TotalRugby-Wechselbörse 2020/21: Frankfurt mit zwei Blockbuster-Transfers
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 13. August 2020

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Otumaka Mausia lief bereits für Auckland und Tongas Nationalmannschaft auf - nun will er die Bundesliga aufmischen.

Auch in Zeiten von Corona gilt: In der Sommerpause wird von den 16 Bundesliga-Teams wieder fleißig an am jeweiligen Kader für die kommende Saison gearbeitet. Die Unsicherheit durch die globale Pandemie hat den einen oder anderen Verein ein wenig vorsichtiger agieren lassen, aber jetzt, wo der Bundesliga-Start im September immer realistischer erscheint, wagen sich einige Klubs aus der Deckung. Das Transferkarussel kommt so langsam in Schwung…

Update 14. August: Frankfurt mit zwei Blockbuster-Transfers

Eine Weile lang war es ruhig auf dem Transfermarkt und auch von Meister SC Frankfurt 1880 hörste man zunächst wenig. Doch nun unterstreicht der noch immer amtierende Titelträger mit zwei weiteren Top-Transfers seine Ansprüche auf den Titel. Gleich zwei Profis aus Rugby-Hochburgen werden den Kader der Rot-Schwarzen verstärken. Wie die Spieleragentur Elite Player Management bereits bestätigt hat, werden Otumaka Mausia und Tom Bullough die Dreiviertelreihe des noch immer amtierenden Meisters verstärken.

Der auf der Schluss-Position beheimatete Mausia ist ein in Auckland aufgewachsener tongaisch-stämmiger Neuseeländer und durfte bereits in Neuseelands Rugby-Tempel Eden Park mit All-Blacks-Stars wie Malakai Fekitoa, Stephan Luatua, Ofa Tu’ungafasi und George Moala auflaufen. Der heute 23-jährige hatte 2017 im Mitre-10-Cup sein Debüt für Auckland gegeben.

Mausiau im Einsatz für Auckland im Eden Park

Sein Speed und seine Agilität dürften ihn in der Rugby-Bundesliga für Frankfurt zu einer absoluten Waffe machen. Allerdings ist Mausia auch defensiv alles andere als ein Amateur und weiß einen harten Hit zu platzieren. Das ist auch den Coaches der tongaischen Nationalmannschaft nicht entgangen, die dem Fullback letztes Jahr sein Debüt für die Seeadler genannte Auswahl Tongas ermöglichten.

Gegen Samoa spielte er im strömenden Regen von Apia eine Halbzeit lang als Außendreiviertel, sollte es wenige Wochen später aber nicht in den endgültigen Kader Tongas für die Rugby-WM schaffen. An die Gegebenheiten in Europa muss sich Mausia nicht erst gewöhnen - 2018 spielte er eine Saison lang für den Lissabonner Top-Klub CDUL in der portugiesischen Meisterschaft.

In den letzten Wochen hielt sich Mausia bei seinem Heimatklub College Rifles in der Aucklander Meisterschaft fit. Genau bei jenem Spitzenklub, bei dem Nora Baltruweit ihre neuseeländische Rugby-Karriere begonnen hatte.

Frankfurts zweiter Top-Transfer Tom Bullough ist auf der Innen-Position zuhause. Der in London geborene Engländer hat die Akademie von Yorkshire Carnegie in Leeds durchlaufen und hat im Anschluss Erfahrungen in der englischen Championship sammeln dürfen. Sein zweiter Klub waren die Rotherham Titans, für die auch Antony Dickinson schon aufgelaufen ist. 

Auch Bullough ist erst 23 Jahre alt. Aus der englischen zweiten Liga kommend, dürfte auch er in der Bundesliga Eindruck hinterlassen. Die Fans an Frankfurter der Feldgerichtsstraße dürfen sich in jedem Fall auf eine spielstarke Mannschaft in Rot und Schwarz in der kommenden Saison freuen.

Dort könnte Bullough wohl auch auf Kehoma Brenner treffen. Der 34-jährige Ex-Kapitän hatte vor zwei Jahren als deutscher Meister die Rugbystiefel an den Nagel gehängt - nun aber der Rücktritt vom Rücktritt (warum sich Keo fürs Comeback entschieden hat und was er mit dem HRK erreichen will, lest ihr in unserem TR-Interview).

