Nach dem Rekordspiel: Meilenstein der Entwicklung des Frauen-Rugbys
Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 15. November 2022

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Stacey Fluhler und Neuseeland gewannen ein Endspiel für die Ewigkeit. Foto (c) World Rugby

Neuseeland ist erneut Weltmeister im Fünfzehner-Rugby der Frauen. Die Black Ferns verteidigten ihren Titel in einem hochdramatischen Spiel mit 34-31. Dabei mussten die Gastgeber bis zur allerletzten Sekunde zittern. Das Spiel vor Rekordkulisse war ein Meilenstein in der Entwicklung des Frauen-Rugbys. Jedoch sollte die Entwicklung hier noch lange nicht enden.

Mehr Zuschauer hatte es noch nie für ein Rugbyspiel gegeben und die 42,579 Zuschauer im Eden Park von Auckland wurden mit einem Spektakel belohnt. Es wurde in Neuseeland als das größte Spiel im Frauen-Rugby jemals angekündigt und wurde den verdammt hohen Erwartungen tatsächlich gerecht. Neuseelands sechster WM-Titel war der emotionalste bisher.

Auch aufgrund der Dramatik dieser Partie. England, zuvor 30 Spiele lang ungeschlagen und auch in den Augen der Buchmacher der klare Favorit auf den Sieg, begann bockstark und ging früh durch zwei Versuche mit 14:0 in Führung. Der Titelverteidiger hing in den Seilen, wurde aber durch den Herausforderer wieder ins Spiel gebracht.

Platzverweis sorgt für packendes Endspiel

Die Wende kam durch eine Rote für Außen Lydia Thompson - sie hatte Neuseelands Superstar Portia Woodman hoch und mit Wucht, aber eher unglücklich erwischt und erhielt dafür einen eher überzogenen Platzverweis. Dafür bekamen die Zuschauer in der Folge ein großartiges Spiel zu sehen, in dem die Führung mehrmals wechselte.

Stacey Fuhler erzielte den wohl beeindruckendsten Versuch des Finales, direkt mit der ersten Aktion des Endspiels ab. Ayesha Leti-I’iga besorgte mit nur noch neun Minuten auf der Uhr die Führung für Neuseeland, als sie am Ende eines Pakets mit dem Ball über die Linie fiel.

Drama bis zur allerletzten Sekunde

Doch England hätte fast noch einmal für die Wende gesorgt. Mit der Uhr knapp über 80-Minuten-Marke hatte das Team aus dem Mutterland eine Gasse an der Fünf-Meter-Linie und wollte zum dritten Versuch per Paket dieses Spiels ansetzen, der beim Stand von 31-34 aus Gästesicht den sicheren WM-Titel bedeutet hätte.

Die Highlights des packenden Endspiels

Doch Neuseeland sprang überraschend dagegen und schnappte den Engländerinnen das Leder vor der Nase weg. Wenige Sekunden später beendete Schiedsrichterin Hollie Davidson die Partie und die mehrheitlich Neuseeland zugeneigten 42,579 Zuschauer verfielen in Ekstase.

Neuseeland feierte den Titel und das Team um Kapitänin Kennedy Simon wurde zu Nationalhelden in Aotearoa. Die Aufmerksamkeit, die dieses Spiel bekommen hat und die Tatsache, dass der vorherige Zuschauer-Rekordwert für ein Länderspiel der Frauen vor dieser WM verdoppelt wurde, spricht für das Wachstum des Frauen-Rugby.

Trotz Rekord - viel Luft nach oben

Ein Viertel aller Zuschauer dieser WM waren allein beim Endspiel zugegen. Für ein Highlight-Spiel, wie die Titelentscheidung in der Rugby-Festung Eden Park, lässt sich mit viel Vorlauf und guter Promotion eine Arena füllen und Interesse wecken. Gleichwohl steht das Frauen-Rugby noch vor einem weiten Weg - wie auch einige der Zuschauerzahlen der Vorrundenspiele ohne die Gastgeberinnen unter Beweis stellten. So kamen im Schnitt nur 5.384 Zuschauer zu den Partien, was rund einem Achtel dessen entspricht, was für die Herren-WM pro Spiel in Frankreich 2023 erwartet wird.

Nur drei Teams - Gastgeber und Weltmeister Neuseeland, die Engländerinnen und Frankreich - sind komplett professionell aufgestellt. Dementsprechend unterschiedlich sahen die Vorbereitungen der Teams auf das Turnier aus. Das erklärt auch den großen Leistungsunterschied zwischen den Top-Teams und dem Rest des Teilnehmerfeldes.

Seit Jahren wächst die Zahl der aktiven weiblichen Spieler und World Rugby will dieses Wachstum nutzen, um in den traditionellen Rugby-Ländern für mehr Wachstum des Sports zu sorgen. Dieses Endspiel war gute Werbung für den Sport, aber eher ein Meilenstein auf einem langen Weg, der noch vor den Rugby-Ladies steht.

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