TR-Review Rugby-Bundesliga: 1880 & 78 triumphieren, RGH im Derby siegreich
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 11. Oktober 2021

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Maik Hartleb macht wichtige Meter mit dem Ball unter dem Arm für Germania List. Foto (c) Janus

Wir sind mitten im heißen Herbst in der Rugby-Bundesliga und langsam werden die Weichen für den weiteren Saisonverlauf gestellt. Der SC Frankfurt 1880 und Hannover 78 hatten ihre engsten Spiele bisher, konnten aber ihre Top-Position behaupten. Die RGH feierte indes einen wichtigen Derbysieg beim direkten Nachbarn und kann den Blick in der Tabelle langsam aber sicher nach oben richten.

Süd/Ost

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1 TSV Handschuhsheim 4 20 +203
2 SC Frankfurt 1880 4 19 +139
3 SC Neunheim 4 16 +121
4 RG Heidelberg 4 10 -14
5 SG Pforzheim 4 8 -56
6 RK Heusenstamm 4 5 -141
7 Heidelberger RK 4 2 -113
8 RC Luxemburg 4 1 -139

SC Neuenheim 15-22 SC Frankfurt 1880

Frankfurt verliert die Tabellenführung, bleibt aber Spitze. Das Team von Trainer Byron Schmidt hat die Aufgabe in Neuenheim mit Bravour bestanden, die zugleich der erste richtige Härtetest in dieser Saison war. Dabei waren die Gastgeber im ersten Durchgang mindestens ebenbürtig, bevor das Spiel in der zweiten Hälfte zu Gunsten der 1880er kippte.

Die Marschroute der Neuenheimer war klar: Alle Punkte mitnehmen, wo es nur geht, da dieses Spiel eng werden würde. Mit viel Druck setzte sich der SCN dann auch in der Hälfte der Frankfurter fest und ging durch zwei Straftritte von Verbinder Nikolai Klewinghaus mit 6:0 in Front.

Das königsblaue Momentum ebbte dann aber erstmal ab, als Luke Wakefield wegen eines hohen Tackles eine zehnminütige Auszeit verordnet bekam. Das nutzte der Meister eiskalt und lief durch Innen Augustine Mafoe zum 5-6 Anschluss aus Frankfurter Sicht ein. Raynor Parkinson verpasste jedoch die Führung, während sich Nikolai Klewinghaus noch zwei Mal zielsicher vom Tee zeigte.

Die 12:5 Pausenführung war verdient, aber Frankfurts Defensive klärte mehrmals in allerhöchster Not und blieb so in Reichweite. Neuenheim startete schlecht in Durchgang zwei und Raynor Parkinson nutzte seine ganze Erfahrung, um die Gastgeber nun noch mehr in ihrer Hälfte einzuschnüren.

In Durchgang zwei traf Parkinson gleich vier Mal per Straftritt, dazu setzte sich Frankfurts Fidschi-Außen Ratu Leni Mandanawa unwiderstehlich zum zweiten 1880-Versuch durch. Ein später Klewinghaus-Straftritt verkürzte zumindest auf 15-22, so dass Neuenheim den Defensiv-Bonus erzielte und so in Schlagdistanz bleibt.

1880-Coach Byron Schmidt sah ein enges Spiel und erklärte gegenüber TR: „Es war ein großartiges Spiel, auch wenn wir einen schwachen Start hatten und zu viele Straftritte weggegeben haben. Aber als wir unseren Rhythmus gefunden haben und den Ball länger in unseren Reihen behalten haben, wurde es deutlich besser. Nach der Pause haben wir dann deutlich weniger Straftritte weggegeben und wurden dementsprechend dominanter!“

SCN-Coach Clemens von Grumbkow zeigte sich nach dem Abpfiff enttäuscht: „Wir können aus dem Spiel im Endeffekt nur lernen und sind froh den einen Punkt noch mitgenommen zu haben. Nächste Woche im Derby gegen den TSV wollen wir es besser machen, um im Dreikampf nicht ins Hintertreffen zu geraten."

