TR-Update Liga zwei: Wer soll Offenbach stoppen? Gelingt Pauli die Rückkehr ins Oberhaus?
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 23. Oktober 2019

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Das Unterhaus bietet in dieser Saison Spannung und viele enge Duelle. Foto (c) Perlich

Das Rugby-Unterhaus bietet in dieser Saison wieder einige Überraschungen und verdammt viel Rugby - Aufsteiger, die als Neulinge ihre Staffeln dominieren. Ambitionierte Rückkehrer und Transfer-Sensationen. Wir blicken auf die vier Staffeln in der zweiten Liga in unserem Update.

West: Neuling Offenbach marschiert vorneweg

Der BSC Offenbach blickt auf eine fast 100-jährige Geschichte zurück und feierte bereits den Ligapokalsieg - in den letzten 20 Jahren liest sich Historie des BSC wie eine Achterbahn. Doch zuletzt wurde mit dem Franzosen Dominique Arnault, einst selbst Trainer und heute großzügiger Sponsor des BSC mit seiner Firma Core Technology, zuletzt ein neuerlicher Aufschwung erreicht und der soll nun im Bundesliga-Aufstieg seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen. Mit einem Jahr Verspätung, aufgrund einer Auseinandersetzung mit dem hessischen Rugby-Verband, gelang in der letzten Saison der erste Schritt: Nach Durchmarsch in der Regionalliga schaffte Offenbach der Aufstieg ins Unterhaus.

Dort angekommen, spielt der BSC in der Weststaffel aktuell eine ähnlich dominante Rolle, wie der Sportclub Neuenheim im Vorjahr in der Südstaffel. Fünf Spiele, fünf Bonuspunktsiege und eine überragende Punktedifferenz von +251 Zählern. Kein Wunder könnte man meinen, wenn man sich den Luxuskader, den Spielertrainer Wynston Cameron-Dow zur Verfügung hat. Der DRV-XV-Nationalspieler hatte für viel Stirnrunzeln gesorgt, als er im Sommer 2018 vom Meisterschafts-Anwärter Frankfurt 1880 ausgerechnet in die Regionalliga wechselte.

Fünf Spiele, fünf Siege, die Bilanz des Aufsteigers ist perfekt bis jetzt

Jetzt allerdings sind ihm mit Siebener-Nationalspieler Robert Haase und Ex-Füchse-Spielmacher Tobias Apelt sowie einer Reihe von weiteren einstigen Topspielern des Vorjahres-Siegers der West-Staffel, der TGS Hausen, weitere Leistungsträger in die Lederstadt gefolgt. Auch von Cameron-Dows Ex-Klub wechselten weitere Stammkräfte zum vermeintlich kleinen Nachbarn - allen voran Mthunzi Moloi, der in Südafrika die berühmte Sharks Academy durchlaufen hat und zu den stärksten Props des Oberhauses in der Vorsaison zählte. Nicht nur das unterstrich die Ambition der Offenbacher.

Da überrascht es wenig, dass Cameron-Dow und Co. selbstbewusst auftreten: „Wir sind allen Teams der 2. Liga voraus“, so der Deutsch-Südafrikaner gegenüber der Offenbach Post. Tobias Apelt, der nach dem verpassten Aufstieg mit Hausen letzte Saison zum Lokalrivalen wechselte legte gegenüber derselben Zeitung nach und betonte „Ich sehe uns vom Niveau her im Mittelfeld der 1. Liga“ und lobte die Professionalität im Verein, die fast auf Profi-Niveau sei. Lediglich die Kommunikation auf dem Feld sei noch problematisch, da viele im Team nur französisch oder englisch verstünden.

