TR-Vorschau Six Nations: Krönt sich das junge Frankreich-Team mit dem Grand Slam?
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 18. März 2022

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2020 begann die Ära Galthié mit einem Sieg über England. Samstag könnte es die vorläufige Krönung geben.

Der Super Saturday der Entscheidungen ist da. Samstag gibt es die Six Nations im Dreier-Pack live, gratis und legal bei More Than Sports TV. Irland und Frankreich liefern sich ein Fernduell um den Titel. Wird Frankreich der Favoritenrolle gerecht, oder scheitern die jungen Franzosen am Druck, der auf ihren Schultern lastet. Samstag-Abend gibt es die Antwort!

Die Tabelle vor dem letzten Spieltag

Rang Team Spiele Siege Punkte Differenz
1. Frankreich 4 4 18 +56
2. Irland 4 3 16 +84
3. England 4 2 10 +17
4. Schottland 4 2 10 -8
5. Wales 4 1 6 -27
6. Italien 4 0 0 -122

Frankreich – England

Samstag 19. März 21:00, Stade de France Paris (Live bei More than Sports TV)

Es ist nur rund zwei Jahre her, da übernahm Frankreich-Trainer Fabien Galthié seine jetzige Rolle zusammen mit Defensiv-Coach Shaun Edwards im ersten Six-Nations-Spiel des Jahres. Vizeweltmeister England reiste wenige Monate nach dem Finale von Yokohama als Favorit ins Stade de France an. Doch Frankreich schlug damals sensationell die Engländer und könnte nun mit einem weiteren Sieg den ersten Titel seit mehr als einem Jahrzehnt holen.

Die Losung aus französischer Sicht könnte einfacher nicht sein: Wenn man dieses Duell mit den Engländern gewinnt, hat man den ersten Six-Nations-Titel seit 2010 in der Tasche. Die Mission ist also aus Sicht der Gastgeber klar, einzig die englische Rugby-Nationalmannschaft, immerhin der amtierende Vizeweltmeister, steht dem nun noch im Wege.

Es wird also ein Duell Le Crunch, wie diese Paarung auf beiden Seiten des Ärmelkanals genannt wird, um den Titel, das am Samstag im seit Wochen ausverkauften Stade de France gespielt werden wird. Die Vorfreude in Frankreich, wo zuletzt Rekordeinschaltquoten erzielt wurden, könnte kaum größer sein. England bleibt da nur noch die Rolle als potenzieller Spielverderber.

Die Engländer haben Ihre Titelchance bereits letzte Woche daheim gegen Irland verspielt, dabei aber trotz 78-minütiger Unterzahl nach der roten Karte gegen Zweite-Reihe-Stürmer unter Beweis gestellt haben, dass das Team von Coach Eddie Jones durchaus noch seine Stärken hat. Vornehmlich im Sturm, wo man den Iren auch mit nur sieben schweren Jungs letzte Woche ein ums andere Mal wertvolle Meter abgewinnen und Straftritte herausholen konnte.

Doch Frankreich scheint darauf vorbereitet, nicht zuletzt deswegen, weil mit dem englischen Defensiv-Guru Shaun Edwards selbst mittlerweile zu den defensivstärksten Teams gehört. Darüber hinaus kommt mit Romain Taofifenua ein Gigant von einem Mann zurück auf die Bank. Für das französische Gedränge und die Defensive gegen Englands gefürchtetes Paket dürfte der 2-Meter-Mann ein Segen sein.

Vor acht Jahren sorgte Gael Fickou schon einmal für die Entscheidung gegen England - nun soll es der Innen erneut richten

Mindestens ebenso wichtig ist die Rückkehr von Damien Penaud, dem eleganten, aber ebenso durchsetzungsstarken Frankreich-Außen, der gegen Wales wie Taofifenua aufgrund einer Corona-Infektion fehlte. Sollte Frankreich bei perfekten äußeren Bedingungen sein schnelles Phasenspiel aufziehen, ist Penaud genau der richtige, um die sich auftuenden Lücken zu nutzen.

Coach Fabien Galthié hat sich sonst für seine bewährte Start-XV entschieden, die es bisher auf vier Siege in vier Spielen gebracht hat. Die erste Reihe um die Props Baille und Atonio, sowie Hakler Marchand dürfte gegen England ein hartes Stück Arbeit vor sich haben. Wo Frankreich aber zweifelsohne Vorteile haben dürfte, ist auf der Dreiviertelreihe.

Die Innen-Paarung Danty und Fickou, gefüttert von Romain Ntamack verbindet Durchsetzungskraft und Spielwitz. Während England nach der Neuordnung seiner Dreiviertelreihe noch immer nach der bestmöglichen Kombination sucht, scheint Frankreich sie gefunden zu haben. Das erklärt zum Teil auch, warum England in den letzten 160 Minuten Six-Nations-Rugby nur einen einzigen Versuch erzielt hat.

TotalRugby-Prognose: Die Form, die individuelle Klasse des Teams und der Heimvorteil im Stade de France bei perfekten Bedingungen für das blitzschnelle Spiel der Franzosen sprechen ganz klar für die Franzosen. Sie haben im bisherigen Turnierverlauf klar unter Beweis gestellt, dass sie derzeit das beste Team in der Nordhemisphäre sind. Die entscheidende Frage vor dem Entscheidungsspiel zur Prime Time ist aber die folgende: Ist Frankreichs Nationalmannschaft mittlerweile reif genug, um mit dem Druck umzugehen? Fast ganz Frankreich erwartet den ersten Six-Nations-Titel seit 2010 und mit Blick auf die WM im eigenen Land, auf die das Team seit dem Umbruch vor drei Jahren hinarbeitet, könnte der Druck auf den Schultern der jungen Stars kaum größer sein. Wir denken aber, dass Dupont, Ntamack und Co. damit umgehen können – Frankreich holt sich den Titel mit einer überzeugenden Vorstellung und +9 Punkten.