Für den Klub, der in den letzten beiden Jahren zahlreiche Abgänge verkraften musste, ein wichtiges Signal. Mit seiner Erfahrung dürfte Kehoma Brenner eine wichtige Stütze im Sturm sein und vielleicht auch abwanderwungswillige Klub-Stars wie Pierre Mathurin und Niklas Hohl von einem Verbleib überzeugen.

Back in Blue: Kehoma Brenner wird kommende Saison wieder für den HRK auflaufen

In Hamburg wurden beim HRC ebenso wichtige personelle Weichenstellungen gemacht, allerdings zunächst nicht beim spielenden Personal. Die Hanseaten konnten einen Nachfolger für Headcoach Carsten Segert verpflichten. Der Engländer Gareth Jackson übernimmt den Bundesligisten in der kommenden Saison.

Jackson hatte in zuletzt bei der RFU in England als Nachwuchskoordinator gearbeitet und soll seine Erfahrung auch in der U18 des HRC einbringen. Der neue Co-Trainer Josh Harvey kommt aus Schottland und hat in ähnlicher Position bereits 2017 bei Frankfurt 1880 agiert, war aber zurück nach Großbritannien gegangen um sein Physiotherapie-Studium zu beenden. Beim HRC erhofft man sich mit der Verpflichtung des Duos einen weiteren Schritt in Richtung Professionalisierung gemacht zu haben.

Ebenso in der Nordost-Staffel hat der RC Leipzig bisher zwei Neuzugänge zu vermelden. Sebastian Rietz und Daniel Guerrero Umbarila verstärken den RCL, der zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs auf Platz zwei so gut da stand wie nie zuvor. Dritte-Reihe-Stürmer Rietz kommt vom Lokalkonkurrenten Scorpions und ist bereits für den München RFC aufgelaufen, während der Kolumbianer Umbarila aus Gießen kommt. In seiner Heimat war Umbarila für die U20 seines Landes aktiv und kann sowohl Verbinder, als auch Schluss spielene.

Update 31. Juli: RGH lockt SCN-Sturmass, HRK drohen weitere Abgänge

Auch heute haben wir die neuesten Gerüchte und Transfers für euch. Mit dem immer näher rückenden Start-Termin der Liga arbeiten die Team-Manager und Trainer mit Hochdruck an ihren Kadern für die kommende Saison - mit mehr oder weniger Erfolg. Während einige Klubs mit ihren Transfers ihre Ansprüche untermauern, mussten andere diesen Sommer schon beträchtlich Federn lassen.

Zu letzterer Kategorie zählt auch der Heidelberger RK, Deutschlands ältester Rugby-Klub. Die Zebras haben mit Peter Ulrik Kessel und Alexander Wiedemann ein neu aufgestelltes Team-Management. Zunächst muss das Duo allerdings einen Abgang eines weiteren Nationalspielers verhindern. Nachdem Außen Felix Lammers sich vergangene Woche dem SC Neuenheim angeschlossen hat, könnte ein weiteres Adler-Ass dem Klub den Rücken kehren.

Wäre für den Klub ein riesiger Verlust: Pierre Mathurin

Pierre Mathurin liebäugelt mit einem Wechsel, so ist es aus dem Umfeld des Gedrängehalbs zu hören. Der 29-jährige Wirbelwind zählt zu den Strategen des HRK, hat bereits die DRV-Siebener-Nationalmannschaft in Hongkong als Kapitän aufs Feld führen dürfen und ist zudem schnell genug, um auch auf Außen zum Einsatz zu kommen. Doch dem Schlüsselspieler fehlt es beim HRK zuletzt an einer positiven Entwicklung.

Mit Jörn Schröder, Sean Armstrong, Dasch Barber und Steffen Liebig sind nur noch eine Handvoll Spieler aus der Ära Wild beim Klub übrig. Dementsprechend reichte es in den letzten beiden Jahren beim Klub nur noch zu einem Platz im Mittelfeld - für den ehrgeizigen Mathurin wohl nicht genug.

