Unsere TR Adler-Mannschaft des Jahrzehnts - Teil 2 - der Sturm |
Geschrieben von TotalRugby Team | |
Mittwoch, 15. Januar 2020 | |
Weiter geht unser ausführlicher Rückblick auf die vor wenigen Tagen zu Ende gegangene Rugby-Dekade. Tagelang haben wir uns kontrovers mit zahlreichen Rugby-Größen aus der ganzen Republik unterhalten. In genau 72 Spielen haben zwischen 2010 und 2019 über einhundert Spieler für unsere schwarzen Adler auflaufen dürfen, aber wer würde es in das beste Team des Jahrzehnts schaffen? Herausgekommen ist unsere TR-Adler-Mannschaft der Dekade, die von 1 bis 23 mit legendären Namen besetzt ist. Dabei haben wir uns ehemalige und aktuelle Weggefährten der 23 Spieler des Teams gesucht, die euch ein wenig mehr über die besten deutschen Spieler der Fünfzehner-Nationalmannschaft der 2010er-Jahre sagen können. Im zweiten von drei Teilen stellen wir euch den Sturm unseres Teams vor (Teil 1 findet ihr hier) Der Sturm1. Julius Nostadt (Prop, DRV-XV-Debüt 2013, Geboren 1992)Der linke Prop unserer TR-Mannschaft des Jahrzehnts ist Julius Nostadt. Seine Stärke im Gedränge ist unbestritten, aber auch im im offenen Spiel ist eine Waffe: Für einen Erste-Reihe-Stürmer ist Nostadt sehr mobil und damit sowohl als Ballträger, als auch als Verteidiger ein großartiger Spieler. Seit seinem Debüt im Jahr 2013 hat der Heidelberger sich nicht nur in der deutschen Nationalmannschaft unverzichtbar gemacht, ihm ist auch etwas gelungen, was nur wenige deutsche Rugger von sich behaupten können, er hat sich in Frankreich als Profi durchgesetzt. Aktuell noch beim Zweitligisten Aurillac unter Vertrag, wird Nostadt diesen Sommer zum französischen Meister von 2018, Castres Olympique, in die Top 14 wechseln. 2. Alexander Widiker (Hakler, DRV-XV-Debüt 2001, Geboren 1982)Rekord-Nationalspieler der DRV XV, jahrelang Kapitän und davor bereits über Jahre hinweg Führungsfigur des Teams und insgesamt lange Zeit das Gesicht des deutschen Rugbys. Alexander Widiker, von Weggefährten nur „Snakko" genannt, ist einer der Spieler, die für uns von Anfang an in der TR-Mannschaft des Jahrzehnts gesetzt waren. Widikers Qualitäten auf und neben dem Feld waren Zeit seiner Karriere unumstritten: Gedränge-Guru, bombensicherer Einwerfer, eisenharter Verteidiger und nicht zuletzt war Widiker dazu noch für einen Hakler ein unglaublicher guter Ballträger. 3. Damien Tussac (Prop, DRV-XV-Debüt 2009, Geboren 1988)Der wohl beste Gedrängespieler, den Deutschland jemals hatte, war dem DRV quasi zugelaufen. Damien Tussac, damals Nachwuchsspieler des RC Toulon, hatte selbst beim DRV angerufen und nachgefragt, ob man ihn den bräuchte. Denn der in der Provence geborene Erste-Reihe-Stürmer hatte deutsche Vorfahren und lief so bereits für die deutsche U-20 und schließlich für die A-Nationalmannschaft auf. Erst im DRV-Dress wurde er von der zweiten in die erste Reihe versetzt - der entscheidende Schub für Tussacs Karriere. Seine Stärke im Gedränge brachte ihn nicht nur in den Kader der Galaktischen von Toulon, damals an der Seite eines gewissen Sonny Bill Williams, sondern auch bis zur französischen Meisterschaft mit Castres. Doch ausgerechnet den Höhepunkt seiner Karriere verpasste Tussac - denn seine aktive Zeit wurde durch eine Nackenverletzung im Frühjahr 2018 beendet. Tussac bekam wenige Monate später von Frankreichs Präsident Macron die Siegermedaille für die Meisterschaft umgehängt, doch stand er anders als seine Teamkollegen im Anzug mit Klub-Krawatte da. In unserer TR-Adler-Mannschaft der Dekade ist Tussac die unumstrittene Nummer drei. 4. Michael Poppmeier (Zweite-Reihe-Stürmer, DRV-XV-Debüt 2004, Geboren 1982)15 Jahre lang stand Michael Poppmeier in Diensten der DRV XV, mit einer studienbedingten Pause, während der Poppmeier in seinem Geburtsland Südafrika weilte. Der Kapstädter Hüne mit der sonoren Stimme führte die DRV XV zuletzt 2018 als Kapitän in die WM-Quali in Marseille. Neben seinen unbestrittenen Führungsqualitäten auf und neben dem Platz war Poppmeier vor allem als Gasseguru unverzichtbar für das DRV-Team und damit auch für unsere TR-Mannschaft der Dekade. Die Art und Weise, wie er die Mannschaft zusammengebracht hat, war immer etwas ganz Besonderes. Es ging ihm immer in erster Linie um das Team, nicht um sich selbst. Poppi war ein sehr guter Anführer und wurde von den Mitspielern immer im höchsten Maß respektiert. Er konnte das Spiel unglaublich gut lesen, analysieren und ich glaube das hat ihn zum besten Gasse-Spieler gemacht, den wir jemals hatten. Dazu hat er hinter den Kulissen dermaßen viel Arbeit investiert. Unter dem Strich war er ein absolut brillanter Spieler, dabei sehr fleißig. Nie derjenige, der glänzen wollte, aber er hatte eine unglaubliche Präsenz auf dem Feld, für die eigenen Mitspieler und noch mehr für den Gegner. 5. Robert Mohr (Zweite-Reihe-Stürmer, DRV-XV-Debüt 1996, Geboren 1978)Heute ist der gebürtige Hannoveraner wieder bei Stade Rochelais angekommen und zwar als Jugendkoordinator. Bei den Maritimes hatte sich Mohr in knapp 300 Spielen, davon unzählige als Kapitän, den Status einer Klub-Legende erarbeitet. Und das als Deutscher ausgerechnet im Stade Marcel Deflandre von La Rochelle, das nach einem ehemaligen Klub-Präsidenten, der Opfer der Nazi-Besatzung Frankreichs wurde, benannt ist. Der Zweite-Reihe-Stürmer war in ganz frühen Jahren den Weg aus Hannover nach Frankreich gegangen und hatte es dort bis in die Top 14 geschafft. Auch im DRV-Dress war er fast zwei Dekaden lang ein absoluter Führungsspieler. Für unsere TR-Adler-Mannschaft der Dekade ist er dementsprechend gesetzt und teilt sich mit Poppmeier die Aufgaben in der zweiten Sturmreihe.
