TR-Update international: Farrell-Sperre vor Champions Cup, Zuschauer-Rückkehr europaweit
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 9. September 2020

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Owen Farrells Tackle-Technik ist nicht zum ersten Mal Stoff für Diskussionen - 2018 erwischte er Südafrikas Esterhuizen ebenfalls zu hoch, kam aber ohne Sanktion davon. Foto (c) Perlich

In England hat sich Owen Farrell mit einem Platzverweis für ein zu hohes Tackle selbst ins Aus katapultiert, kommt aber kontroverserweise mit einer vergleichweise geringen Strafe davon. In Frankreich strömen trotz zweiter Corona-Welle wieder bis zu 10.000 Fans in die Stadien und Georgien scheint nun endgültig zum Herbst-Turnier der Six Nations eingeladen zu werden.

Owen Farrell ist nicht erst seit dem Wochenende eine kontroverse Figur. Der England-Spielmacher und Kapitän ist mit seiner aggressiven Art zu spielen bei so ziemlich jedem England-Rivalen unbeliebt. Dazu ist seine Art zu tacklen, sehr aufrecht und immer am Rande der Legalität, ein nicht endend wollendes Diskussionsthema.

Zumal Farrell zumindest bisher immer wieder mit mindestens grenzwertigen Tackles davongekommen ist, ohne die Benutzung der Arme und meist zu hoch. Die Diskussionen haben seit dem letzten Samstag, als Farrell mit seinen bereits abgestiegenen Sarries in der Premiership gegen Wasps angetreten war, nur noch zugenommen.

Denn der Saracens-Zehner flog nach 60 Minuten mit Rot vom Platz - er hatte den erst 18-jährigen Charlie Atkinson mit voller Wucht am Kopf getroffen. Der kurz zuvor erst eingewechselte Gäste-Schluss Atkinson hatte einen langen Kick gefangen und wurde vom anstürmenden Farrell mit voller Wucht am Kopf erwischt - er sank bewusstlos zu Boden und fehlt nun mindestens zwei Wochen wegen einer schweren Gehirnerschütterung.

Farrells rotwürdiges Foul gegen Wasps

Farrell entschuldigte sich umgehend beim Schiedsrichter, der ihm dennoch ohne Konsultation mit dem Video-Assistenten die rote Karte zeigte. Kurz nach dem Spiel waren die Befürchtungen groß, dass Farrell eine lange Sperre kassieren würde, die ihn auch für Englands letztes Six-Nations-Spiel in Rom im Oktober nicht verfügbar machen würde.

Doch das zuständige Sportgericht zeigte sich milde, obwohl es selbst ein schweres Vergehen sah, dass eigentlich eine zehnwöchige Sperre nach sich ziehen müsste. Doch nachdem gleich mehrere Zeugen für Farrells Charakter eintraten, darunter auch England-Coach Eddie Jones, wurde die Strafe auf fünf Spiele reduziert.

Unter anderem auch, weil sich Farrell sozial engagiert. Das wiederum hinterließ bei manchem Beobachter einen bitteren Nachgeschmack - wieso ist ein Tackle, das potenziell sehr gefährlich sein und eine Karriere beenden kann, weniger schlimm, wenn der Tackler sich sozial engagiert? So wird Farrell zwar das Champions-Cup-Viertelfinale gegen Leinster verpassen, was für seine Saracens die einzige Titelchance wäre in diesem Jahr, aber nicht etwa England-Spiele im Oktober und November.

Rugby-Fans kehren nach und nach in die Stadien zurück

Deutschland tut sich aktuell noch schwer, Fans in Sport-Stadien zu lassen. Anderswo in Europa gibt man sich liberaler, in erster Linie in Frankreich, obwohl die dortigen COVID-19-Infektionszahlen merklich höher sind, als hierzulande. So sahen am Samstag 10.000 Zuschauer in Clermont-Ferrand das Spiel ihres ASM gegen Titelverteidiger Toulouse zum Top-14-Auftakt, was etwa der Hälfte der Kapazität des Stade Marcel Michelin entspricht. Natürlich galten auch hier striktere Regeln - Maskenpflicht, Desinfektion und Maßnahmen zur Wahrung von Distanzen. 

Auch in La Rochelle darf mit halber Kapazität operiert werden - der Grund dafür: Die jeweils vergleichsweise Infektionszahlen. In anderen Stadien, beispielsweise in Toulouse, wo die Infektionszahlen höher sind, gilt das nationale Limit von 5.000 Zuschauern. Die Ausnahmegenehmigung des Departments-Präfekten wurde den Vereinen verweigert. Gerade Toulouse hatte auf mehr Zuschauer gehofft, wenn am übernächsten Wochenende Ulster zum Champions-Cup-Viertelfinale kommt.

10.000 Zuschauer in Clermont am Wochenende - seit Corona waren nicht mehr dermaßen viele Zuschauer im Stadion

In Großbritannien werden derweil erste Schritte unternommen, um Zuschauer trotz der grassierenden Pandemie zu ermöglichen. Harlequins konnten am Wochenende immerhin 2.700 Fans zu ihrem Premiership-Spiel gegen Bath empfangen - das war zunächst aber nur ein Testlauf, alle anderen fünf Spiele der ersten englischen Liga fanden wie gewohnt hinter verschlossenen Türen statt.

In Edinburgh durften bereits vor zwei Wochen knapp 1.000 Zuschauer Spiele des dortigen Pro-14-Teams live verfolgen. Insgeheim hofft man beim schottischen Verband auf 15.000 bis 20.000 Zuschauer bei den Spielen im Herbst. Nach sechs Monaten Pause wäre dies ein wichtiger Schritt für Verband und Fans - vorausgesetzt die Infektionszahlen in Schottland bleiben weiter niedrig.

Georgien nun wieder Favorit fürs Acht-Nationen-Turnier

Bei den Georgiern muss man sich zwar wie die 1C-Lösung fühlen, aber dennoch stehen die Lelos kurz davor als achtes Team für das diesjährige Herbst-Turnier der Six-Nations-Länder plus Fidschi offiziell eingeladen zu werden. Als Ersatz für die Autumn Internationals hatte das privatwirtschaftliche Unternehmen Six Nations bereits vor Monaten ein Ersatz-Turnier angekündigt - mit den Teams der Six Nations, plus Fidschi und Japan.

Da ein Teil des japanischen Trainerstab aufgrund der restriktiven Einreiseregelungen des Landes nicht nach Japan einreisen kann, hatten die Brave Blossoms freiwillig auf ihre Teilnahme verzichtet. Nach Gerüchten über eine georgische Teilnahme hieß es in der britischen Presse, dass Weltmeister Südafrika zum Japan-Ersatz werde und stattdessen nicht an der Rugby Championship teilnehmen werde.

Würden den Lelos solche Versuche auch gegen Top-Teams gelingen?

Da dies aber zu allerlei vertraglichen Problemen mit den SANZAAR-Partnern führen würde, scheint nun doch Georgien wieder der präferierte Kandidat für das November-Turnier zu werden. Das wurde TR auch von einem Offiziellen des georgischen Rugby-Verbands bestätigt. Die Lelos-Stars gegen die Six-Nations-Teams - nachdem Georgien jahrelang auf eine Aufnahme gedrängt hat, haben die Lelos nun die Chance sich zu beweisen. Wenn auch nur auswärts und ohne eine längere Vorbereitung.

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