Doch der in Heidelberg verwurzelte Mathurin will für einen Klubwechsel nicht umziehen. Mit der RGH gäbe es eine Alternative direkt auf der anderen Straßenseite und auch ein Wechsel zum TSV Handschuhsheim wäre nicht völlig utopisch. Schlussendlich wären sicherlich alle drei Heidelberger Klubs an einer Verpflichtung von Mathurin interessiert.

Bei den Löwen ist in dieser Woche von vielen aufmerksamen Lesern Sebastian Ferreira beim Training erspäht worden. Der ehemalige Adler-Kapitän hält sich aktuell in Heidelberg auf und bei den Löwen spielen mit Jaco Otto und Marcel Coetzee zwei ehemalige HRK-Weggefährten, die ebenso einen deutsch-südafrikanischen Background haben. Da liegt ein möglicher Wechsel des großgewachsenen Blondschopfes nahe. Ob Ferreira aber künftig bei den Löwen aufläuft, ist fraglich.

Tatsächlich ist Ferreiras Vertrag beim französischen Drittligisten SO Chambéry ausgelaufen. Dem Vernehmen nach aber will sich der Dritte-Reihe-Stürmer aktuell beim TSV Handschuhsheim nur fit halten. Freilich würde man beim TSV einen Spieler vom Format Ferreiras, der als starker Ballträger und Gasse-Experte auch dem TSV-Sturm gut zu Gesicht stehen würde, mit Kusshand nehmen - doch ob dies tatsächlich auch geschehen wird, ist zumindest fraglich.

Aktuell in Handschuhsheim, wohl aber nur zu Besuch: Ex-Adler-Kapitän Sebastian Ferreira

Bei den direkten Nachbarn vom SC Neuenheim musste man derweil einen Verlust im Sturm hinnehmen. Routinier Willians Portillo verlässt die Königsblauen in Richtung RG Heidelberg - der mittlerweile 37-jährige Zweite-Reihe-Stürmer ist noch immer eine imposante Figur auf jedem Rugby-Platz, auch wenn dem Paraguayer ein wenig seiner einstigen Explosivität verloren gegangen sein dürfte.

Bei den Orange Hearts dürfte man sich über die Verstärkung im Sturm freuen. Portillo blickt auf mittlerweile neun Spielzeiten im Oberhaus zurück - darunter einen Pokaltitel mit dem SCN, sowie einem Meistertitel mit Pforzheim. Als schwer zu tacklender Ballträger und Gasse-Experte dürfte Portillo im Fritz-Grunebaum-Sportpark zum Leistungsträger und kühlen Kopf werden, der auch in hitzigen Situationen die richtige Entscheidung trifft.

In Hannover herrschte bei Germania List bisher noch große Zurückhaltung auf dem Transfermarkt - anders als Hannover 78, die mit der Rückholaktion von Siebener-Ass Basti Himmer für Aufsehen sorgten, konnte das Team von Coach Danny Stephens bisher keinen großen Transfer vermelden. Mit Claas Ammermann kommt nun ein erfahrener Spieler aus dem hohen Norden - der bisherige Spielertrainer der Northern Lions wagt den Sprung zum ambitionierten Bundesligisten, wo der in der Hintermannschaft vielseitig einsetzbare Ammermann um Einsatzminuten kämpfen wird müssen.

Beim RK Heusenstamm werden derweil weitere Neuzugänge vermeldet. Für die Dreiviertelreihe kommen mit David und Julian Schild zwei weitere Spieler der TGS Hausen. Schon gestern vermeldete der RKH die Verpflichtung von Sale Ibarra Serrano, ebenso aus Hausen und mit bereits drei Länderspielen für Spaniens Nationalmannschaft ein äußerst erfahrener Mann für die Dreiviertelreihe, der ebenso mit Spielwitz und Schnelligkeit überzeugt.

Zwei Hausener Topspieler für den RKH

Ein weiterer Hausener auf dem Weg ins Füchse-Trikot ist der Rumäne Constantin Niculita. Vor seinem Engagement bei den Löwen war Niculita Profi beim rumänischen Erstligisten Baia Mare. Im Trikot seines Ex-Klubs bestritt er gleich zwölf Challenge-Cup-Spiele, unter anderem gegen Teams wie Brive, die Sale Sharks und Harlequins. Für die Füchse-Sturm verpflichtet das Team mit Constantin Parvu einen erfahrenen Prop. Der 33-jährige hat schon bei mehreren Bukarester Klubs gespielt und könnte sich für die Heusenstammer als echte Verstärkung herausstellen.

