Vom Genickbruck zum Kapitän der All Blacks: Sam Cane beerbt Kieran Read
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 6. Mai 2020

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Der neue Anführer der All Blacks: Sam Cane tritt in die Fußstapfen einiger der größten Rugby-Spieler aller Zeiten. Foto (c) Perlich

Mitten in der Coronabedingten Spielpause hat All-Blacks-Trainer Ian Forster am späten gestrigen Abend völlig überraschend verkündet, dass Flanker Sam Cane neuer Kapitän des neuseeländischen Nationalteams wird. Nach einem Genickbruch im Jahr 2018 und einer WM, bei der Cane nur zweite Wahl war, eine überraschende Verkündung - Zweite-Reihe-Stürmer Sam Whitelock hatte als Favorit gegolten. Noch ist nicht klar, wann der Chiefs-Flanker den dreimaligen Weltmeister erstmals aufs Feld führt - eine Wiederaufnahme des neuseeländischen Rugbys zeichnet sich aber bereits ab.

Er tritt in riesige Fußstapfen, dessen ist sich Sam Cane selbst bewusst, wie er heute gegenüber der neuseeländische Presse betonte. All-Blacks-Legenden wie Sean Fitzpatrick, Buck Shelford, Tana Umaga und nicht zuletzt ein gewisser Richie McCaw prägten als All-Blacks-Kapitäne das internationale Rugby-Geschehen. 

Chiefs-Flanker Cane galt lange als Kronprinz von „King Richie“ und hatte nach der WM 2015 folgerichtig McCaws berühmtes Trikot mit der Nummer Sieben geerbt. Nun erhält er die noch größere Ehre das Kapitänsamt der All Blacks zu übernehmen. Diese Entscheidung hat der neue Neuseeland-Trainer Ian Forster heute morgen neuseeländischer Zeit völlig überraschend mitgeteilt.

Hohe Erwartungen an den Kieran-Read-Nachfolger

Sein Vorgänger Kieran Read hatte in seinen 52 Spielen als Kapitän ganze 43 gewonnen. In so ziemlich jeder anderen Rugby-Nation wäre eine derartige Bilanz ein überragender Erfolg - doch Read, der sich nach der WM in das japanische Klub-Rugby verabschiedet hat und Stand heute nicht mehr im Schwarz der Nationalmannschaft Neuseelands auflaufen dürfte, wird im Land des dreimaligen Weltmeisters lediglich eine durchwachsene Bilanz attestiert.

Grund dafür ist das WM-Halbfinale am 26. Oktober in Yokohama, in dem die All Blacks unter Read von Englands Sturm förmlich überrollt wurden und erstmals seit 2007 das Endspiel eines Rugby World Cups verpassten. Die dominanteste Dekade in der Geschichte der All Blacks ging mit einer niederschmetternden Pleite zu Ende und dafür wird in Aotearoa in erster Linie Read verantwortlich gemacht.


Cane war zuletzt auf seiner Stammposition nur zweite Wahl

Nun liegt es am 28-jährigen Sam Cane die All Blacks wieder an die Weltspitze zu führen. Auch er stand in Yokohama auf dem Feld, war aber erst als Ersatz für den als Sechser spielenden Scott Barrett zur Halbzeit gekommen. Das Trainerteam hatte ihm die gesamte WM über Ardie Savea vorgezogen - Hurricanes-Flanker Savea gilt im Vergleich zu Cane als der dynamischere Ballträger, während Canes Fähigkeiten am Kontaktpunkt und seine Führungsqualitäten für ihn sprechen.

Cane hatte nach dem Bruch eines Halswirbels in seinem 60. Länderspiel gegen die Springboks 2018 in Pretoria mehr als ein halbes Jahr aussetzen müssen - wochenlang konnte Cane nicht einmal joggen. Die Ärzte wollten ihm eine 100-prozentige Heilung nicht versprechen. Doch er kämpfte sich langsam zurück und gab sein Comeback im Mai 2019. Der Dritte-Reihe-Stürmer trug keinerlei Langzeitschäden davon und konnte sich in den letzten Wochen von Super Rugby rechtzeitig für den Rugby World Cup in Japan empfehlen. Ob Cane künftig mit Savea als Doppel-Sieben auflaufen wird, bleibt abzuwarten.

Sam Canes Geschichte im All-Blacks-Trikot

Die Ernennung ist sicherlich auch ein Vertrauensbeweis für Cane sein. Der drei Jahre ältere Zweite-Reihe-Stürmer Sam Whitelock, der in den letzten zehn Jahren bereits 115 für die All Blacks auflief, hatte in Neuseeland als Favorit gegolgen. Unter anderem, da er zuletzt in der Abwesenheit von Read als Ersatz-Kapitän aufgelaufen war. Mit bereits 68 Länderspielen bringt der aus Rotorua stammende Cain aber ebenso die nötige Erfahrung mit und könnte noch mindestens fünf Jahre auf dem jetzigen Niveau spielen. Neu-Coach Forster, der zuvor sieben Jahre unter Steve Hansen Co-Trainer war, betonte man sei im Trainerteam vor allem von Canes Qualitäten als Anführer der vorneweg geht überzeugt.

Rückkehr aufs Feld eine Frage der Zeit

Wann Cane die All Blacks erstmals als Kapitän aufs Feld führen wird, ist derzeit unklar. Angesichts des milden Verlaufs der Corona-Pandemie in Neuseeland - das Land hatte zuletzt mehrere Tage über keinerlei neue Fälle verzeichnet - könnte zumindest der Klub-Spielbetrieb in wenigen Wochen wieder aufgenommen werden. Seit Tagen wird über eine Provinz-Meisterschaft mit allen All Blacks nach Vorbild der Amateur-Ära spekuliert.

Eine Austragung des Bledisloe Cup gegen den alten Rivalen Australien ist ebenso denkbar, nachdem Neuseelands Premierministerin angekündigt hatte, dass die Reisebeschränkung zwischen Neuseeland und Australien zuerst aufgehoben werden dürften. Auch Australien hat die Corona-Pandemie mit viel Erfolg bekämpft, so dass beispielsweise die Rugby-League-Meisterschaft NRL aktuell mit einem Neustart am 28. Mai plant.

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