TR-Vorschau Corona Cups: „Das größte Rugby-Match in Deutschland seit 5 Jahren!“
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 16. Oktober 2020

Marcel Henn fällt mit dem Ball über die Linie und punktet.
1880 Frankfurt tritt erstmals 2020 daheim an, ausgerechnet im Derby gegen Offenbach. Foto (c) Seufert-Chang

Das wichtigste Rugbyspiel in Deutschland seit fünf Jahren, so zumindest sieht es Offenbachs Spielertrainer Wynston Cameron-Dow. Der Nationalspieler und Ex-1880er sieht sein Team bereits unter den Top-drei-Teams in Deutschland und will seine ehemaligen Teamkollegen morgen düpieren. In Hannover wird am Wochenende im Fritz-Raupers-Cup ebenso gespielt, auch wenn dort das große Derby erst in ein paar Wochen stattfindet. In Berlin dagegen wurde das dortige Hauptstadt-Derby am gestrigen Abend Corona-bedingt abgesagt.

Coretechnology-Cup

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1. Rugby Offenbach 1 5 +38
2. SC Frankfurt 1880 1 5 +30
3. RC Rottweil 2 0 -68

SC Frankfurt 1880 - Rugby Offenbach
Samstag 17. Oktober, 15 Uhr

„Es wird wahrscheinlich das größte Match im deutschen Rugby in den letzten fünf Jahren“, so die Ansage von Offenbachs Spielertrainer Wynston Cameron-Dow. Der Südafrikaner hatte vor zwei Jahren den Sprung von Frankfurt 1880 zum direkten Nachbarn und Rivalen Offenbach gemacht. Der andere Traditionsverein im Rhein-Main-Gebiet hatte seit Jahren in den unteren Klassen vor sich hingedümpelt und war erst kürzlich mit finanzieller Unterstützung des französischen Unternehmers Dominique Arnault (Coretechnologie) zu einem formidablen Spitzenklub geworden.

Deshalb konnte Cameron-Dow bisher nicht gegen seine Ex-Teamkollegen antreten, sondern lediglich gegen deren Zweitvertretung. Das Match im mit 10.000 € dotierten CT-Cup am Samstag wird für den Nationalspieler das erste Derby gegen Frankfurts Meistermannschaft. Cameron-Dow sieht es als eines auf Augenhöhe: „Es wird kein einfacher Sieg für Frankfurt und das wissen sie auch - es wird ein unglaublich wichtiges Derby, die Leute sprechen darüber, immerhin stehen zwei der drei besten Teams in Deutschland auf dem Feld.“

Offenbach werde sich gewissenhaft vorbereiten und mit der stärksten Mannschaft antreten, so der Spielertrainer des nominellen Zweitligisten weiter. Lediglich Kapitän Shane Gillum, der bereits Erfahrungen in der australischen NRL bei den Gold Coast Titans sammeln durfte, ist aufgrund einer Knöchel-Blessur fraglich. Sein Einsatz entscheidet sich erst kurzfristig. Während Cameron-Dow den Gastgeber im Sturm im Vorteil sieht, glaubt er an die Chance die Frankfurter Hintermannschaft mit den Offenbacher Dreiviertelspielern zu überrumpeln.

Als Wynston Cameron Dow das letzte Mal gegen die erste Mannschaft von Frankfurt 1880 angetreten ist, lief er noch in Farben des SC Neuenheim auf

Zu dieser Erkenntnis sei er nach der Beobachtung der Partie der Frankfurter gegen Rottweil am vergangenen Wochenende gekommen. Dazu kenne er fast alle Akteure aus seiner Zeit bei 1880 Frankfurt. Der eigene Sturm, in dem mit Erste-Reihe-Stürmer Mthunzi Moloi ein weiterer Ex-1880er spielt, müsse indes dagegenhalten, dann könne die Hintermannschaft das Spiel für den Herausforderer entscheiden.

Bei den Frankfurtern gibt man sich betont gelassen. „Ich würde nicht soweit gehen, es das größte Spiel in Deutschland seit fünf Jahren zu nennen - vielleicht aus der Offenbacher Perspektive“ - so Frankfurts Meistertrainer Byron Schmidt. „Für uns ist es nur ein weiteres Spiel, wobei unsere Herangehensweise schon länger lautet, dass das nächste Spiel das wichtigste ist.“

Die Vorbereitung dagegen sei alles andere, als gut gewesen, auch wenn man wie Schmidt betont keine Entschuldigungen gelten lassen wolle. Dem Frankfurter Trainer fehlen noch immer ein knappes Dutzend Akteure, nachdem im Klub aufgrund des Corona-Ausbruchs für gut zwei Wochen überhaupt kein Training stattfand und nun zahlreiche Berufstätige keine zweite Quarantäne riskieren wollen.