Der Weg zum Staffelsieg im Westen jedenfalls scheint geebnet - die direkten Konkurrenten konnte Offenbach daheim jeweils deutlich schlagen: Aachen (48-8) und Köln (46-8) spielten mit dem Offenbacher Aufstiegsfavoriten nicht auf Augenhöhe und selbst eine um Spieler der ersten Frankfurter Mannschaft verstärkte Mannschaft von 1880 wurde mit 32-7 geschlagen. Wer soll Offenbach schlagen, ist da die Frage? Zumindest der Weg in die Aufstiegs-Playoffs ist, auch wenn alle drei Topspiele in der Rückrunde auswärts stattfinden werden, abzusehen.

Die Liga-Neulinge Bonn und der zweite luxemburgische Vertreter im deutschen Ligasystem Walferdange tun sich derweil nach dem Aufstieg ins Oberhaus schwer. Münster hat derweil die Staffel gewechselt, um die chronische untersetzte Nord-Staffel aufzufüllen, während die Ruhrpott-Rugger aus Essen nach zwei Absagen zwangsweise absteigen musste.

Süd: StuSta und Rottweil im Zweikampf

Im Süden läuft derweil alles auf einen erneuten Zweikampf zwischen dem RC Rottweil und den Münchner Ruggern von der StuSta hinaus. Die beiden Teams lagen in den letzten Jahren quasi im Dauer-Clinch und haben sich um den Platz an der Sonne in der Südstaffel bekämpft - mit der Aufnahme in der Vorsaison, die der SC Neuenheim nach Belieben dominierte. Ähnliches wird zumindest der Neckarsulmer SU nicht gelingen - der Absteiger aus dem Oberhaus verlor nicht nur Coach Mark Kuhlmann, sondern auch zahlreiche Leistungsträger wie Loris Geibel und Patrick Murphy, die beide mit dem Wechsel zum HRK im Oberhaus blieben.

So musste gegen StuSta eine 15-28 Heimniederlage einstecken und muss eigentlich demnächst auswärts in Rottweil gewinnen, um noch eine Chance auf den direkten Wiederaufstieg zu haben. Ausgerechnet Rottweil könnte man meinen - die Gelb-Schwarzen aus dem Nordschwarzwald hatten im vergangenen Sommer sowohl gegen Neuenheim, als auch gegen Pforzheim die Chance vergeben, ins Oberhaus aufzusteigen.

In Liga zwei angekommen, aber noch lange kein Aufstiegskandidat: Bundesliga-Absteiger Neckarsulmer SU

Nun haben die Rugger vom RCR aber einen perfekten Start hingelegt und letzten Samstag auch den direkten Konkurrenten StuSta München mit 12-3 daheim besiegt - bei ganz schwierigen Bedingungen wurde dem RCR gegen die Studentenstädter, die seit dieser Saison vom Ex-Handschuhsheimer Maximilian Retzmann trainert werden, alles abverlangt. Doch die schwierigen Bedingungen und das kampfbetonte Spiel lag den Nordschwarzwäldern. Nach 0-3 Pausenrückstand drehten die Männer von Coach Gustavo Lopez mit zwei Versuchen die Partie.

Rottweil geht liegt nun zwar noch immer hinter den Münchner Konkurrenten, aber mit einem Spiel weniger auf dem Konto. Der München RFC und der Heidelberger TV haben jeweils noch das Potenzial in das Renen um die beiden Playoff-Plätze einzusteigen, mussten jedoch beide bereits Pleiten hinnehmen. Liga-Neuling Augsburg musste bereits einiges an Lehrgeld zahlen, konnte sich aber klar gegen Unterföhring durchsetzen, die einen Katastrophen-Start in ihre dritte Zweitliga-Saison hingelegt haben.

Norden: Gelingt Pauli die direkte Rückkehr ins Oberhaus?