6. Tim Kasten (Dritte-Reihe-Stürmer, DRV-XV-Debüt 2006, Geboren 1983)Der gebürtige Hannoveraner war als Ballträger fast wie ein Achter, ohne dabei die lästigen Flanker-Pflichten zu vernachlässigen, dazu technisch hervorragend ausgebildet und mit einer Kondition gesegnet, die wenige Stürmer vorweisen können. Kein Wunder, dass Kasten auch in der Siebener-Nationalmannschaft auftrumpfte, unter anderem bei den Hannover 7s und den London 7s im Rugby-Tempel Twickenham. In unserer TR-Adler-Mannschaft der Dekade setzt sich Kasten gegen eine Vielzahl an Kandidaten auf den Sechser-Posten durch und bringt unser Team mit seinen kraftvollen Ballvorträgen immer wieder über die Vorteilslinie. Ich habe mit ganz vielen Dritte-Reihe-Stürmern zusammengespielt, aber nur ganz ganz selten habe ich einen Spieler erlebt, der einen derartigen Zug nach vorne hatte, wie Tim Kasten. Vor allem, wenn der Kerl das Malfeld vor sich gesehen hat, war der nicht mehr aufzuhalten. Das war echt beeindruckend! Er hat ja auch im Siebener toll gespielt, ist technisch hervorragend ausgebildet, kann beidseitig passen, kann sogar kicken als Dritte-Reihe-Stürmer. Die einzige Schwäche war vielleicht das Tackeln - er war nie der Drecksarbeiter, aber er hatte seine Stärken ganz klar im Offensiv-Bereich und das hat ihn zu einem der besten Spieler gemacht, die Deutschland jemals auf der Dritten Reihe hatte. 7. Jaco Otto (Dritte-Reihe-Stürmer, DRV-XV-Debüt 2015, Geboren 1989)Wohl kein Stürmer in der Geschichte des deutschen Rugbys war derart gefährlich vorm gegnerischen Malfeld, wie Jaco Otto. Der im ländlichen Südafrika geborene Flanker hat einfach einen Riecher für Versuche: Ob nun per Intercept-Try von der Mittellinie, wie 2017 gegen Rumänien in Offenbach, oder wie unzählige Male per Pick-and-Go aus nächster Nähe. Ingesamt 25 Mal in nur 29 Spielen schaffte es der nur 1,80 m große Blondschopf mit dem Leder unter dem Arm ins Malfeld. Aber nicht nur das bringt ihm den Platz auf der Sieben in unserem TR-Team ein - Otto ist auch defensiv eine Waffe. Er schmeißt sich ohne Rücksicht auf den eigenen Körper in jeden noch so viel schwereren Gegner und klaut mit Vorliebe Bälle aus dem Offenen. Da verzeiht man Otto auch, dass er mit seiner Aggressivität manchmal ein wenig übers Ziel hinaus schießt und öfter für eine Karte gut ist. 8. Jarrid Els (Dritte-Reihe-Stürmer, DRV-XV-Debüt 2015, Geboren 1988)Wie Jaco Otto feierte Jarrid Els Ende 2015 in Brasilien sein DRV-XV-Debüt. In der dritten Sturmreihe übernimmt Els aber eine gänzlich andere Rolle, als sein guter Kumpel Otto. Gut 13 cm größer und 15 Kg schwerer ist Els der bessere Ballträger der beiden - wenn der ebenso in Südafrika geborene Els einmal mit Dampf auf die gegnerische Linie zulief, schaffte er es fast ausnahmslos über die Vorteilslinie. Diese Stärke mit dem Ball unter dem Arm zeigte er auch gegen absolute Top-Gegner, wie 2018 in Heidelberg im WM-Spiel gegen die Samoaner. Jarrid gehört zu der Art von Spieler, die für dich kämpfen, zu jedem Zeitpunkt, auf und neben dem Feld. Das Trikot hat ihm sehr viel bedeutet und das hat er am Wochenende dann auch unter Beweis gestellt mit kraftvollen Ballvorträgen aus der Tiefe - aber auch seine Defensiv-Arbeit war sehr solide. Er war ein großer aber gleichzeitig dennoch mobiler Spieler und das hat ihn für uns zu einer Waffe werden lassen.
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Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 15. Januar 2020 ) |