3 .Update 23. Juli: SCN holt Nationalspieler, Frankfurt lockt zwei Supertalente aus Südafrika, Basti Himmer zurück zu 78

Als Mario Götze vom FC Bayern zurück zu Borussia Dortmund wechselte, waren das in der Rundball-Welt große Nachrichten. Der verlorene Sohn und Superstar kehrte zurück an seine alte Wirkungsstätte.

Das deutsche Rugby-Äquivalent ist der heutige Wechsel von Bastian Himmer zurück zu seinem Jugendklub, Hannover 78. Der Wolfpack-Leistungsträger ist auf dem Feld ein ständiger Antreiber, Wirbelwind und Spielmacher. Für die RG Heidelberg war er einer der wichtigsten Akteuere in den letzten zehn Jahren, meist auf der Schluss-Position, aber ebenso als Gedrängehalb und auf Außen.

Fünf Siebener-Meistertitel in Folge holte Himmer mit den Orange Hearts. Mit 28 Jahren ist Himmer aber bei weitem noch nicht im Herbst seiner Karriere. Für Hannover 78 dürfte er deswegen zum Königstransfer des Sommers werden.

Bald wieder in den Farben Hannover 78s auf Punktejagd: Bastian Himmer

Jahrelang spielten immer wieder Eigengewächse des SC Neuenheim auf der „falschen Neckarseite“ beim großen Konkurrenten Heidelberger RK, dem einst größten Magneten für talentierte Rugger hierzulande.

Nicht zuletzt die jetzigen Trainer der Königsblauen, Alexander Widiker und Clemens von Grumbkow, sind Beweis dafür. Beide feierten als gestandene Nationalspieler Meisterschaften mit dem Klub, nachdem sie als Jungspunde bereits in den königbsblauen Farben des SCN den Lorbeerkranz für die Meisterschaft errungen hatten.

Doch das Blatt hat sich in den letzten Jahren gewendet. Der Heidelberger RK, immerhin der erfolgreichste deutsche Rugby-Verein des neuen Jahrtausends, musste zuletzt einen Topspieler nach dem anderen ziehen lassen. Mit Felix Lammers verlässt nun einer der größten Klub-Leistungsträger den Verein und wechselt zum Lokalrivalen SC Neuenheim.

Der 23-jährige Außen, der sich ebenso auf den Innen-Positionen wohlfühlt, war einst von den Düsseldorf Dragons aus der zweiten Liga zum HRK gewechselt und am Harbigweg zum Nationalspieler gereift. Im Trikot der Adler konnte Lammers schon mehrmals seine Stärken unter Beweis stellen: Schnelligkeit, Explosivität im Kontakt und Sicherheit unter dem hohen Ball. Beim SCN unterstreicht man damit einmal mehr, dass man ambitioniert in die kommende Saison gehen wird.

Schon in der abgebrochenen Vorsaison stellten die Neuenheimer unter Beweis, kein üblicher Aufsteiger sein zu wollen und schlugen unter anderem den Klub. Mit der Transferoffensive in diesem Sommer zementiert der SCN seinen Anspruch auf einen Spitzenplatz.

Zu dieser Offensive gehört auch Markus Brausam - der kräftige Erste-Reihe-Stürmer kommt ebenso zum SCN. Nach Mo'Unga Taufateau ist er bereits der zweite Ligapokalsieger des RC Rottweil von 2017, der den Sprung aus dem Nordschwarzwald ins Neuenheimer Feld wagt. Der ebenso erst 23-jährige Prop dürfte damit der direkte Ersatz vom erfahrenen Prop Kevin Landsberg sein, der Heidelberg berufsbedingt gen Hauptstadt verlassen wird.

Der Lokalrivale RG Heidelberg konnte derweil mit Eoin Hurley einen erfahrenen Spieler für die Hintermannschaft verpflichten. Der 25-jährige Außen/Innen Eoin Hurley kommt aus dem irischen Cork studienbedingt in die deutsche Rugby-Hochburg. In seinem Heimatland spielte er für den Sunday Wells RFC in der Division 2C der All Ireland League, nachdem er in Jugendjahren für den Munster Nachwuchs aufgelaufen war.

