Länderspiel und Vorbereitung – Heute im Fokus: Bodo Sieber
Geschrieben von Manuel Wilhelm   
Dienstag, 15. April 2008

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Wer kennt es nicht? Die Aufregung eines Schülers vor einer Prüfung, die unweigerlich aufkommende Nervosität eines Studenten vor einem richtungsweisenden Examen, das Kribbeln im Magen vor einem wichtigen Ereignis …

Auch routinierte Rugbyspieler und Profis kennen diese Momente. Dabei gibt es viele Wege und Strategien, solche Ereignisse vorzubereiten. Wie sich Spieler der deutschen Nationalmannschaft zielgerichtet für solche Highlights, wie das kommende Länderspiel gegen die Ukraine am Samstag (12.April in Hannover) wappnen … TotalRugby schaut hinter die Kulissen.

Heute im Fokus: Bodo Sieber (University of Cape Town RFC).

TotalRugby: Bodo, mit deinen 29 Jahren zählst Du zu den erfahrensten Spielern der Nationalmannschaft. Mit dem Sieg von Belgien über die Ukraine (22:19) vergangenen Wochenendes in der Ukraine ist der Aufstieg ins europäische Oberhaus nun in greifbarer Nähe. Was kannst Du dem Team aus Deiner Erfahrung heraus für dieses Spiel mitgeben und wie wahrscheinlich ist für dich das Erreichen der A-Gruppe?

Bodo: Hallo, kurze Frage vorab, war es nicht Moldawien, die der größte Aufstiegskonkurrent des deutschen Teams waren und da letzte Woche verloren haben? Ja, die beiden Spiele sind definitive Endspiele – die Art von Zukunfts-Bestimmenden 80 Minuten, nach denen jeder Spieler eines Tages seine Karriere definiert. BMT ist gefragt, Big Match Temperament, wie bei Meisterschafts- und Pokalendspielen, bei Relegations- oder Promotionsspielen. Nur ist der Stellenwert entsprechend höher, da es zum einen Länderspiele sind und da wir in diesem Fall nicht die Chance haben „es halt nächstes Jahr noch einmal zu versuchen“, da der ENC über zwei lange Jahre gespielt wird und unsere Konstant gute Bilanz definitiv zum Erfolg führen muss – jetzt. Als erfahrener Spieler habe ich natürlich mittlerweile einige große Spiele dieser Art hinter mir, z.B. zum Einen natürlich mit dem DRV, aber auch Intervarsities mit UCT oder den Südafrikanischen Merit Pokal mit Western Province vor voller Kullisse. Ich denke, dass ich einiges was ich dabei gelernt habe auch weitergeben und vor allem auch positiv und vielleicht sogar als einer der Felsen in der Brandung die jüngeren Spieler unterstützen kann.

TotalRugby: Auch für Dich als Top-Spieler in Südafrika ist das Thema Freigabe für Länderspiele wohl immer ein heikles. Keine Mannschaft stellt gerne freiwillig ihre Leistungsträger zur Verfügung. Du warst in der Vergangenheit eine Zeit lang nicht im Kader der Nationalmannschaft. Hatten die Gründe gar mit dieser Problematik zu tun?

Bodo: Es ist nicht immer leicht „mal schnell“ drei/vier Wochen nach Deutschland zu kommen, zum einen beruflich, zum anderen hängt es wie gesagt auch oft an der Team-Dynamik – die Priorität ist natürlich immer die Nationalmannschaft, ich war aber in der Tat schon in Situationen, in denen meine Club-Karriere an diesem schwarz-rot-goldenen Seidenen Faden hing und ich daher leider nicht frei bekam und spielen konnte.
In meinem momentanen Fall muss UCT jetzt auf mich verzichten und ungünstigerweise zur gleichen Zeit auf einen Nachwuchs Zweite Reihe Stürmer, der für Sprinkboks U21 spielen wird, was das Team natürlich schwächt, gerade mit den aktuellen Titelaspirationen. Ich genieße aber mittlerweile die Wertschätzung, dass ich in meiner Entscheidung um wie mein Trainer sagt: „to go play for the Vaterland“ unterstützt werde. Es war trotz allem gut, mich mit der offiziellen „Man of the Match“ Performance in meinem letzten Spiel vom Team in Cape Town zu verabschieden. Ich bin überzeugt, das ich eine positive, erfolgreiche Zeit mit dem DRV Team haben werde, was die Entscheidung und potentielle „Problematik“ natürlich vereinfacht.

TotalRugby: Mit dem Spiel gegen die Ukraine steht ein wahrer „Kracher“ auf dem Plan. Die Ukraine ist bekannt für ihren körperlich robusten Spielstil. Wie bereitest Du dich physisch und psychisch auf dieses Spiel vor? Hast du einen bestimmten „Trick“, um die Aufregung zu bekämpfen?

Bodo: Nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel und Vorbereitung besteht daher auch aus Regeneration – konkret nach meinem letzten Spiel bedeutete das Eisbad nach dem Schlusspfiff, kein Alkohol und ab ins Schwimmbad zum Stretching und Aqua-jogging am nächsten Morgen. Diese Woche werde ich meine Zeit und meine Trainings entsprechend positiv managen, so dass am Samstag hoffentlich alles 100% perfekt ist.
Aufregung gehört mit dazu, ohne eine gewisse Nervosität vor großen Spielen müsste man sich die Frage stellen, ob man denn wirklich mit dem Herzen dabei ist. Es geht darum, diese Nervosität in positive Energie und Motivation umzuwandeln, dass sie einen nicht lähmt, sondern fördert und herausfordert. Letztlich darf man aber natürlich nicht vergessen, dass es trotz all seiner Brisanz auch „nur“ ein Rugbyspiel ist, mit den gleichen Regeln wie wir es jede Woche spielen.
Gibt es einen bestimmten Trick? Klar, aber ich kann ja nicht alles preisgeben, wo blieb denn sonst der Vorteil der Erfahrung.

TotalRugby Statement: Ein wahrer Führungsspieler.

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