Der nächste Betrüger fliegt auf: Leicester Tigers droht der Absturz
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 29. Dezember 2021

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Sportlich wiederauferstanden, doch aufgrund von Verstößen gegen die Gehaltsobergrenze mit Problemen: Die Leicester Tigers.

Der Saracens-Skandal in der englischen Premiership ist kaum verdaut, da folgt der nächste. Die Leicester Tigers sollen die Gehaltsobergrenze systematisch umgangen haben, um sich so einen Vorteil zu verschaffen. Dem Klub mit dem höchsten Zuschauerschnitt in Europa droht nur der Zwangsabstieg.

Englands Rekordmeister erlebt gerade sportlich die bisher beste Saison der langen ruhmreichen Vereinsgeschichte. Zumindest zu diesem Zeitpunkt, kurz vor Halbzeit der Spielzeit in der Premiership, standen die Tigers nie besser da. Die ersten zehn Spiele hat Leicester allesamt gewonnen und liegt folgerichtig an der Spitze der englischen Meisterschaft, dazu kommt eine einhundertprozentige Bilanz im Europacup und nationalen Pokal.

Bei den Tigers, die auch am letzten Wochenende beim Vorjahres-Halbfinalisten Bristol auf dramatische Art und Weise mit einem Versuch in der 84. Minute gewannen, sorgt jetzt allerdings ein Skandal abseits des Feldes für Schlagzeilen. Dem Team aus den englischen Midlands droht ein Punktabzug und eventuell sogar der Zwangsabstieg wegen Verstößen gegen die Gehaltsobergrenze.

Sportlich aktuell auf einem Höhenflug, doch Ungemach droht anderswo

Über eine Firma, die Spielern sechsstellige Beträge für ihre Bildrechte bezahlt haben soll, wurden die Gehälter der Leicester-Stars wie George Ford und Ben Youngs wohl über einen längeren Zeitraum aufgebessert. Je nachdem, wie weit die Tigers über der damals geltenden Obergrenze war, die bis zum Sommer 2020 rund 8,33 Millionen € betrug, plus zwei sogenannte Marquee-Player, die nicht unter den Deckel fielen.

Bereits bei einer Überschreitung von 200.000 Pfund droht ein Punktabzug und gar der Zwangsabstieg. Saracens mussten im Sommer 2020 den bitteren Gang in Liga zwei antreten, nachdem ihnen 105 Punkte abgezogen, sowie eine Geldstrafe von über fünf Millionen Pfund aufgebrummt wurde.

Mit Finanz-Doping sportlich schlecht, seitdem stark verbessert

In zweierlei Hinsicht lässt diese Schlagzeile aufhorchen. Zunächst, da der Zeitraum, in dem die Tigers den Berichten in der britischen Presse nach über der Gehaltsobergrenze waren, genau die Jahre waren, in denen das Team historisch schlecht abschnitt. Die damalige Vereinsführung trickste nicht nur, sie tat dies auch noch besonders schlecht – zweimal entkamen die Tigers als Vorletzter dem Abstieg nur knapp. Erst seitdem man 2020 im Kader stark ausgemistet  und mit Steve Borthwick einen neuen Coach verpflichtet hatte, lief es sportlich wieder bei den Tigers.

Zudem waren es ausgerechnet die Tigers, die zusammen mit der Mehrheit der Premiership-Klubs im Jahr 2019 für härtere Sanktionen bei Verstößen gegen die Gehaltsobergrenze votierten. Natürlich hatte man damals Saracens im Sinne - nun könnten ausgerechnet Sie es sein, die nach den schärferen Regeln bestraft werden.

Erhielt bei den Tigers wohl nicht nur sein reguläres Gehalt, sondern verdeckte Zusatzzahlung: Superstar Manu Tuilagi

Noch laufen die Ermittlungen des Sonderbeauftragten Andrew Rogers, der sogar das Recht hat persönliche Mails und Whatsapp-Nachrichten zwischen Spielern und Vereinsverantwortlichen zu lesen. Die Vereinsführung äußert sich bisher nicht, aber bereits jetzt scheint eine Strafe wohl nur schwer vermeidbar. Statt des elften Meistertitels könnte so der bittere Gang in Liga zwei folgen.

Genau dort könnte sich dann auch Handré Pollard wiederfinden. Der Springboks-Verbinder hatte erst vor wenigen Wochen einen Vertrag bei Leicester unterschrieben. Die Ironie dabei: In der zweiten Liga gibt es derzeit keine Gehaltsobergrenze, die Tigers könnten also zumindest bei einem Abstieg dahingehend nichts falsch machen.

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