Zwar wurde es für Hurley nichts mit dem Munster-Vertrag, aber sein Klub ist immerhin im Musgrave Park beheimatet, einem 8.000 Zuschauer fassenden Stadion, das Munster ab und an als Ausweichstadion zu seiner Festung Thomond Park nutzt. Für die RGH dürfte der physisch durchsetzungsstarke Hurley vor allem mit seiner Spielintelligenz und seinem sicheren Handling von Kicks hilfreich sein.

Frankfurt 1880, Corona-bedingt weiterhin Titelverteidiger, hatte sich am Transfermarkt bisher erstaunlich zurückgehalten. Nun scheint dem SC aber ein echter Coup gelungen zu sein: Mit Daniel und Leo Wolfe landen gleich zwei hochtalentierte Brüder in der Bankenmetropole. Die Neuzugänge haben eine Rugby-Ausbildung der Springbok-Schmiede Grey High School genossen, an der 1880-Coach Byron Schmidt einst selbst Coach war. Beide sind Deutsch-Südafrikaner und könnten folglich auch für deutsche Nationalteams auflaufen.

Im hochentwickelten Schul-Rugby Südafrikas konnten die Wolf-Brüder von sich Reden machen

Im hochentwickelten südafrikanischen Schul-Rugby, in dem Topspiele vor tausenden Zuschauern ausgetragen und vom Pay-TV-Sportsender Super Sport übertragen werden, waren die Wolf-Brüder bei einem der besten Teams des Landes. Leo Wolf, mit 19 der jüngere der beiden Brüder, fühlt sich ebenso auf der ersten Innen-, wie auf der Verbinder-Position zuhause. Neben seinen technischen Fähigkeiten - Wolf hat großartige Pässe, Kicks und Offloads im Repertoire - hat der 1,87 m große Hintermannschaftsspieler auch die Fähigkeit mit viel Dampf in den Kontakt zu gehen.

Bruder Daniel Wolf spielte noch bis 2019 ebenso in der First XV des Grey High School. Er ist allerdings in der ersten Sturmreihe beheimatet. Mit 1,80 und über 100 kg bereits im Teenager-Alter kein Wunder. Seinen athletischen Fähigkeiten tut dies aber keinen Abbruch - sowohl mit Ball in der Hand, als auch an den Kontaktpunkten ist Daniel Wolf ein für sein Alter extrem dominanter Spieler. Den Ball im Ruck zu klauen ist seine Spezialität. Unter der Anleitung von Nationalstürmer Samy Füchsel und Michael Poppmeier dürfte der erst 20-jährige Deutsch-Südafrikaner noch viel Potenzial haben.

Zweites Update 16. Juli: Top-Talent zum TSV, SCN holt Zweitliga-Stürmer, RGH verpflichtet Ex-Löwen



Beim TSV Handschuhsheim gibt man sich seit einigen Jahren deutlich ambitionierter. Der im Heidelberger Norden tief verwurzelte TSV bildet zwar weiterhin vorbildlich seinen Nachwuchs aus, streckt die Löwen-Fühler aber mittlerweile ebenso häufig nach Talenten und gestandenen Spielern von anderswo aus. Das neue Trainer-Duo, bestehend aus Jaco Otto und Max Stelling, will den Kader des Vizemeisters von 2019 unbedingt noch verstärken, um in der kommenden Saison erneut den Angriff auf Platzhirsch Frankfurt 1880 wagen zu können.

Dafür ist man in den letzten Tagen auf die intensive Suche nach neuem Personal gegangen. Fündig geworden ist man unter anderem bereits bei der Nord-Konkurrenz. Justin Renc, Dritte-Reihe-Stürmer von Hannover 78, hatte erst im vergangenen Herbst sein DRV-XV-Debüt gegeben. Im Adler-Trikot beim Auswärtssieg über Polen konnte der 20-jährige Renc seine Stärken unter Beweis stellen: Dynamisch mit dem Ball in der Hand, fleißig und überall auf dem Feld zu finden, ob im Unterstützungsspiel oder an den Kontaktpunkten und ein mehr als solider Tackler.

