Verletzungsgeplagtes Wolfpack verliert gegen Uganda und beendet WM auf Rang 18
Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 11. September 2022

Image
Der letzte Auftritt des deutschen Teams in Kapstadt. Foto (c) Perlich

Die deutsche Siebener-Nationalmannschaft hat das Bowl-Finale gegen Uganda mit 12:19 verloren. Gegen die Ostafrikaner, die man im August in Santiago de Chile noch knapp schlagen konnte, konnte das deutsche Team nach einer Reihe von Verletzungen nur noch acht Spieler aufbieten. Durch die Niederlage im Bowl-Finale beendet das Wolfpack die WM auf Platz 18 von 24. Spieler und Coaches ziehen ein gemischtes Fazit.

Trotzdem war das deutsche Team von Anfang an wach und ging durch nach einem Befreiungskick von der eigenen Linie in Führung. Uganda hatte den Rückraum nicht genügend gedeckt und der Berliner Philip Gleitze setzte zum 100-Meter-Sprint an. Er sammelte das Leder auf und legte zur 7:0 Führung ab.

Mit dem Pausenpfiff folgte dann aber der Ausgleich. Ugandas One-Man-Show Philip Wokorach setzte sich auf der Höhe der Mittellinie außen durch und hatte genug Speed, um es bis unter die Stangen zu schaffen. Beim Stand von 7:7 ging es in die Pause.

Uganda konnte mit voller Bank durchrotieren, während unsere Jungs nun zunehmend auf dem Zahnfleisch gingen. Mehrere Phasen gelang es Uganda zu verteidigen, doch dann übersprang Munyani ein deutsches Tackle im Stil eines Hürdenläufers, was dem Regelbuch nach illegal ist und eine Phase später klingelte es an der Außenlinie - Michael Okorach war der Tryscorer.

Die Stimmen nach dem Spiel gegen Uganda

Wokorach verwandelte von der Außenlinie und nun war das deutsche Team unter Druck. Die Antwort folgte in Form eines 80-Meter-Solos von Ben Ellermann, nachdem Uganda eine Gasse überworfen hatte. Doch Fabian Heimpel konnte es seinem Gegenüber Wokorach nicht gleichtun und verpasste die Erhöhung.

Es stand also noch immer 12:14 aus deutscher Sicht. Ein weiterer Versuch für Uganda bedeutete, dass das deutsche Team nur noch den Ausgleich schaffen konnte. Ein Wolfpack-Angriff folgte noch, aber dieser endete nach einem Missverständnis an der 22 Ugandas.

So waren es die „Kraniche“ aus Ostafrika, die sich die Bowl-Trophäe und Rang 17 sicherten. Im deutschen Team herrschte unmittelbar nach dem Abpfiff Enttäuschung, gleichwohl aber auch Stolz auf das Geleistete. Trainer Clemens von Grumbkow kündigte eine Analyse an - denn trotz Kampfgeist, Einsatz und Willen habe man das eigene Potenzial spielerisch nicht immer abrufen können.

Niklas Koch blickt derweil auf die Zukunft. Dieses Turnier, im spektakulären Cape Town Stadium hat bei den Spielern Lust auf mehr geweckt. Koch sieht die junge Generation, mit Spielern wie Chris Umeh, Ben Ellermann, Philip Gleitze und ihm selbst künftig mehr in der Verantwortung. Mit Blick auf die Ziele Olympia, World Series und der kommenden WM betont der Hannoveraner: „Wir wollen auf dieser Bühne spielen, dafür leben wir als Sportler

Artikel empfehlen
Kommentare (5)add comment

Alex Leiberich said:

3882
Aus Chile nicht gelernt - Realität und Wunschdenken sind mal wieder weit auseinander
Platz 18 überrascht leider keineswegs. Was hat man denn erwartet, wo man stehen wird?
Wobei ich mich schon wundere, warum in diesem Beitrag nicht wieder von einer unglücklichen Niederlage die Rede war.

