Regeländerungen und neue Stars: Super Rugby AU startet unter Corona-Damoklesschwert
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 18. Februar 2021

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Wer beerbt die Brumbies? Der Sieger von Super Rugby AU 2020 geht erneut favorisiert in den Wettbewerb.

Schneller, härter und am Ende auch besser: Das haben sich die Macher von Super Rugby AU für die morgen beginnende Saison vorgenommen und dabei erneut an der Regelschraube gedreht. Im Wettbewerb mit dem in Australien beliebten Rugby League setzt man auf Speed und weniger auf alte Rugby-Tugenden. Dazu kommt ein Superstar aus der 13er-Variante und soll bald auch im Wallaby-Gold glänzen. Morgen geht es mit dem traditionsreichen Duell Queensland Reds gegen die New South Wales Waratahs los - Fans in Deutschland können (vorerst) nicht legal zuschauen.

Zehn reguläre Spieltage und abschließend zwei Playoff-Runden wird es zunächst im rein australischen Wettbewerb geben, bis am achten Mai der Sieger feststeht. Wer die Brumbies beerben darf, könnte dabei durchaus eine spannende Angelegenheit werden. Direkt im Anschluss werden sich die australischen Teams dann in einem daran anschließenden Wettbewerb mit den neuseeländischen Teams duellieren, die ab der kommenden Woche zunächst parallel Super Rugby Aotearoa ausspielen.

2020 gewannen die Brumbies das Endspiel des rein australischen Super Rugby AU

Super Rugby Trans Tasman, benannt nach der zwischen beiden Ländern liegenden tasmanischen See, steht allerdings weiterhin unter Vorbehalt in den Kalendern. Zuletzt gab es sowohl in Australien, als auch in Neuseeland erneut lokale Corona-Ausbrüche und daraufhin jeweils verhängte strenge Blitz-Lockdowns. Ob eine freie Reisezone zwischen Australien und Neuseeland bis Mai etabliert ist, steht noch in den Sternen - sie wäre eine Voraussetzung für diesen Wettbewerb.

Neuseelands Premierministerin Ardern hatte im Dezember erneut klargemacht, dass auch Rugby-Stars keine Sonderbehandlung erhalten, wenn es um Neuseelands äußerst strikten Corona-Regeln geht. So mussten auch die All Blacks nach dem Tri-Nations-Turnier 2020 in Australien zwei Wochen in strikt überwachte Hotel-Quarantäne. Wegen eines dreitägigen Lockdowns hatten die Auckland Blues ihr Vorbereitungsspiel am Wochenende absagen müssen - eine Frau hatte sich in einer Großwäscherei angesteckt, in der auch Decken und Kissen von Airlines gereinigt werden.

Auf dem Feld: Neue Regeln für mehr Spielfluss und Attraktivität

In Australiens Super-Rugby-Version soll derweil alles dafür getan werden, damit das Spiel schneller läuft. Die bereits existierende Regel, nach der einem Halb fünf Sekunden bleiben, um den Ball aus dem Ruck zu spielen, soll sehr strikt ausgelegt werden. Das soll besonders die künstliche verlängerten „Caterpillar Rucks“ verhindern und anders als sonst üblich, ist die Sanktion ein Freitritt für den Gegner.

In Australien werden außerdem Elemente aus dem Siebener ins Fünfzehner-Rugby übertragen. Ein zu kurzer oder zu langer Ankick, sowie vor dem Kicker startende Spieler beim Ankick, führen nun zu einem Freitritt für das andere Team. Das wird zu weniger angesetzten Gedrängen führen - sobald es aber einmal zum Gedränge kommt, wird es eine 30-Sekunden-Regel geben. Innerhalb dieses Zeitraums muss das eigentliche Gedränge beginnen.

Die Teams im Super Rugby AU

Team Stadt Stadion (Kapazität) Kapitän
Brumbies Canberra GIO Stadium (25.000) Allan Alaalatoa
Reds Brisbane Suncorp Stadium (52.500) Liam Wright
Rebels Melbourne AAMI Park (29.500) Dane Haylett-Petty
Waratahs Sydney Mehrere, da Umbau im SFS Jake Gordon
Western Force Perth Perth Oval (20.500) Ian Prior

Auch hier gilt, dass die Sanktion ein Freitritt ist. Überwachen sollt die Zeitregel der Video-Referee im Hintergrund. Insgesamt soll die Zahl der neuangesetzten Gedränge reduziert werden. Sofern es zu Resets kommt, gilt auch hier ein Zeitlimit von 30 Sekunden vom Pfeifen bis zur Ausführung.

Wie bereits im Vorjahr gibt es den Goalline Dopout Kick - wenn ein angreifendes Team im Malfeld „hochgehalten wird“ bekommt das andere Team einen Dropkick von der eigenen Mallinie zugesprochen, um gute Verteidigung zu belohnen. Mit Rot des Feldes verwiesene Spieler können 20 Minuten nach dem Platzverweis ersetzt werden. Spiele gehen weiterhin in Verlängerung, die mit einem goldenen Versuch automatisch endet.

Der sogenannte 50-22 Kick und die 22-50 Version gab es ebenso bereits im Vorjahr. Dabei wird dem kickenden Team, das den Ball aus der eigenen Hälfte in die 22 des Gegners kickt, der Ball dort aufkommt und ins Aus rollt, die fällige Gasse zugesprochen. Dies zwingt verteidigende Teams den Rückraum besser abzudecken und soll Räume für den Angriff schaffen.  

