3 TR-Thesen zum 11. Platz des DRV-Wolfpack in Sevilla
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 31. Januar 2022

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Auf diesem Niveau in der Lage mitzuhalten. Die Spieler unseres DRV-Wolfpacks. Foto (c) Perlich

Zwei weitere Ausflüge auf die World Series. Das deutsche Team konnte auch in Sevilla unter Beweis stellen, nicht fehl am Platze sein. Vielmehr bewiesen die Männer des DRV-Wolfpacks, auf diesem Niveau auch etablierte Teams schlagen zu können. Gleichwohl liegt noch viel Arbeit vor dem Trainerteam von Damian McGrath, wurden in Sevilla und Malaga doch gleichzeitig auch einige Schwächen des Teams offengelegt - das könnte sich mit Blick auf die anstehenden Aufgaben als Segen herausstellen.

1. Der 11. Platz fühlt sich wie eine Standortbestimmung an

Wie schon in der Woche zuvor beim ersten von zwei spanischen Ersatz-Turnieren auf der World Series (die kurzfristig für die wegen Corona abgesagten Turniere in Sydney und Hamilton organisiert wurden), sprang am Ende ein elfter Platz für das deutsche Team heraus.  Ein absolutes Highlight, wie das Unentschieden gegen in der Vorwoche Australien fehlte, doch dieses Mal fühlte sich das Endergebnis auch deshalb gerechter an.

Vielmehr ist es trotz schwieriger Umstände - das DRV-Team erfuhr erst gut zwei Wochen vor Malaga von seinem Glück, was eine adäquate Vorbereitung unmöglich machte - eine relativ gute Standortbestimmung. Dieses Mal ließen die deutschen Siebener-Jungs die Kernteams Japan, Wales, Kanada und Schottland hinter sich.

In Malaga lag man dagegen in der Endabrechnung hinter Kanada, aber vor Kenia. Eben jene Kenianer waren nun am Ende deutlich zu stark, aus mehreren Gründen. Zunächst kam das deutsche Team am Sonntag überhaupt nicht mit der physischen Spielweise der Kenianer klar, die an einem guten Tag jedes der Top-Teams mit ihrer muskulösen Spielweise große Probleme bereiten können.

Den Wolfpack-Assen fehlte darüber hinaus die Frische - nicht nur weil es der dritte Turnier-Tag im zweiten Turnier am zweiten Wochenende in Folge war, auf das man sich nur bedingt vorbereiten konnte. Die Kenianer hatten am Sonntag-Morgen ein Freilos, da ihr eigentlicher Gegner Samoa kurzfristig aufgrund eines Corona-Ausbruchs passen musste.

Gegen Kenia fehlte am Ende die Kraft gegen das physisch extrem starke Team

So fehlte dem deutschen Team die nötige Spritzigkeit und Frische, um den Kenianern im Ballbesitz wirklich Probleme bereiten zu können. Dennoch: Auch wenn das deutsche Team „nur“ als Einladungsteam angetreten war, konnte es doch unter Beweis stellen: Die Teams der unteren Tabellenhälfte kann man allesamt schlagen und gegen die absoluten Top-Teams ist man alles andere, als chancenlos. Das deutsche Team gehört spielerisch auf dieses Niveau und das werden auch die Verantwortlichen von World Rugby erkannt haben.

2. Die Turniere von Malaga und Sevialla kamen genau zur richtigen Zeit

Um eine solide Vorbereitung auf die beiden zusätzlichen World-Series-Ausflüge zu haben, kam die Ankündigung viel zu kurzfristig. Jedoch könnte sich der Spanien-Trip für unser DRV-Wolfpack im weiteren Saisonverlauf noch als Segen herausstellen. Denn World Rugby will noch in diesem Spätwinter / Frühjahr erneut eine Challenger Series durchführen, die den einzigen Aufsteiger in die World Series determinieren soll.

Bis dahin hätte das Team normalerweise keinerlei Spielpraxis unter Wettkampfbedingungen auf vergleichbarem Niveau gehabt. Nun durften sich gerade auch die noch weniger erfahrenen Spieler, wie Jack Hunt, Chris Umeh und Felix Hufnagel mit Top-Teams aus der Weltspitze messen. Für die anstehenden Duelle mit den Aufstiegskonkurrenten, wie Chile, Hongkong, Uruguay und vor allem auch Russland unter Coach Vuyo Zangqa könnte dies Gold wert sein.

Im Turnierverlauf wurden dem Team dabei gnadenlos auch die eigenen Schwächen aufgezeigt, an denen es in den kommenden Wochen zu arbeiten gilt. Das dürfte sich mit Blick auf die anstehenden Saison-Highlights noch als wertvoll herausstellen und auf dem Weg zur World-Series- und WM-Quali noch helfen.

3. Das Team verkraftet Nackenschläge nicht immer gut und ist taktisch manchmal zu eindimensional

Gegen Irland hatte sich das DRV-Team an Tag eins des zweiten World-Series-Turniers unglaublich viel vorgenommen. Man konnte die Entschlossenheit bei einigen Spielern geradezu spüren - als Ben Ellermann die 5:0 Führung nach einem tollen Spielzug gegen Irland mit viel Power besorgte, motivierte sein Zimmernachbar Chris Umeh ihn und das restliche Team lautstark.

Was folgte war, ein ziemlich übler Nackenschlag. Der darauffolgende Ankick wurde von den Iren nicht gefangen, was normalerweise ein Kardinalfehler ist und sich meist postwendend rächt. Doch die Iren hatten unglaubliches Glück, der Ball versprang wild und landete ausgerechnet hinter der nachrückenden deutschen Angriffslinie, so dass Irland mit einem geschenkten Versuch zum 7:5 einlaufen konnte.

Danach ging beim deutschen Team nicht mehr viel, das Momentum schwang komplett und Irland konnte das deutsche Team ein ums andere Mal einschnüren. Auch, weil die deutschen Standards nicht mit gewohnter Sicherheit ausgeführt wurden. Zu wenige Ankicks wurden offensiv wie defensiv gesichert, bei der Gasse gab es ungewöhnliche Wackler und selbst im Gedränge wurden mehrere eigene Bälle verloren.

Das ist ungewöhnlich für das DRV-Team und vieles davon dürfte in der Trainingsarbeit in den kommenden Wochen beseitigt werden. Zudem stehen die deutschen Standards gegen Teams wie Chile und Uruguay nicht dermaßen unter Druck, wie gegen Australien und Irland. Dennoch, auch hier gibt es Luft nach oben.

Zudem wirkte das Team zuweilen taktisch ein wenig eindimensional. Im Turnierverlauf fiel auf, dass kaum eine andere Mannschaft so eng steht, wie das DRV-Wolfpack. Wenn starke vertikale Läufe, wie der von Jack Hunt aus der Tiefe durch die Lücke zum Versuch gegen Kenia daraus resultieren, kann dies funktionieren. Aber wenn es dem deutschen Team nicht gelingt, Defensivreihen auseinanderzuziehen, wird das zum Problem. Denn auf diesem Niveau wissen die Teams, wie sie ihre Tackles setzen.

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