Im ersten Spiel des CT-Cups gegen Rottweil siegte Frankfurt mit 37:7

„Wir haben noch immer eine absolute Siegermentalität, sind eingespielt und im Endeffekt froh, in einem Jahr wie diesem überhaupt auf dem Platz stehen zu können!“ Denn dies ist weiterhin alles andere, als selbstverständlich. Frankfurt und Offenbach gelten nach der vom RKI definierten Schwelle von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohnern, dem sogenannten Inzidenzwert, als Risikogebiet.

Dennoch dürfen unter Beachtung der Hygiene-Regeln auch Zuschauer dem Rhein-Main-Derby beiwohnen, die Zahl ist auf 250 limitiert. Wenn man beide Teams und den jeweiligen Betreuerstab abzieht, können so immerhin noch knapp 200 Zuschauer sehen, wie Offenbach den Meister herausfordert, bevor die Zuschauerzahl ab Montag auf 100 begrenzt wird. Dazu muss allerdings dieses Teilnehmer-Formular im Voraus ausgefüllt und per Mail an folgende Adresse verschickt werden( Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst JavaScript aktivieren, damit du sie sehen kannst ). Am Donnerstag waren laut 1880 nur noch die Hälfte der rund 200 Plätze verfügbar.

TotalRugby-Prognose: Vor Selbstbewusstsein nur so strotzende Offenbacher treten beim noch immer amtierenden Meister an. In Offenbach sieht man sich mittlerweile mit dem großen Nachbarn auf Augenhöhe und will dies morgen auf dem Platz des Gegners unter Beweis stellen. Tatsächlich könnte es für die Offenbacher wohl keine bessere Chance geben, einen Überraschungssieg über 1880 einzufahren, als morgen. Frankfurt tritt nach dem Quarantäne-Chaos geschwächt und alles andere, als optimal vorbereitet an. Ob es unter dem Strich für einen Sieg der Offenbacher reicht, die auf dem Papier noch immer Zweitligist sind, ist aber fraglich. Frankfurts strukturiertes Spiel setzt sich durch, 1880 gewinnt mit +8 Zählern.

Fritz-Raupers-Cup Hannover

Die Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1. SC Germania List 2 10 105
2. Hannover 78 1 5 53
3. TSV Victoria Linden 1 0 -37
2. DRC Hannover
1 0 -53
5. VfR Döhren 1 0 -68

VfR Döhren - Hannover 78
Samstag 17. Oktober, 14:30 Uhr

Für den VfR Döhren ist es das zweite Duell im Fritz-Raupers-Cup, aber dennoch eine Premiere. Erstmals seit der Trennung vom langjährigen Spielgemeinschaft-Partner treten die Waldheimer als eigenständiges Team daheim an. Gegner ist niemand geringeres als Platzhirsch Hannover 78, womit die Machtverhältnisse von Vornherein feststehen dürften.

In der offiziellen Ankündigung ließ man es sich beim VfR nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass mit Jan Piosik, Jaap Breuste, Moritz Rademacher, Mahir Kaya, Pascal Grabig, Felix Eilers, und Georgios Siapkaris mehr als ein halbes Dutzend ehemalige Döhrener für 78 auflaufen. Das Team um Spielertrainer Daniel Kerr hatte bereits gegen Germania List eine 0:68 Schlappe einstecken müssen.

Nun schickt man sich an gegen 78 mit einer besseren und vor allem aggressiveren Defensiv-Leistung, sowie besseren Standards für ein ausgeglicheneres Spiel zu sorgen. Zu verlieren hat man VfR rein gar nichts, im Gegenteil: Vor dem Bundesliga-Start im nächsten Frühjahr kann man den Fritz-Raupers-Cup quasi als Probelauf sehen. Denn spätestens dann muss der wieder eigenständige VfR sportlich in der Bundesliga auf eigenen Beinen stehen.

Nach der klaren Pleite gegen Germania wollen die VfR-Herren defensiv stabiler agieren

Für Hannover 78 wird auch das Spiel gegen den VfR eine weitere Chance einigen Jüngeren Spielern eine Chance zu geben. Zu klar sind die Kräfteverhältnisse in Hannover, abseits der beiden Großen Germania und 78. Die Entscheidung im Fritz-Raupers-Cup dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach erst am letzten Spieltag im Duell der beiden Top-Teams fallen - bis dahin liegt der Fokus beider Teams darin, sich adäquat auf das Topspiel vorzubereiten.