Abschied von Rupert Murdochs Fox Sports

Die explizite Hoffnung hinter all diesen Regeländerungen, mit denen das australische Rugby regeltechnisch von der restlichen Rugby-Welt abweicht, ist so mehr Fans zu gewinnen. Denn 26 Jahre nach der Einführung von Super Rugby hält erstmals nicht mehr die von Rupert Murdoch betriebene Pay-TV-Senderkette Fox Sports die Rechte am australischen Rugby.

Fox Sports und der australische Verband hatten sich zuletzt nicht auf eine Verlängerung ihrer langjährigen Kooperation verständigt. Fox hatte weniger Geld als bisher geboten und nicht nur dem Anschein nach zunehmend das Interesse am Rugby verloren, was sich in einem abgespeckten Programm äußerte.

Stattdessen läuft Super Rugby nun erstmals überhaupt in Australien im Free TV. Ein Spiel pro Woche wird künftig live auf Australiens drittgrößtem Kanal Channel Nine gezeigt, eigentlich der Heimat der Rugby-League-Liga NRL. Damit dürfte man zahlreiche Fans der Dreizehner-Version erreichen, die bisher nur die andere Rugby-Version dort vorfanden. Ob dies den jahrelangen Abwärtstrend des australischen Rugbys stoppen kann, wird man sehen.  

Der Schritt ins Free TV wurde jahrelang von Murdochs Medium-Imperium geblockt. So konnte man die Waratahs, Reds und Brumbies nur sehen, wenn man mindestens 60$ oder mehr pro Monat investierte. Nur die Spiele der Wallabies waren frei verfügbar und zogen ein Millionen-Publikum an.

Die Spieler im Fokus

Viele von Australiens altgedienten Stars verabschiedeten sich nach der WM. Wallabies-Kapitän Micheal Hooper spielt mittlerweile in Japan, genauso wie Bernard Foley. David Pocock hat seine Karriere gar ganz beendet. So setzen viele Super-Rugby-AU-Teams auf den Nachwuchs und der war bei Australien zuletzt sehr gut, wie die U-WM-Ergebnisse zeigen.

Für die meisten Schlagzeilen sorgte Down Under die Verpflichtung von NRL-Superstar Suliasi Vunivalu. Der 25 Jahre alte gebürtige Fidschianer war in letzter Zeit der wohl beste Außen in der NRL. 86 Versuche in vier Spielzeiten, dazu zuletzt der Titel mit Melbourne Storm. Dass Vunivalu zurück zu seinen Wurzeln ins Rugby geht, aus dem er einst vom League-Team gelockt wurde, ist für australische Verhältnisse eine Sensation.

Vunivalu verabschiedete sich standesgemäß mit einem Versuch im Finale der NRL, dem 14. in der Saison in nur 17 Spielen. Was den Superstar ist, dass er puren Speed mit der Fähigkeit Tackles zu brechen und Bälle aus der Luft zu pflücken kombiniert. Noch bevor er ein einziges Union-Spiel absolviert hatte, wurde er letzten Herbst ins Trainingscamp der Wallabies eingeladen.

Abschied nach Maß: In seinem letzten NRL-Spiel, dem Finale 2020, legte Vunivalu diesen großartigen Versuch

Dieses Wochenende wird Vunivalu aber noch fehlen. Ende Januar leistete er sich in einer Bar in Brisbane eine Auseinandersetzung mit einem Türsteher. Juristisch wird die Angelegenheit noch geklärt, aber der Verband hat ihn bereits zu $10.000 Dollar Strafe und einem Spiel Sperre verdonnert.

Weniger kontrovers und mindestens genauso aufregend ist Noah Lolesio. Der gerade erst 21 gewordene Verbinder der Brumbies hatte zwar letzte Saison schon sein Debüt gegeben und hatte auch im Wallabies-Trikot geglänzt. Doch Lolesio wurde noch von Verletzungen zurückgeworfen und wird erst jetzt ein ganzes Jahr lang seine Klasse unter Beweis stellen dürfen. Er war Teil des australischen U20-Teams, das es bei der U-20-WM 2019 bis ins Finale schaffte und dort Frankreich nur mit einem Zähler unterlag.

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Am anderen Ende des Altersspektrums in Super Rugby AU ist Rob Kearney. Der Irland-Veteran wurde von der Western Force aus Perth verpflichtet und will trotz seiner bald 35 Jahren nach über 15 Jahren in Diensten von Leinster noch Mal in gänzlich anderer Umgebung Rugby spielen. Nachdem die Force im letzten Jahr, als die Rückkehr ins Super Rugby den Pandemie-Umständen geschuldet war, nur auswärts gespielt hatte, wird das beliebte Team aus Perth endlich wieder daheim Zuschauer empfangen dürfen.

Deutsche Fans schauen wohl in die Röhre

Die Vorsaison von Super Rugby Aotearoa und Super Rugby AU war aus Deutschland noch legal bei Rugbypass zu empfangen. Aktuell steht im Sendeplan der Streaming-Plattform für Deutschland noch nichts eingetragen. Auf eine Anfrage von TR gab es von Rugbypass eine nebulöse Antwort, die wohl darauf schließen lässt, dass sich an der Situation noch etwas ändern könnte.

Denn aktuell verhandelt Sky mit Organisator SANZAAR über die Rechte für Großbritannien, die zuletzt rund 25 Millionen Euro pro Saison wert waren. Von diesem Deal könnte abhängen, wie die Rechte-Situation sich in anderen Sendegebieten entwickelt.

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