Das Turnier hat leider mal wieder gezeigt, dass Potenzial da ist, aber viel zu selten und nicht kontinuierlich abgerufen wird. Auch das ist eigentlich nichts neues. So war das schon beim Turnier in Chile erschreckend und es wurde noch erschreckender. In keinem Spiel war man souverän oder dominierend.
Insbesondere das Tempo und die Schnelligkeit fehlte viel zu oft. Warum? Wenn man schnell gespielt wurde, fielen auch Punkte. Sonst nicht. Da sind andere Nationen dauerhaft schneller/cleverer.
Auch die Personalentscheidungen kann man nicht nachvollziehen. Dawe hat schon in Chile schmerzhaft gefehlt und statt ihm den nötigen Respekt zu erweisen, wird er nicht einmal berücksichtigt. Und auch hier hat er wieder an allen Ecken und Enden zu finden.
Man muss eigentlich mit großer Sorge in die Zukunft schauen. Wenn gewisse Stammspieler fehlen, ist ein deutlicher Qualitätsabschwung zu sehen.
Tonga, Uganda, Chile und Portugal. Das sind die Gegner, auf dessen Niveau man sich befindet. Vielleicht noch Uruguay. Das sollte einem schon zu denken geben.
Für mehr reicht es aber nicht. Nimmt man nur einmal Irland als Beispiel, mal im 7er vor gar nicht all zu langer Zeit hinter Deutschland waren (oder auch Spanien), dann sind diese inzwischen meilenweit enteilt. Gut, Irland hat vielleicht andere Voraussetzungen, aber wieso entwickelt man sich in manchen Bereichen wieder zurück? Andere Teams schlafen ja auch nicht.
September 11, 2022

Jörg Becker said:

181
s.o.
Hallo Alex,

ich kenne dich nicht und weiß nicht, wann und auf welchem Niveau du bereits Sport getrieben hast.
Die Antwort auf deinen Kommentar findest du in deinem letzten Satz.
Andere Teams schlafen ja auch nicht.
Ich bin wahnsinnig stolz auf diese Buben, die uns in Südafrika würdig vertreten haben.
Stolz, dass wir uns qualifiziert haben und stolz auf die Leistung des Teams.
Ich sehe hier eine tolle Mannschaft mit klasse Kerlen.
Leider haben Turniere eigene Gesetze und da war das Momentum eben dieses Mal gegen uns.
Erstes Spiel gegen einen etwas gleichstarken Gegner knapp verloren und schon spielt man nur noch um die goldene Ananas.
Wenn man kein Glück hat, kommt noch (Verletzings-) Pech dazu und dann trotzdem noch bis zum Schluss gefightet.
Meine Glückwünsche gelten einer tollen Truppe und beim nächsten Mal kann es wieder ganz anders ausschauen.
Bangemachen gilt nicht!
Liebe Grüße,
Jörg Becker
September 11, 2022

Alex Leiberich said:

3882
s.u.
Hallo Jörg,

gerne gehe ich darauf ein bzw. ich formuliere es mal anders:
Warum liefern andere Teams mehr, besser und/oder kontinuierlicher ab?

Mit Glück hat es nun mal gar nichts zu tun.
Und das ist es, was mich eigentlich so stört. A) Sind die Ansprüche höher (was per se nicht schlecht ist) höher als die Leistung, die kontinuierlich abgerufen wird und B) wird immer so berichtet, dass das Glück gefehlt hat oder die Niederlagen unglücklich waren, was einfach nicht stimmt.
Wenn du dreimal im Finale von Hongkong stehst und alle drei Spiele verlierst, dann hat das nichts mit Glück zu tun. Ebenso mit dem Qualifikationsmodus zu den Word Seven Series. Sondern die Leistungen sind einfach zu inkonstant, warum auch immer. Vielleicht weißt du da mehr?
Stattdessen sind immer irgendwelche anderen Faktoren Schuld: Der Modus, der klitschige Rasen, der Austragungsort, die Verletzungen, der Weltverband. Damit müssen aber alle Teams gleich zurechtkommen. Und ich glaube nicht, dass die 7er Teams in Chile, Uruguay, Uganda oder Tonga so viel mehr Geld bekommen als das Deutsche.

