wie World Rugby die Einnahmen aus einem Siebener-Event mit katarischer Finanzspritze.

Rugby-Großevents in Katar wären kontrovers

Gleichwohl wäre ein Rugby-Event dieser Größe in Katar äußerst kontrovers. Man denke nur an die Diskussion um ausgebeutete Gastarbeiter beim Bau der WM-Stadien, die laut Recherchen des Londoner Guardian mehrere tausend Leben gekostet haben. Dazu ist ein mehrtägiges Siebener-Event mit alkoholgeschwängerter Party-Atmosphäre à la Dubai 7s in Katar eher nicht vorstellbar. Immerhin wurde trotz bestehender Verträge bei der Fußball-WM in letzter Minute der Bierausschank verboten.

Für die Entscheidungsträger im Rugby dürfte die Entscheidung schwieriger sein, als man zunächst vermuten dürfte. Neue Geldquellen dürften angesichts der finanziellen Turbulenzen im Rugby ihren Reiz nicht verfehlen. Ob Fan-Interessen und moralische Erwägungen da hinten anstehen, bleibt abzuwarten. Noch scheinen die Gespräche in einer frühen Phase zu sein. Doch für Katar geht es in erster Linie ums Prestige und das lässt sich die Herrscherfamilie um den Emir Al-Thani einiges kosten.

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