Unter Sturm-Coach Jaco Otto dürfte sich Renc, der auch bereits in den Development-Teams des DRV-Wolfpack zum Einsatz kam, in der Bundesliga-Südstaffel weiterentwickeln. Mit dem wohl erfolgreichsten Flanker in der Adler-Geschichte als Trainer dürfte Renc zudem einen guten Mentor für seine weitere Entwicklung haben. Bei den Löwen wird man sich über den talentierten Youngster freuen, aber ebenso in der Siebener-Nationalmannschaft. Denn Renc trainiert nun in der Trainingsgruppe des Nationalteams am Olympiastützpunkt in Heidelberg - eines seiner Ziele ist Olympia 2024 in Paris, wie er bereits letztes Jahr gegenüber dem Portal Sportbuzzer erklärte.

Der einzige Verlierer bei diesem Deal ist Hannover 78 - der Nord-Spitzenklub verliert eines seiner größten Talente, wobei Renc eigentlich vom VfR Döhren stammt, von dem er erst vor einem Jahr zu den 78ern wechselte. Aufgrund eines Meniskusrisses im letzten Herbst und dem Corona-bedingten Saison-Abbruch hatte Renc bei den 78ern in seiner einzige Saison schlussendlich wenig Einsatzzeit.

TSV-Erzrivale Neuenheim arbeitet derweil ebenso am Kader für die neue Saison. Der aus Auckland stammende Mo'Unga Taufateau machte mit den Königsblauen bereits im letzten Sommer Bekanntschaft, als er mit seinem bisherigen Klub RC Rottweil im Aufstiegsspiel am Neuenheimer Museumsplatz antrat. Damals zog der 26-jährige Dritte-Reihe-Stürmer mit den schwarzgelben Schwarzwäldern den Kürzeren, spielt nun aber künftig in den Farben des damaligen Gegners in der Bundesliga, wie der SCN nun verkündet hat. Doch muss Taufateau zunächst noch den Rest einer Sechs-Spiele-Sperre aus einem Zweitliga-Duell vergangenen Herbst gegen Nürnberg verbüßen und fehlt so zum Saisonauftakt.

Beim RK Heusenstamm hatten wir bereits vergangene Woche den Neuzugang von Nikita Macaria vermeldet. Der Erste-Reihe-Stürmer, so stellt sich nach eingängiger Recherche heraus, hat bereits einschlägige Erfahrung in der Rugby-Europe-Trophy. Dort ist der bullige Prop mit seinem Heimatland Moldawien unter anderem gegen Portugal letztes Jahr angetreten. Das kleine Nachbarland von Rumänien hat bereits viele hervorragende Erste-Reihe-Stürmer hervorgebracht - zuletzt machte vor allem Vadim Cobîlaș von sich Reden, der bei den Sale Sharks und Bordeaux Begles seine Gedränge-Künste unter Beweis stellte. Für den Füchse-Sturm könnte sich Kraftpaket Macaria als absoluter Gewinn herausstellen.


Bei der RG Heidelberg wurde derweil ein weiterer Transfer bestätigt. Wir hatten bereits letzte Woche davon berichtet, dass die Orange Hearts beim Süd-Konkurrenten Pforzheim wildern wollen. Mit Ali Sürer konnte nun ein erster Neuzugang von den Rhinos vermeldet werden. Der vielseitig auf der Dreiviertelreihe einsetzbare Nationalspieler der Türkei war vor vier Jahren aus Handschuhsheim nach Pforzheim gewechselt, geht nun aber wieder den Weg in die Neckarstadt Heidelberg.

Beim Hamburger RC verschlägt es derweil Marco Colloca und George Lee, unter anderem auch wegen der Corona-Krise, in ihre jeweiligen Heimatländer Italien und England. Speziell der Verlust des 27-jährigen italienischen Verbinders Colloca, der aus Genua in Italiens dritter Liga nach Hamburg kam, dürfte für die Hamburger schwer aufzuwiegen sein.