Nach dem 53:0 gegen den DRC, das man im Trainerteam der 78er als holprigen Start sieht, wolle man nun „mehr Gas geben“, die 78-Coach Benjamin Krause gegenüber TR erklärt. Dafür habe man eine gute Truppe am Start. Der Schlüssel sei es, konzentrierter aufzutreten, weniger Fehler zu machen und dem VfR das eigene Spiel aufzudrücken.

Bis zu 500 Zuschauer dürfen in Hannover aktuell bei Spielen des Fritz-Raupers-Cup dabei sein. Auch bei den Döhrenern bitte man die Zuschauer ein Kontaktformular (auf der VfR-Webseite hier abrufbar) ausgefüllt mitzubringen, sowie sofern möglich eine eigene Sitzgelegenheit.

TotalRugby-Prognose: Die VfR-Herren werden nachdem Germania-Spiel eine Vorahnung davon haben, was sie im ersten Heimspiel gegen 78 erwartet. Sicherlich wird der Gastgeber einen besseren Eindruck hinterlassen und das Ergebnis erträglicher gestalten. Dennoch wird 78 unter dem Strich mit +32 als klarer Sieger vom Platz gehen.

DRC Hannover - SC Germania List
Sonntag 18. Oktober, 14:30 Uhr

Auch in diesem Spiel ist die Favoritenrolle klar verteilt. Germania List tritt nach den beiden Kantersiegen über Linden und Döhren auch beim DRC als klarer Favorit an. Bei den Germanen denkt man aber schon ein Stück weiter, wie Coach Danny Stephens erklärt: „Es wird unser letztes Spiel vor dem Derby, deshalb wird das für uns eine Art Generalprobe vor dem 78-Spiel. Wir werden genauso antreten, wie wir es gegen 78 machen wollen.“

Gegen Victoria sei man anfangs ein wenig arrogant aufgetreten, so Stephens weiter. Das werde man dieses Mal tunlichst vermeiden und von Anfang und über die gesamten 80 Minuten konzentriert auftreten. Für den DRC wird es die zweite ganz harte Aufgabe, bevor es für den Zweitligisten im restlichen Fritz-Raupers-Cup gegen die anderen beiden Gegner geht, die eher der Kragenweite des einstigen Serien-Meisters entsprechen.

TotalRugby-Prognose: Germania wird bei einiger einigermaßen konzentrierten Leistung als klarer Sieger vom Platz gehen. Zu stark, zu schnell und zu präzise ist das Spiel der Germanen im Vergleich zum Niveau der 2. Liga Nord. Germania gewinnt mit +36 Zählern.

Nordost-Cup (vorerst ausgesetzt)

Der Spielbetrieb im Nordost-Cup wurde am gestrigen Donnerstag-Abend vorerst ausgesetzt. Bereits Mitte der Woche war klar, dass die Partie Leipzig-Grizzlies nicht stattfinden würde können. Die Gesundheitsbehörden in Leipzig, wo der Corona-Inzidenzwert mit 13,3 weit unter dem Berliner Wert von 73,9 liegt, hatten einen negativen Corona-Test der Grizzlies-Spieler verlangt, damit diese in der Sachsen-Metropole antreten dürfen. Auch die Leipziger müssten im Gegenzug, sofern Berlin weiterhin über der Risikoschwelle von 50 Infektionen bleibt, nach der Rückkehr einen Corona-Test machen.

„Das ist natürlich wenig praktikabel für uns“, so Leipzigs Team-Manager Sven Paukstat. Deshalb bereits die Absage Mitte der Woche. Das zweite Nordost-Duell, das Derby zwischen dem BRC und dem RK 03 sollte unter strengen Hygiene-Regeln weiterhin stattfinden. Wir von TR hatten die Vorschau auf das erste Berliner Derby seit über einem Jahr bereits vorgefertigt, aber auch dies war am gestrigen Abend schließlich obsolet.

In einer gemeinsamen Erklärung beider Klubs heißt es: „Nachdem in den letzten Tagen die Infektionszahlen in Berlin weiter stark gestiegen sind, haben sich der RK03 und der BRC gemeinsam heute dazu entschlossen, das Spiel am kommenden Sonnabend abzusagen.“ Das Wohl aller Beteiligte gehe vor und man hoffe auf eine baldige Wiederaufnahme des Spielgeschehens.

Erst am Mittwoch hatte RK-Präsident mit Berlins regierendem Bürgermeister Michael Müller einen neuen prominenten Fan gewinnen können

Tabelle Nordost-Cup nach 2/6 Spieltagen
Rang Team Spiele Punkte Differenz
1. RK 03 Berlin 2 9 +59
2. RC Leipzig 2 6 -2
3. Berliner RC 2 6 +34
4. Berlin Grizzlies 2 0 -91

 

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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 16. Oktober 2020 )