Einfach mal schauen, wo die Probleme liegen und diese Ansprechen. Falsche Personalentscheidungen (mit Dawe den besten Spieler zu Hause lassen...), vielleicht zu viele Trainerwechsel, was dann einfach Zeit braucht, ich weiß es auch nicht, warum man immer immer wieder das Potenzial zu wenig ausschöpft. Warum schafft das Uruguay oder Chile oder Uganda eher mehr?

Nimmt doch einfach mal die letzten fünf Turniere und schau dir die Leistung an. Lissabon war da noch am besten und bestimmt auch das beste, was bisher gezeigt wurde (sogar besser als beim EM-Titel), dann kommt schon mit einigem Abstand Bukarest. Hier dominierte man in der Gruppenphase keineswegs, legte dann aber entscheiden zu.
Und dann kommen drei mehr oder weniger katastrophale Turniere. Das in Polen kann man noch einigermaßen nachvollziehen, da durchrotiert wurde. Aber in Chile? Dreimal konnte man nur mit Glück gewinnen, nur mit Mühe und fast in jedem Spiel rannte man einem Rückstand hinterher (warum?). In Südafrika war die Leistung auch nicht berauschend.
Und das fehlt mir einfach, dieses Hinterfragen, auch mal sagen, die Leistung war Mist. Die Spieler tun das zum Teil. Und dann auch daraus lernen, was leider irgendwie viel zu wenig passiert bzw. man sieht es nicht.
Warum aus dem Turnier in Chile scheinbar null gelernt wurde, verstehe ich nicht. Statt das, auch angeschlagene Personal mitzunehmen, geht man schon mit einem schlechteren Kader ins Turnier. Und dann ist man dort, wie schon in Chile, oft viel zu langsam. Woran liegt das? Dann das Spielsystem? Warum immer dieses Ballweggekicke, das ein einziges Mal zu einem Versuch geführt, sonst folgte der Ballverlust und daraus resultierend ein Versuch gegen das deutsche Team.

Mit der Mannschaft an sich hat das aber gar nichts zu tun. Natürlich bin ich da auch stolz auf die Jungs und freue mich über deren Erreichten.
Aber es ist halt weit weg von der eigenen Anspruchshaltung.

Und wie gesagt, warum schaffen es andere Teams sich weiter, schneller oder kontinuierlicher zu entwickeln?
September 12, 2022

Jörg Becker said:

181
s.o.
Hallo Alex,
mehr als du weiß ich sicher auch nicht, eher weniger.
Mich hat nur genervt, dass du alles schlecht redest, da ich mich gefreut haben, dass wir erstmals dabei waren.
Liebe Grüße,
Jörg
September 13, 2022

Alex Leiberich said:

3882
Schlecht reden oder nicht gut genug sein?
Hallo Jörg,

okay, es ist eine Leistung, dass man sich erstmals für eine WM qualifizieren konnte. Keine Frage.
Genervt, weil man die Wahrheiten anspricht?
Es ist also gut, gegen Uganda und Chile zu verlieren (und das ja nicht zum ersten Mal)?
Es ist also gut, nach dem Auftritt beim Turnier in Chile (war der gut?) nicht wirklich besser zu agieren?
Es ist also gut, mal wieder dem eigenen Anspruch nicht gerecht zu werden (siehe Ziel der WSS)?

Es ist keinem geholfen, immer alles in blumige Worte zu fassen und von "unglücklichen" Niederlagen zu sprechen, wenn es nicht der Fall ist.
Die Ergebnisse zeigen, ob es gut oder schlecht ist. Und da hat man ja ein eindeutiges Bild.
September 13, 2022

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
Letzte Aktualisierung ( Sonntag, 11. September 2022 )