Erstes Update 8. Juli

Die Orange Hearts haben noch früh im Transfersommer schon zwei große Verluste zu verzeichnen. Das Team vom Trainer-Duo Güngör-Kasten, die vor genau einem Jahr das Ruder bei der RGH übernahmen, hatte bis zum Corona-bedingten Abbruch eine recht gute Saison durchlebt, auch wenn die Niederlage gegen den HRK zum Rückrundenauftakt zum Jahresausklang doch schmerzte. Doch da musste die Rudergesellschaft bereits auf ihre Siebener-Stars verzichten.

Kommende Saison definitiv fehlen werden Johannes Schreieck und Antony Dickinson. Während Dritte-Reihe-Stürmer Schreieck berufsbedingt nach Frankfurt zieht und dort beim Meister SC 1880 anheuert, wird Antony Dickinson in Heidelberg verbleiben. Der bullige Erste-Reihe-Stürmer trägt auf der anderen Neckarseite zukünftig das Trikot der Handschuhsheimer Löwen. Der Verlust des dynamischen Dritte-Reihe-Stürmers Schreieck nach Frankfurt kann die RGH durchaus kompensieren, der Verlust von Prop Dickinson an den TSV dürfte jedoch schwerer wiegen - in der ersten Reihe hinterlässt der Nationalspieler ein massives Loch.

Mit Antony Dickinson und Johannes Schreieck verlassen gleich zwei Nationalspieler die RGH

Unter den bisherigen Zugängen der Orange Hearts ist bisher kein Prop. Dabei steht die RGH gut informierten Quellen zufolge aber kurz vor der Verpflichtung zweier Stars von einem direkten Süd-Konkurrenten. Nachdem Nationalspieler Carlos Soteras Merz im letzten Jahr den Wechsel von den Rhinos zu den Orange Hearts vollzogen hatte, sollen ihm nun zwei weitere Nashörner folgen. Der neuseeländische Dritte-Reihe-Stürmer Lee Murray und Supersprinter Tafadzwa Chitokwindo sollen die RG Heidelberg verstärken.

Murray ist ein absoluter Arbeiter und an jedem Kontaktpunkt zu finden. Chitokwindo zählte zu den Stars, die dem TV Pforzheim 2016 die Meisterschaft bescherten und war zuletzt zunehmend zum Alleinunterhalter der Grün-Weißen geworden. Der Mann aus Simbabwe dirigierte das Spiel, kickte die Punkte und legte die Versuche. Umso schwerer dürfte ein Abgang für Pforzheim zu verkraften sein - in den nächsten Tagen wird man bei den Rhinos alles daran setzen, den wohl talentiertesten Akteur im Team zu halten.

Beim SC Neuenheim sieht man sich in einer ähnlichen Lage, wie die RGH und will in der ersten Sturmreihe personell nachlegen. Mit Kevin Landsberg hatte man zuletzt einen erfahrenen Erste-Reihe-Stürmer verloren, den es beruflich nach Berlin zieht. Man werde sich in den kommenden Wochen deshalb noch „punktuell verstärken“, wie Vorstand Axel Moser gegenüber TR erklärt.

Noch sei jedoch nichts in trockenen Tüchern - einzig stehe bisher fest, dass eine Reihe von talentierten U-18-Spielern vom Trainerduo Widiker/von Grumbkow, mit dem vor kurzem seitens des SCN verlängert wurde, in die erste Mannschaft hochgezogen wird (Jakob Dipper, Max Heid, Chris Weisberg, Marco Radoccia, Toni Troch, Lennart Okafor, Finn Schwager, Luis Herzog, Jakob Helms und Jasper Kienle).

Eine gute Autostunde nördlich im Rhein-Main-Gebiet arbeitet der RK Heusenstamm an seinem Kader für die kommende Saison. Dabei profitieren die Füchse von der Implosion der TGS Hausen - noch vorletzte Saison Aufstiegskandidat in der zweiten Liga West, dann nach dem Abgang zahlreicher Leistungsträger nur noch in der Regionalliga als SG Black Lions mit Offenbach II unterwegs, verlassen Daniel Almeida, Nikita Macaria und Navudo Toloco Hausen ins nahe Heusenstamm. Speziell Almeida, der vorzüglich auf die Stangen kickende Deutsch-Portugiese auf der Prop-Position, dürfte mit seinem rechten Huf für die Füchse ein Gewinn sein.