Im Norden war der Bundesliga-Absteiger FC Sankt Pauli als der große Favorit in die neue Saison gestartet. Tatsächlich stehen die Hamburger mit vier Bonuspunktsiegen auf Rang eins der Tabelle im Norden - jedoch setzte es an Spieltag zwei bei der Zweitvertretung von Hannover 78 eine überraschende und überraschend hohe 22-48 Niederlage. Bekannterweise kann die Zweitvertretung des Nord-Bundesliga-Tabellenführers aber nicht aufsteigen, weswegen die Braun-Weißen weiter der Topfavorit im Norden sind, zumal die vier Siege gegen Bremen und die beiden Liganeulinge Wiedenbrück und Münster - beide waren aus dem Westen in den Norden gewechselt um die unterbesetzte Nordstaffel aufzufüllen - allesamt souverän waren.

 

Die Bremer-Bizepsbude: Radio Bremen begleitete die 1860-Rugger beim Spiel gegen Victoria Linden

Abteilungsleiter Nils Zurawski gibt sich dementsprechend optimistisch gegenüber TR: „Wir wollen aufsteigen und wir können die Liga gewinnen!“ Trotz der Niederlage gegen 78 II sieht Zurawski seinen Klub gut aufgestellt. Man mache, so Zurawski gegenüber TR weiter, sich schon Gedanken wie man sich sportlich künftig professioneller aufstellen könne, auch wenn dies ausdrücklich nicht beinhalte Spieler einzukaufen. Denn nachdem die letzten drei Sommer jeweils ein Auf- oder Abstieg erfolgte, will man sich mittelfristig im Oberhaus etablieren und kein Dasein als Fahrstuhlklub fristen. 

Der wohl größte Konkurrent um den Aufstieg, Rekordmeister und Playoff-Teilnehmer im Sommer Victoria Linden, musste nach zwei hauchdünnen Siegen gegen Münster und den DRC Hannover zuletzt ebenso eine Pleite gegen 78 II hinnehmen. Im direkten Duell am kommenden Sonntag dürfte sich entscheiden, ob Pauli oder Linden die besten Aufstiegschancen haben.

Das erklärte Ziel des FC Sankt Pauli ist die Rückkehr ins Oberhaus



Osten: BSV, Hennigsdorf und Hohen Neuendorf liefern sich Dreikampf hinter dem BRC II

Auch im Osten ist die bisher erfolgreichste Mannschaft eine Zweitvertretung und zwar die des Berliner Rugby Clubs. Dahinter balgen sich drei Vertreter um die zwei zu vergebenden Playoff-Plätze. Aktuell liegt da Stahl Hennigsdorf vorne, die sich im direkten Duell mit Velten und dem Berliner SV, dem Vorjahressieger im Osten, durchsetzen konnten. Vielleicht liegt das ja auch an der Unterstützung von Stadtoberhaupt Thomas Günther, dem wohl bekanntesten Fan des Vorzeigeklubs, der zu DDR-Zeiten Serienmeister war. Günther hatte gewettet, dass die Stahl-Rugger es nicht schaffen, 300 Hennigsdorfer in Vereinsfarben zum City-Sportfest zu bekommen - er verlor die Wette und trainierte bei den alten Herren des Klubs mit.

Hennigsdorfs Stadtoberhaupt ist nicht nur Stahl-Fan sondern hat auch bereits mit den Brandenburger Ruggern trainiert

Im Osten dürfte es zudem auch spannend zu sehen sein, wie sich Rückkehrer Hohen Neuendorf schlägt. Die Brandenburger spielten vor nicht allzu langer Zeit erste Liga, stiegen ab und zogen sich dann vor drei Jahren freiwillig aus dem Unterhaus zurück. Der Anspruch des Klubs aus dem Berliner Speckgürtel lautet nun wieder die Nummer eins in Brandenburg zu werden. Zwei Siege und eine knappe Niederlage gegen den Berliner SV zumindest sind ein guter Auftakt. Im Brandenburg-Derby gegen Hennigsdorf dieses Wochenende dürfte sich entscheiden, wer Ansprüche auf die Playoff-Plätze erheben darf.

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