TR-Vorschau Six Nations: Das Wochenende der Vorentscheidungen
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 11. März 2022

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Vor zwei Jahren entschied Romain Ntamack das Duell gegen Wales in Cardiff mit einem tollen Intercept.

Drei Mal Six Nations live auf More Than Sports TV erwarten uns am vorletzten Spieltag des Turniers - uns steht ein großartiges Rugby-Wochenende bevor, in dem die Weichen gestellt werden. Wer nimmt den Wooden Spoon mit, wer kann Frankreich am letzten Spieltag noch den Titel streitig machen?

Wales – Frankreich

Freitag 11. März 21 Uhr, Principality Stadium Cardiff

Freitag-Abend, unter Flutlicht in Cardiffs Rugby-Tempel mit einigen der besten Spieler der Welt. Rugby-Herz, was willst du mehr. Für Frankreich könnte heute Abend in der walisischen Hauptstadt der vorletzte Schritt auf dem Weg zum langersehnten Six-Nations-Sieg folgen. Falls sich Dupont, Ntamack und Co. wie vor zwei Jahren den Sieg in Cardiff sichern, könnte man daheim kommende Woche gegen die Engländer den ersten Grand Slam seit 2010 sichern.

Doch Wales könnte sich durchaus als Stolperstein erweisen, denn gegen England zeigten die Waliser eine blitzsaubere zweite Halbzeit und hätten das Spiel in Twickenham fast noch gedreht. Der Wille bei den Walisern stimmt wieder, auch wenn das Team noch zu viele Straftritte hergibt und offensiv Chancen liegen lässt. Dazu kann Coach Wayne Pivac nun noch auf Josh Navidi und Seb Davies zurückgreifen – beides wichtige Stürmer, die zuletzt ausgefallen waren.

Ergänzt wird die dritte Sturmreihe durch Rückkehrer Taulupe Faletau, der als einer der talentiertesten Achter der Welt gilt, aber immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wird. Sein Duell mit Frankreichs Gregory Aldritt dürfte allein schon den Eintrittspreis wert sein. Wer dagegen fehlen wird, ist Damien Penaud – der bockstarke Außendreiviertel wurde vorgestern positiv auf Corona getestet.

Vor zwei Jahren gewann Frankreich einen absoluten Krimi in Cardiff

Moefana und Villière sind damit die Außen und auf die Bank rückt für Penaud Toulouse Matthis Lebel, der erfolgreichste Außen der Top 14, der es bisher nicht mal in den Kader der XV de France geschafft hatte. Er dürfte sich nahtlos in die großartige Hintermannschaft der Franzosen einfügen, die Wales irgendwie unter Kontrolle bekommen muss.

Gleiches gilt natürlich für Weltspieler Antoine Dupont, der unter der Woche mit einer Blessur zu kämpfen hatte, aber nun wieder nahe 100% sein soll. Gegen Schottland in Edinburgh hatte er eine absolute Gala-Vorstellung abgeliefert, offensiv, wie defensiv! Ihn unter Kontrolle zu halten, dürfte eine der wichtigsten Aufgaben der Wales-Defensive sein.

TotalRugby-Prognose: Eigentlich spricht vor diesem Duell abgesehen vom Heimvorteil fast alles für die Franzosen. Spielerisch sind die Franzosen derzeit mindestens eine Klasse besser – fünf gelegte Versuche der Waliser bisher gegen 13 der Franzosen sprechen da eine deutliche Sprache. Dazu sind die Franzosen seit dem letzten Sieg in Cardiff taktisch gereift und ihre jungen Schlüsselspieler haben noch mehr Erfahrung auf diesem Niveau. Doch genau dieser Heimvorteil und der unbedingte Wille waren immer die Asse des ewigen Underdogs. Mit taktischer Disziplin und eisernem Willen vermeintlich bessere Gegner zu schlagen. Wales wird das Spiel enger gestalten, als viele vermuten – dennoch sehen wir am Ende Frankreich mit +6 vorne.

Italien Schottland

Samstag 12. März 15:15 Uhr, Stadio Olimpico Rom

Jahrelang waren die Duelle zwischen Schottland und Italien entscheidend, wenn es darum ging, wer den sprichwörtlichen Wooden Spoon als schlechtestes Six-Nations-Team erhielt. Tatsächlich feierte Italien 2015 den letzten Sieg im Turnier gegen eben jene Schotten und tatsächlich ist das Heimspiel am Samstag die wohl beste Chance seit langem, einen Sieg einzufahren.

Italien musste in Irland nach einer frühen roten Karte und einer selten angewandten Regel fast das gesamte Spiel in doppelter Unterzahl spielen, weswegen Schottland daheim der bessere Gradmesser sein dürfte. Obwohl die Schotten mit Stars wie Finn Russel, Stuart Hogg, sowie einem Sieg gegen England am ersten Spieltag im Gepäck anreisen, ist ein Triumph über die Bravehearts wohl die einzig realistische Perspektive.

Zwar würde Italien danach wohl trotzdem das Turnier als Letzter abschließen, doch der erste Sieg seit sieben Jahren wäre dennoch ein riesiges Ausrufezeichen und angesichts der nachrückenden starken Jahrgänge der Azzurri ein weiteres Signal für den Verbleib des Team aus Bella Italia bei den Six Nations. Schottland will das natürlich um jeden Preis verhindern, nachdem man bereits in Wales denkbar knapp unterlegen war und gegen Frankreich daheim chancenlos blieb.