Heidelberger RK 17-46 RGH Heidelberg

Überraschend deutlich konnte sich die RG Heidelberg am Samstag-Abend gegen den Nachbarn am Harbigweg durchsetzen. Auch, da sich der Ruderklub mit einer seltenen Gelb-Roten selbst schwächte und so weite Teile des Spiels in Unterzahl absolvieren musste.

Achter Augustin Aversa, der schon für Spaniens Nationalmannschaft aufgelaufen war, hatte nach nur einer Viertelstunde Gelb für wiederholte Vergehen am Ruck kassiert, sich dann noch in Durchgang eins für eine Tackle an einem in der Luft befindlichen Spielers Gelb-Rot gesehen.

Zu dem Zeitpunkt war das Spiel beim Stand von 3:12 noch offen und der Klub konnte durch einen Versuch von Mora sogar noch Mal in Unterzahl auf 10:12 verkürzen.

Aber bei trockenem Ball, 50 Minuten in Überzahl und viel Platz auf dem künstlichen Grün des Ruderklubs brauchte die RGH keine zweite Einladung. Zwei Versuche kurz vor und nach der Pause ließen den Vorsprung der Orange Hearts anwachsen.

Lange konnte der Ruderklub dagegenhalten und zwischenzeitlich gar noch Mal verkürzen. Jedoch mussten die Klubberer in der Schlussphase ihre kräftezehrenden Defensiv-Arbeit Tribut zollen. Drei späte Versuche der Rudergesellschaft, allesamt erhöht von Fabian Heimpel, beuteten unter dem Strich einen deutlichen Sieg für Orange.

Die fünf Zähler bringen das Team von Coach Mustafa Güngor in der Tabelle direkt hinter das Spitzentrio, bevor es kommende Woche zum Meister Frankfurt 1880 geht. Derweil braucht der HRK in Luxemburg dringend einen Sieg, um nicht nach fünf Spieltagen als Tabellenletzter dazustehen.

TSV Handschuhsheim 93-5 SG Pforzheim

Dass der TSV Handschuhsheim daheim gegen Pforzheim favorisiert sein würde, war bereits vor Anpfiff klar. Doch nur wenige der Zuschauer im Lions Park hätten mit einem derart deutlichen Ergebnis gerechnet. Fast 100 Punkte schenkten die Löwen den gastierenden Rhinos ein und übernahmen damit die Tabellenführung bevor die Duelle mit Neuenheim und Frankfurt anstehen.

Dabei sah es zumindest nach 5 Minuten nach einem offenen Schlagabtausch aus, als Pforzheim den ersten Klub-Versuch mit einem eigenen Ausflug ins Malfeld konterte. Jedoch sollte es bis zum Schlusspfiff bei diesen fünf Punkten für die grünen Gäste bleiben. Die Löwen beraubten Pforzheim immer wieder des Balles und damit jeglicher Chancen auf einen Sieg.

Vor allem die brutale Effektivität der Löwen wusste zu überzeugen. Mit fast jedem Ballbesitz kamen die Hausherren zu Punkten. Wieder Mal besonders hervorzuheben war dabei Jaco Otto. Der Spielertrainer der Löwen steuerte selbst fünf Versuch bei und hatte auch in den letzten zehn Minuten noch denselben Willen, wie zu Beginn der Partie.

Das färbt auf seine jungen Mitspieler ab, die eine geschlossene Mannschaftsleistung ablieferten und hochverdient fünf Zähler für den TSV einfuhren. Für die Löwen ist dies ein ermutigendes Zeichen vor den entscheidenden Wochen mit den Duellen gegen die beiden anderen Top-Klubs.

Vor allem vor dem Spiel am Samstag gegen die Neuenheimer, die einen Tag weniger zur Erholung haben, ist dieser Kantersieg eine gute Nachricht.

