Die Six-Nations-Nachbeben: Galthies Corona-Vergehen, Social-Media-Terror und Schiri-Schelte
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 1. März 2021

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Frankreich-Coach Galthié trug wohl das Coronavirus in die Frankreich-Blase - das steht seit heute fest.

Auch wenn es nur zwei Six-Nations-Spiele am Wochenende waren, haben diese beiden, sowie die Coronabedingte Absage doch für viel Gesprächsstoff gesorgt. Wir blicken auf die wichtigsten Themen zurück und schauen, wie es im COVID-Krimi Frankreich-Schottland weitergeht, nachdem nun feststeht wer Patient Null beim COVID-Ausbruch im Frankeich-Camp war.

Coach Galthié als Patient Null überführt

Es war der Trainer höchstselbst, der die Corona-Blase des französischen Teams gebrochen hat und damit wohlmöglich für den Ausbruch im Team gesorgt hat. Das steht seit heute fest, als der Verband FFR bestätigte, dass Trainer Fabien Galthié gegen die Regeln die Corona-Blase des französischen Teams verlassen hatte, um ein Spiel seines Sohnes zu sehen, der vor dem Irland-Spiel in der Jugend von Colomiers gegen Stade Français spielte.

FFR-Präsident Laporte bestätigte die Umstände gegenüber dem französischen Fernsehen, nur um hinzuzufügen, dass er das Problem nicht verstehe, aber schließlich sei er ja auch kein Doktor. Mit einer Sanktionierung muss Galthié persönlich also nicht rechnen. Jedoch könnte sein Team dafür bestraft werden, da die Forderungen nach einer Wertung des abgesagten Spiels für Schottland lauter werden.

Denn nicht nur Galthiés Ausflug war gegen die COVID-Regeln, die sich die Verbände selbst auferlegt haben. Auch die Kabinenparty der Franzosen nach dem Irland-Spiel vor laufenden Kameras, an der auch Spieler außerhalb des Kaders ohne Masken teilnahmen, widersprach den Regeln. Außerdem hatten einige Frankreich-Spieler bereits in Rom die Blase verlassen, um Waffeln essen zu gehen.

Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu sah sich gezwungen, das Team öffentlich zu rügen und betonte, dass man derzeit mit einer Sondergenehmigung operiere. Die weitere Teilnahme hänge von dieser ab und man geben diese nicht, um Waffel-Essen zu ermöglichen - ein Wink mit dem Zaunpfahl von dem Ministerium, das bereits den Europacup im Januar mit einem Reiseverbot undurchführbar gemacht hatte. Nun fordert Ministerin Maracineanu eine unabhängige Untersuchung. Immerhin müssen les Bleus im Turnierverlauf noch nach London reisen, wofür es besagter Sondergenehmigung bedarf.

Sollte das Schottland-Spiel nachgeholt werden, dürfte dies wohl erst nach dem eigentlichen Turnierende möglich sein. Dabei ist der Rugby-Kalender vollgepackt mit den Europacupspielen direkt nach den Six Nations, der heißen Phase der Klub-Wettbewerbe und schließlich der Lions-Tour im Sommer. Es wird, so oder so, nicht ohne Konflikte ablaufen.

Frankreichs Schiris unter Dauerbeschuss

Beide Schiedsrichter am Wochenende waren Franzosen und beide mussten sich massive Schelte gefallen lassen. Besonders die Engländer, die noch dermaßen viele Punkte in 137 Matches gegen Wales kassiert hatten, waren stinksauer auf Referee Gaüzère. Dieser hatte England nach deren Empfinden nicht genug Zeit gegeben, um sich auf den Strafkick vorzubereiten, als Dan Biggar zum Cross-Kick ansetzte.

England-Kapitän Farrell war außer sich nach der Entscheidung zum ersten Wales-Versuch von Referee Gaüzère

Beim zweiten Versuch der Waliser hatte Rees-Zammit vermeintlich den Ball nach vorne verloren. Video-Ref Ruiz betonte aber, dass dies kein Vorwurf sei, weswegen Gaüzère ihn schließlich gab. Nigel Owens ist als Waliser nicht unbedingt dafür bekannt parteiisch für England zu sein. In seiner Kolumne erklärte er, dass der erste Versuch legal sei, gleichwohl habe er Verständnis für Farrells Aufregung. Der zweite hingegen sei definitiv als Vorwurf zu werten.

World Rugby Oberschiri Joël Jutge erklärte der Midi Olympique Gaüzère habe einen schlechten Tag erwischt, sei aber weiterhin einer der Top-Inoffiziellen des Weltverbands. Deshalb wird man ihn bei den Six Nations noch zwei Mal im Einsatz sehen. Ein Mal häufiger, als gedacht, da der Südafrikaner Jaco Peyper aufgrund von Reisebeschränkungen aktuell das Land nicht verlassen kann.

Social-Media-Dauerfeuer von allen Seiten

Die Partie am Samstag Abend erhitzte die Gemüter wie schon lange kein Spiel mehr. Das merkte man auch danach in den sozialen Medien, wo gleich mehrere Spieler und TV-Journalisten Ziel von Online-Attacken wurden. England-Prop Genge wurde hundertfach dafür kritisiert, dass er bei der Klatschgasse nicht klatschte. Er starrte stattdessen wie apathisch in die Ferne.

Was ihn danach via Twitter an Botschaften erreichte, erklärte er heute selbst auf dem Kurznachrichtendienst, wo er schrieb: „Keine Ahnung warum ich nicht geklatscht habe, weil ich in Gedanken war oder aus Ehrfurcht vor den Walisern - aber an die Keyboard Warrior die mir Todesdrohungen geschickt haben…“. Denn nichts sagt respektiere deinen Gegner so sehr, wie „respektiere deinen Gegner oder ich bring dich um“.

Nach diesem Interview wurde BBC-Journalistin McLaughlan mit Hass von England-Fans übersäht

BBC-Journalistin Sonja McLaughlan erklärte am Sonntag ebenso auf dem Kurznachrichtendienst, dass sie unter Tränen nach Hause gefahren sei. Ihr Interview nach dem Spiel mit England-Kapitän Owen Farrell wurde von verärgerten England-Fans als Schande und schlimmeres bezeichnet. Sie hatte Farrell unter anderem auf die kontroversen Entscheidungen angesprochen und mehrfach nachgehakt.

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