Sieben Jahre ist der letzte Azzurri-Sieg her, damals ging es ebenso gegen die Schotten

Nach Duhan van der Merwes Sperre wegen einer roten Karte im Ligaeinsatz für Worcester für eine kräftige Handabwehr ins Gesicht eines Gegenspielers, muss nun ein relativ unerfahrener Außen die Rolle auf der kurzen Ecke übernehmen. Kyle Steyn kommt wie der andere Außendreiviertel, Darcy Graham, originär aus der Siebener-Mannschaft Schottlands, ist aber mit rund 100 kg kein Leichtgewicht.

Schlussendlich wird das Team von Gregor Townsend dieses Spiel aber vor allem mit den Stürmern gewinnen wollen. Tighthead-Prop Zander Ferguson gilt als einer der besten seines Faches und gerade im Gedränge erhoffen sich die Schotten Vorteile. Sein Bruder Matt spielt auf der Acht und muss das Team über die Vorteilslinie bringen.

Das wiederum würde das Leben für das eingespielte Kreativ-Duo aus Neuner Price und Zehner Russel einfacher machen. Zuletzt hatten beide Probleme die richtige Balance aus Risiko und taktischem Spiel zu finden. Dürfte es gegen Italien hapern, würde die Diskussion um den zuletzt nicht immer blitzsauber auftretenden Russel wieder an Fahrt gewinnen.

TotalRugby-Prognose: Wenn Italien am Ende der 80 Minuten im Römer Olympiastadion wirklich den ersten Sieg seit sieben Jahren einfahren will, müssen die Azzurri vor allem eines schaffen: Endlich ihre Abschlussschwäche beheben. Zu oft hatte sich Italien in aussichtsreiche Positionen gebracht, ohne sich am Ende selbst mit Versuchen zu belohnen. Nur ein Versuch in fünf Spielen spricht eine deutliche Sprache, die Schotten mit der zweitschlechtesten Offensive haben immerhin fünf Versuche gelegt. Sollte das Team von Kieran Crowley die eigenen Angriffe besser ausspielen und früh zu Punkten kommen, dürfte diese Partie durchaus spannend werden. Wir sehen Schottland aber noch zu stark für die Azzurri, die Gäste gewinnen mit +12 Zählern.

England - Irland

Samstag 12. März 17:45 Uhr, Twickenham Stadium

Irland reist am Samstag-Abend als Favorit ins Twickenham Stadion. Seit der WM, als England im Endspiel lange mithielt und Irland bereits im Viertelfinale von Neuseeland überrollt wurde, haben sich die Vorzeichen derart stark verkehrt. Unter Andy Farrell, dem Vater vom etatmäßigen England-Kapitän Owen, hat Irland zu sich selbst gefunden.

Das Team hat mehr taktische Freiheiten erhalten ohne dabei Defensive und Struktur vermissen zu lassen. Zwar ist man weiterhin stark von Verbinder Sexton abhängig, jedoch haben die Iren auf fast allen anderen Positionen gleichwertigen Ersatz bei Ausfällen. Die Talentschmiede Leinster feuert einen Hochkaräter nach dem anderen heraus.

Das ist an diesem Wochenende vor allem in der ersten Sturmreihe nötig, wo mit Prop Andrew Porter und Hakler Ronan Kelleher zwei wichtige Stützen ausfallen und mit Cian Healy und Dan Sheehan ersetzt werden. Sonst ähnelt die Mannschaft weitestgehend derjenigen, die im bisherigen Turnierverlauf die bisher meisten Punkte erzielt hat.

Bei England wiederum wurde in diesem Jahr der Umbruch vollzogen und dementsprechend scheint die Mannschaft wenig gefestigt. Der Sieg gegen Wales wurde am Ende über die Zeit gebracht, Italien war nicht der Maßstab und im Regen von Edinburgh unterlag man stark kämpfenden Schotten.

Coach Eddie Jones scheint jetzt zumindest auf den Schlüsselstellen auf der Spielmacherachse auf die jungen Wilden zu vertrauen. Marcus Smith war sowieso schon gesetzt und nun wurde Bristols dynamischer Neuner Harry Randall auch in einem wichtigen Spiel dem Rekordnationalspieler Ben Youngs vorgezogen.

Ob England damit dynamischer auftritt bleibt abzuwarten. Im Sturm, wo England traditionelle seine Vorteile hat, dürfte das Kräfteverhältnis ausgeglichen sein. Courtney Lawes als Brocken in der dritten Sturmreihe soll den englischen Paketen und Gedrängen mehr Dampf verleihen.

TotalRugby-Prognose: Bei frühlingshaften Temperaturen in London dürfte uns ein Rugby-Leckerbissen zum Abschluss des vorletzten Spieltags bevorstehen. Nur der Sieger dieses Spiels dürfte noch realistische Chancen auf den Six-Nations-Titel haben. England will sich das große Finale in Paris erkämpfen, Irland muss England schlagen und in der kommenden Woche auf Schützenhilfe hoffen. Die Gäste haben sich im bisherigen Turnierverlauf als das stabilere beider Teams – schon im Vorjahr hatten die Iren England dominiert und treten auch jetzt favorisiert an. Wir sagen: Altmeister Sexton wird Irland zu einem Sieg mit +4 führen.

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