TR-Review Six Nations: Frankreich furios, England brutal effizient, Italien hoffnungslos
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 24. Februar 2020

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Frankreichs Verbinder Ntamack auf dem Weg zum entscheidenden Versuch.

Nach dem dritten Wochenende der Guiness Six Nations können sich noch drei Teams realistische Hoffnungen auf den Titel machen, jedoch liegt Frankreich nach dem Auswärts-Sieg in Cardiff auf der Pole Position. Die jungen Wilden aus der Grande Nation konnten ihre großartige Heimform auch im Hexenkessel von Cardiff bestätigen und brauchen aus dem verbleibenden beiden Partien potenziell nur noch einen Sieg, um den ersten Titel seit zehn Jahren zu holen. Irland dagegen musste in London eine empfindliche Schlappe hinnehmen, der erste Rückschlag für Neu-Trainer Andy Farrell.

England 24 - 12 Irland

Ideenlose Iren und Engländer, die gnadenlos effektiv aber wenig ansehnlich spielten. Im Mutterland ist man mit dem klaren Ergebnis zufrieden, konnte aber zumindest spielerisch wenig überzeugen. In Irland sind die beiden Auftaktsiege gegen Schottland und Wales vergessen, denn eine derart schwache Hälfte wie gestern in London, hatte das Team zuletzt in Tokio gezeigt, als es im WM-Viertelfinale von Neuseeland vom Platz gefegt wurde. 

Die Kritik an Neu-Kapitän Jonny Sexton ist auf der grünen Insel enorm und Forderungen dem eigenen Nachwuchs mehr Chancen zu geben, werden immer lauter. Irland half den Engländern in einem ersten Durchgang, in dem die Gastgeber wie zuletzt üblich in Twickenham mit ihren harten Sturmläufen und vielen Kicks hinter die Linie agierten, zu ihrer Führung.

Erst verpasste es Jonny Sexton einen Bodenroller-Kick von Englands Neuner Youngs zu entschärfen, so dass George Ford den Ball nur noch zum Versuch ablegen musste. Dann machte Außendreiviertel Jacob Stockdale im eigenen Malfeld eine noch schlechtere Figur. Einen spekulativen Kick von Verbinder George Ford hätte der Ulster-Winger locker entschärfen können, doch kurioserweise zögerte Stockdale so lange, dass Englands Schluss Elliot Daly nur noch mit der Hand auf den Ball zum Versuch klatschen musste.

Mit einem 0:17 Rückstand zur Pause sahen Irlands Aussichten bereits zur Pause sehr düster aus. Ein kraftvoller Lauf von Innen Robbie Henshaw durch zwei englische Tackles brachte Irland den zwischenzeitlichen Anschluss, doch ohne die Erhöhung durch den schlecht kickenden Sexton blieb es aus irischer Sicht zu wenig. England konnte wenig später mit dem starken Sturm per Paket über die Linie kommen - Ersatz-Hakler Luke Cowan-Dickie feierte in seinem 20. Einsatz für England seinen fünften Versuch und die Vorentscheidung.

Irland kam in der Schlussphase nach der Einwechslung des dynamischen Neuners John Cooney noch Mal auf, es reichte aber nicht zu mehr als dem 12:24 Anschluss durch den eingewechselten Ersatz-Prop Porter in der Nachspielzeit. Aus irischer Sicht besonders ärgerlich: Hätte Jonathan Sexton zuvor nicht zwei leichte Kicks versemmelt, hätte dieser Versuch zum Defensiv-Bonus gereicht und Irland hätte nun vor England in der Tabelle gelegen.

Wales 23 - 27 Frankreich

Seit 2010 hatten les Bleus nicht mehr in Cardiff gewonnen. Damals hieß der Endstand 20:26 und Frankreich sicherte sich wenige Wochen später den Grand Slam. Spätestens seit diesem tollen Auswärts-Auftritt des extrem verjüngten französischen Teams in Cardiff gegen den besonders heimstarken Titelverteidiger ist klar: Dieses Team hat das Zeug um das Kunststück von 2010 zu wiederholen und Wales als Champion abzulösen.