Ebenso zum Füchse-Rudel dazukommen wird Luca Frischkorn. Den ehemalige Jugend-Nationalspieler zieht es aber aus Offenbach nach Heusenstamm. Denn die äußerst ambitionierten Offenbacher müssen noch ein weiteres Jahr auf ihren fest eingeplanten Aufstieg in die Rugby-Bundesliga warten - der 24-jährige Frischkorn will aber schon jetzt Bundesliga-Luft schnuppern und schließt sich deshalb dem Lokalrivalen an.

Im Norden konnte Hannover 78 bisher die meisten und prominentesten Zugänge verzeichnen. Tobias Bauer kommt vom Berliner Rugby Club zum momentan besten Nord-Klub. Der Zweite-Reihe-Stürmer war 2019 Teil der U-18-Nationalmannschaft, die sensationell Rumänien schlagen konnte. Experten zufolge zählt der Zweite-Reihe-Stürmer zu den talentiertesten Nachwuchs-Talenten im Land und dürfte bei den Hannoveranern viel Spielzeit bekommen.

Mit Felix Eilers verpflichtet Hannover 78 ein großes Talent vom Lokalkonkurrenten VfR Döhren

Für die 78er ein absoluter Top-Transfer, wenn auch nicht der einzige. Mit Felix Eilers kommt vom Stadtrivalen VfR Döhren ein weiteres Top-Talent zu den 78ern - der ebenso noch blutjunge Eilers war im letzten Dezember bereits für die Development-Mannschaft des DRV-Wolfpack in Dubai aufgelaufen. Der ehemalige Handballer war 2016 erst nach einem Auslandsaufenthalt in England zum Rugby gekommen und war in Döhren schnell zu einem Klasse-Außen gereift. In der Vorsaison war er bereits einer der besten Punktesammler der SG Odin/Döhren - nun wird er statt gegen den Abstieg um die Tabellenspitze spielen.

Wenn man Insidern bei 78 trauen darf, dürften in den kommenden Wochen noch weitere Neuzugänge dazukommen - unter anderem auch zwei Quereinsteiger aus dem Leichtathletikbereich. Da schaut man bei Germania List nur neidisch auf den Stadt-Rivalen, der auch von seiner engen Bindung an den Olympiastützpunkt profitiert. Die Germanen wollen derweil eigene Nachwuchstalente hochziehen, um mit 78 sportlich wieder auf Augenhöhe spielen zu können.

 

Transfers 1. Bundesliga Süd/West

Verein Zugänge Abgänge
SC Frankfurt 1880 Leo Wolf, Daniel Wolf, Johannes Schreieck, Otumaka Mausia, Tom Bullough
TSV Handschuhsheim Anthony Dickinson, Justin Renc
RG Heidelberg Eoin Hurley, {Lee Murray, Tafadzwa Chitokwindo}, Ali Sürer, Willians Portillo
Anthony Dickinson, Johannes Schreieck, Bastian Himmer
SC Neuenheim Mo'Unga Taufateau, Felix Lammers, Markus Brausam Willians Portillo
Heidelberger RK Kehoma Brenner
Felix Lammers, {Pierre Mathurin}
Pforzheim Ali Sürer, {Lee Murray, Tafadzwa Chitokwindo}
RC Luxemburg
RK Heusenstamm Nikita Macaria, Daniel Almeida, Luca Frischkorn, Navudo Toloco, Constantin Niculita, David & Julian Schild, Sale Ibarra Serrano

 

Transfers 1. Bundesliga Nord/Ost

Verein Zugänge Abgänge
Hannover 78
Bastian Himmer, Tobias Bauer
Justin Renc
RC Leipzig
Sebastian Rietz, Daniel Guerrero Umbarila
RK 03 Berlin
Berliner RC
Tobias Bauer
SC Germania List
Claas Ammermann
Berlin Grizzlies
Hamburger RC
Marco Colloca, George Lee8
{VfR Döhren}

 

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Kommentare (1)add comment

Gero Welter said:

3348
...
Lee Murray hat doch schon vor einem Jahr seine Karriere beendet?
Juli 09, 2020

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busy
Letzte Aktualisierung ( Freitag, 14. August 2020 )