RK Heusenstamm 29-18 RC Luxemburg

Der RK Heusenstamm konnte sich gegen starke Luxemburger einen extrem wichtigen Heimsieg sichern, mit dem die Füchse ihren Platz im Mittelfeld der Tabelle festigen konnten. Das in der Schlussphase noch der Bonuspunkt gelang, war für die Heusenstammer der Abschluss eines gelungenen Nachmittags am sonnigen Martinsee.

Besonders Leon Hees wurde mit seinen zwei Versuchen, davon ein wunderschöner Lauf über das halbe Spielfeld, zum Man of the Match aus Sicht der Füchse. Hakler Gino Gennaro und Kai Zeiger erzielten die weiteren Versuche, mit denen der Abstand zwischen beiden Teams auf nunmehr sieben Punkte angewachsen ist.

Für die Füchse geht es damit ein wenig entspannter in die kommenden Wochen, wobei in zwei Wochen ein zweiter direkter Konkurrent zu Gast am Martinsee ist. Die SG Pforzheim wird der nächste Gegner sein - mit einem weiteren Sieg würden die Heusenstammer sich vorerst aus dem Abstiegskampf verabschieden können.

 

Nord/Ost

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1 Hannover 78
4 20 +149
2 SC Germania List 4 15 +126
3 Berliner RC 4 15 +104
4 RK 03 Berlin
4 15 +58
5 RC Leipzig 4 5 -47
6 Hamburger RC 4 5 -60
7 RC Berlin Grizzlies 4 0 -140
8 VfR Döhren 4 0 -190

Hannover 78 37-17 RK 03 Berlin

Hannover 78 bleibt an der Spitze der Rugby-Bundesliga im Norden! Zwar mussten die 78er die ersten Gegenversuche der Saison einstecken, jedoch konnten die Hannoveraner nach einer engen ersten Hälfte schlussendlich klar die Oberhand behalten und den Berlinern mit einer leidenschaftlichen Defensiv-Leistung den Offensiv-Bonus in der Schlussphase verwehren.

78-Coach Benjamin Krause analysierte im Nachgang: „ Es war ein harter Kampf, den wir auch so erwartet haben. Wir hatten in der ersten Halbzeit Vorteile im Gedränge, die wir genutzt haben. Außerdem haben wir die Chancen genutzt und unsere Angriff zu Ende gespielt!“

Sein Gegenüber Maxi Bonnano sah das Spiel ähnlich: „Im zweiten Durchgang haben wir viele Bälle am Kontaktpunkt verloren, das war ein Schwachpunkt. So sind wir nie richtig in unser Spielsystem gekommen. 78 hat das gut ausgenutzt und speziell die ersten 20 Minuten in der zweiten Halbzeit waren nicht gut. Wir waren in vielen Situationen nicht so clever, auch deshalb sind wir ohne den Offensiv-Bonus zurück nach Berlin gefahren.“

Tatsächlich war der RK im ersten Durchgang zwei Mal in Führung gegangen. Der erste Versuch wurde von Innen Willi Lottermoser erzielt, durch zuvor nach zwei schönen Offloads freigespielt wurde. Ausgerechnet Ex-RK-Kapitän Falk Duwe kam für 78 erstmals über die Linie, als er nach 5-Meter-Gedränge über die Linie kam.

Der RK-Konter folgte wenig später, als Außen Robin Knüpfer einen Ball der Hannoveraner herausfangen und damit von der Mittellinie bis über ins Malfeld einlaufen konnte, womit es 12:7 für die Gäste stand. Rund um den Pausenpfiff hatte der RK aber seine schwächste Phase: Ballverluste und schwache Verteidigung gegen das starke Offloadspiel der Hannoveraner resultierte in Versuchen für Hünfeld und Rene Winkler nach Paket.