Besonders vor der Pause am späten Samstag-Nachmittag  hatte Frankreich im Principality Stadium die Oberhand. Ein von Leigh Halfpenny nach vorne verlorener französischer Kick landete in den Händen von Schluss Anthony Bouthier, der mit dem Ball bis unter die Stangen einlief. Wenig später konnte der vom Innen zum Außen umfunktionierte Gael Fickou nach einer tollen Kombination zum zweiten Versuch einlaufen, vermeintlich. Denn ein vorheriges Offload wurde vom Video-Schiedsrichter als Vorwurf gewertet. Das sollte für die Franzosen aber kein Problem sein, da Zweite-Reihe-Hüne Willemse wenig später mit aller Gewalt über die Linie kam.

Wales hielt sich bis Anfang des zweiten Durchgangs nur über drei Straftritte von Dan Biggar im Spiel, bis ein Versuch vom jungen Tighthead-Prop Dillon Lewis das Momentum zu drehen schien. Der Kraftprotz reagierte am schnellsten als Wales-Innen Hadleigh Parkes kurz vor der Linie das Leder nach hinten verlor - Lewis las es auf und bahnte sich den Weg über die Linie. Nur noch 16-17 aus Wales-Sicht und die Waliser wähnten das Momentum hinter sich. Ein vielversprechender Angriff endete dann aber in der Entscheidung - Innen Nick Tompkins, der sich anderweitig verbessert zeigte nach seiner katastrophalen Leistung von Dublin, wollte den Ball schnell Richtung Außenbahn bringen, spielte aber dem lauernden Frankreich-Verbinder Ntamack in die Hände, der mit dem Leder bis ins Malfeld lief.

Es war die Vorentscheidung, doch Frankreich musste noch Mal zittern. Erst wurde ein Vorwurf im Tackle kurz vor der Linie von Try-Scorer Willemse als solcher gewertet, auch wenn Wales heftig protestierte. Dann musste Prop Mohamed Haouas wegen Kollabieren des Gedränges die Schlussphase mit Gelb aussetzen. Wales kam durch einen Versuch von Verbinder Dan Biggar, der sich mit viel Power über die Linie wuchtete noch Mal auf 23-27 heran, doch dies sollte der Endstand bleiben. Wales letzter vielversprechender Angriff, mit einem Durchbruch von Tompkins über 60 Meter, endete mit einem Turnover des eingewechselten Haklers Camille Chat. Frankreich hat so mit den ausbleibenden Spielen in Edinburgh gegen Schottland und daheim gegen Irland zwei Chancen um die nötigen fünf Punkte zum Gewinn des Turniers zu holen.

Italien 0 - 17 Schottland

Es war das am wenigsten ansehnliche Spiel des Wochenendes und Italiens Hoffnung auf einen Sieg zerronnen in der warmen Frühlings-Sonne von Rom. Ein großartiger Solo-Versuch von Schottland-Kapitän Stewart Hogg, der die halbe Azzurri-Defensive stehenließ, brachte die Gäste nach 22 Minuten bereits auf die Siegerstraße. Ein zweiter schön herausgespielter Versuch wurde wegen eines Vorwurfs aberkannt. Italien vermochte es zwar immer wieder ansehnlich zu kombinieren, aber konnte weder vom Tee, noch aus dem Spiel zu Zählern kommen.

Aber auch Schottland tat sich lange schwer, so dass die 55.000 in Rom lange zumindest noch Hoffnung hatten. Erst als Innen Chris Harris nach unzähligen Phasen mit brachialer Gewalt über die Linie kam, zeichnete sich die Niederlage beim Stand von 0:10 deutlicher ab. Italien sollte sich noch ein zwei Mal ansehnlich in die 22 der Gäste kombinieren, ohne jedoch Zählbares mitzunehmen. Stattdessen in der vorletzten Minute der schottische Schlusspunkt: Als Italien im Mittelfeld zu aggressiv in ein Ruck ging, nutzte Verbinder Adam Hastings die Einladung und ging schnell über die kurze Seite und sprintete bis unter die Stangen zum 17:0 Endstand aus schottischer Sicht.

Für zuletzt gebeutelte Schotten ein wichtiger Befreiungsschlag, die nun immerhin nicht mit dem Wooden Spoon bestraft werden und unter Beweis gestellt haben, auch ohne Verbinder Finn Russel siegen zu können.

Die Tabelle

Rang Land Spiele Punkte Differenz
1. Frankreich 3 13 +24
2. England 3 9 +12
3. Irland 3 9 +5
4. Wales 3 6 +28
5. Schottland 3 6 +3
6. Italien 3 0 -72

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