Irland – Schottland

Samstag 19. März 17:45, Aviva Stadium Dublin (Live bei More than Sports TV)

Irland hat noch immer Chancen auf den Six-Nations-Titel in diesem Jahr, muss aber daheim gegen die Schotten vorlegen und dann auf englische Schützenhilfe hoffen. Da kommt es den Iren gelegen, dass der Lieblingsgegner nach Dublin zum Saint Patrick’s Day Wochenende anreist. Neun der letzten zehn Duelle zwischen beiden Teams gingen an die Iren und der letzte schottische Sieg in Dublin ist mittlerweile zwölf Jahre her.

Dazu haben beide Teams im Turnierverlauf völlig unterschiedliche Gesichter gezeigt – Schottland enttäuschte nach dem Auftaktsieg über England die hohen Erwartungen, während Irland noch immer im Titelrennen ist. Dazu scheint bei den Schotten die Diskussion um Verbinder Finn Russel wieder entbrannt zu sein. Denn Coach Townsend verbannt den Schottland-Magier in Dublin auf die Bank.

Irlands Offensive war die beste im bisherigen Turnierverlauf - schlechte Nachrichten für Schottland

Schon einmal waren Townsend und Schottlands wohl talentiertester Spieler aneinandergeraten, was 2020/2021 zu einer fast einjährigen Ausbootung Russels führte. Damals war es ein Disput über Russels Alkoholkonsum an der Hotelbar, dieses Mal scheinen es Leistungsgründe zu sein. Russel ließ im Six-Nations-Verlauf mehrmals seine Klasse aufblitzen, zeigte sich aber auch zwischenzeitlich behäbig und defensiv anfällig.

Ihn ersetzt nun der knapp fünf Jahre jüngere Blair Kinghorn, der zuletzt im Trikot von Edinburgh Rugby mit guten Leistungen überzeugen konnte. In Dublin aber steht er vor einer schwierigen Aufgbabe: Nicht nur hat er es mit Altmeister Sexton als seinen direkten Gegenspieler zu tun. Die dritte irische Sturmreihe um van der Flier, Doris und Conan dürfte ihm das Leben reichlich schwer machen.

Irland dagegen wirkt eingespielt, kombinationssicher und hat mit James Lowe den bisher besten Finisher im Team – folgerichtig haben die Iren im bisherigen Turnierverlauf mit 20 die meisten Versuche erzielt. Mit einem Bonuspunktsieg würde man den Druck auf die Franzosen zumindest hochhalten und könnte darauf hoffen, dass England in Paris gewinnt.

TotalRugby-Prognose: Irland geht hochfavorisiert in dieses Duell mit den Schotten und wird die Chance auf den Titel aufrechterhalten wollen. Spielerisch sind die Iren den Schotten derzeit voraus, trotz der Gedränge-Probleme in Twickenham im Sturm, wie in der Hintermannschaft. Mit dem eigenen Publikum im Rücken wird Irland vorlegen und mit +14 Zählern gewinnen.

Wales – Italien

Samstag 19. März 15:15, Principality Stadium Cardiff (Live bei More than Sports TV)

Der Auftakt in das entscheidenden Six-Nations-Wochenende erfolgt in Cardiff. Italien, so viel steht bereits fest, wird das Turnier auch in diesem Jahr auf dem letzten Platz beenden. Wales dagegen kann im Optimalfall sogar noch vom fünften Platz auf Rang drei vorrücken. Dafür bräuchten die Gastgeber einen Bonuspunktsieg, was daheim gegen Italien sogar ziemlich wahrscheinlich erscheint.

Die Gäste konnten gegen Schottland immerhin drei Versuche legen und haben mit Ange Capuozzo den wohl aufregendsten Debütanten im Start-Aufgebot. Gegen Schottland kam der nur rund 70 kg schwere Schluss von der Bank und erzielte direkt einen Doppelpack. Die Step-Geschwindigkeit des Grenoble-Profis ist atemberaubend und erinnert an Springboks-Superstar Cheslin Kolbe.

Italiens neues Wunderkind: Ange Capuozzo, der bei seinem Debüt gleich zwei Versuche legte

Mit 22 Jahren hat Capuozzo noch den Großteil seiner Karriere vor sich, genau wie Verbinder Garbisi und Dritte-Reihe-Stürmer Lamaro – das Trio könnte künftig das Rückgrat der italienischen Mannschaft sein, in der künftig noch mehr talentierte Nachwuchs-Spieler aus der erfolgreichen U20-Nationalmannschaft nachrücken dürfen.

So rosig die Perspektive aber auch sein mag, vorerst scheint ein erster Six-Nations-Sieg seit 2015 aber noch Utopie. Die Waliser sind besonders daheim noch immer deutlich stärker einzuschätzen, zumal Kapitän Alun Wyn Jones nach einer Schulterverletzung direkt wieder in die Start-XV kommt und seinen 150. Einsatz für Wales feiern wird.

TotalRugby-Prognose: Die Waliser werden daheim gegen Italien nicht viel anbrennen lassen und einen positiven Abschluss nach einem durchwachsenen Turnier feiern, nachdem Wales immerhin als Titelverteidiger gestartet war. Das Team um Dan Biggar ist den Italienern spielerisch schlicht noch zu weit voraus, als dass Italien Wales ernsthaft gefährlich werden könnte. Was aber nicht heißen soll, dass Italiens Offensive nicht den einen oder anderen Nadelstich setzen kann. Unter dem Strich sehen wir Wales aber mit +14 Zählern vorne.

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