Nach der Pause erwischten die Berliner zunächst den besseren Start und belagerten die Linie der Hannoveraner. Als diese dann aber den Turnover holten und zum 80-Meter-Konter durch Tobi Bauer ansetzten, war dem RK endgültig der Zahn gezogen. Quentin legte in Minute 52 zum letzten Versuch für 78 ab.

Danach bäumte sich der RK noch einmal auf und wollte zumindest den Offensiv-Bonus holen. Mehrere vergebene Chancen später, war es Lukas Hines-Johnson der den dritten Berliner Try holte. Zu mehr sollte es nicht mehr reichen, obwohl Berlin sich noch Mal in eine aussichtsreiche Position manövrierte.

Für beide Teams stehen nun nach nur sechs Tagen Pause wichtige Derbys an. Hannover 78 muss beim Stadt-Rivalen Germania List antreten, während der RK 03 Berlin beim BRC spielt.

SC Germania List 30-15 RC Leipzig

Es war ein absoluter Big Point für Germania daheim gegen den RC Leipzig. Mit Wolfpack-Star Niclas Koch zurück auf der angestammten Neuner-Position schafften es die Hannoveraner den Sprung auf zwei in der Tabelle zu vollziehen.

Dabei ging es in List heiß her und die eine oder andere Unsportlichkeit blieb ungesühnt. Das Gesicht von Germania-Kapitän Mau war nach dem Spiel entsprechend gezeichnet, doch er zeigte sich erfreut über ein „gutes Stück Arbeit“ seiner Jungs.

Germania hatte den deutlichen besseren Start erwischt, doch der Spielfluss wurde immer wieder von den aggressiven Leipzigern gestört, die es in der zweiten Hälfte noch einmal spannend machen wollten. Schlussendlich behielten die Germanen aber die Oberhand und gehen gestärkt in das Derby am Samstag gegen den Erzrivalen 78.

VfR 06 Döhren 0-56 Berliner RC

ür den VfR Döhren gab es am Samstag daheim gegen den BRC trotz leidenschaftlicher Defensive nichts zu holen. Damit geht für die Hannoveraner auch das vierte Saisonspiel verloren und dieses Mal deutlicher und ohne eigene Punkte. Schon zur Halbzeit hatte es 0:33 aus Sicht der Gastgeber gestanden und nach dem Pausentee hatte der BRC ein wenig den Fuß vom Gas genommen.

Dass der BRC nicht unbedingt die Kragenweite der Roten ist, war sicherlich schon vor dem Spiel klar. Doch die Höhe der Pleite dürfte dennoch demoralisierend gewesen sein, zumal nun das wichtige Spiel daheim gegen den HRC ansteht.

Für den BRC wiederum war der Ausflug nach Hannover ein lockerer Aufgalopp vor dem Derby gegen den RK03, vor dem die West-Berliner auch noch einen Tag zusätzliche Pause haben.

RC Berlin Grizzlies 15-55 Hamburger RC

Ganz wichtiger Sieg für den Hamburger RC, mit dem die Hanseaten nicht nur die rote Laterne abgegeben, sondern auch noch einem direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt die Punkte verwehrten.

Gegen weiterhin geschwächte Grizzlies hatten die Hanseaten wenig Probleme und konnten dem Spiel früh ihren Stempel aufdrücken. Dass das Ergebnis dermaßen deutlich ausfallen würde, hätten wohl nur wenige beim HRC erwartet.

Schon kommenden Samstag könnten die nächsten wichtigen Punkte folgen, wenn die Hamburger beim Tabellenletzten Döhren antreten. Für die Grizzlies wird es derweil eng: Mit der Spielabsage vor wenigen Wochen und der deftigen Pleite drohen die Exil-Berliner nun in den Abstiegsstrudel zu geraten, zumal die nächsten Gegner Leipzig, BRC und RK 03 heißen.

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Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 12. Oktober 2021 )